Heft 
Band 10
Seite
172
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I72 Diplomarbeiten& Dissertationen

ergab ähnliche Wachstumsraten wie für eine Fuchspopulation unmittelbar nach der Immunisierung.

In den Untersuchungsgebieten haben Extensivierung und Wiedervernässung seit 1991 attraktive Habitate geschaffen, in denen Kiebitze regelmäßig brüteten und auch Nachgelege zeitigten. Nestverluste durch Landwirtschaft können in diesen Schutzgebieten weitgehend vermieden werden, solange eine fachge­rechte Betreuung der Gebiete gewährleistet ist. In den hochwasserfreien(Teil-)Gebieten wurden über mehrere Jahre konstant hohe Gelegeverluste und eine zum Bestandserhalt nicht ausreichende Reproduk­tion festgestellt. In den Flutungspoldern im Odertal war der Schlupferfolg von Kiebitzgelegen im Jahr 1998 mit ca. 66% hoch, in den Folgejahren ging er jedoch stark zurück, so dass auch hier keine ausreichende Reproduktion festzustellen war. Die Gelegeverluste gingen in allen Gebieten und Jahren überwiegend auf Säugetiere(v.a. Carnivora) zurück, aber nicht ausschließlich auf Füchse. In den Flutungspoldern war der Anteil der Gelegeverluste durch Musteliden signifikant höher als in den übrigen Teilgebieten. Vögel(v.a. Rabenvögel Corvidae) stellten keine wesentliche Verlustursache dar und gefährden Wiesenbrüter offenbar nicht. Weder die Bekämpfung von Rabenvögeln noch eine verstärkte Fuchsbejagung können demnach eine ausreichende Reproduktion von Wiesenlimikolen sicherstellen. Das Überleben der Kiebitzküken nach dem Schlupf wurde im Odertal entscheidend durch die künstliche Entwässerung ab Anfang Mai beeinträchtigt. Zudem ermöglicht die Austrocknung zuvor überfluteter Wiesen das vermehrte Eindringen von Säugetieren, für das die Analyse nächtlicher Störereignisse an Kiebitznestern Indizien lieferte. Aufgrund der Untersuchungen werden Merkmale zur Bestimmung von Schlupferfolg bzw. Verlustur­sachen an Gelegen von Wiesenlimikolen(Charadrii) beschrieben. Wichtige Merkmale sind das Vorhan­densein kleiner Schalensplitter, größere Schalenreste mit Fraßspuren, Reste von Eiinhalt sowie Fuß- oder Kotspuren. Die wichtigsten Merkmale werden in einem Schlüssel zusammengefasst.

Im Unteren Odertal wurde außerdem 1998-2000 der Einfluss von Prädation und Landwirtschaft auf den Bruterfolg der Schafstelze Motacilla flava untersucht. Die errechnete Verlustrate von 57% der Nester durch Prädation und Wetter hatte wegen der Möglichkeit von Nachgelegen keinen negativen Einfluss auf den Bestand. Eine Berechnung der Verlustraten durch Mahd und Beweidung aufgrund einer Kartierung der Nutzungstermine ergab jedoch Brutverluste von bis zu 22% durch Landwirtschaft, die sich in Verbindung mit den natürlich verursachten Verlusten bestandsgefährdend auswirken müssten. Die zukünftig vorge­sehene Erstnutzung ab dem 30.6. ist zum Schutz der Schafstelze und weiterer Singvögel geeignet, da bis dahin die erste Jahresbrut der meisten Brutpaare ausgeflogen ist.

Prädation durch Vögel stellte in Deutschland auch nach 1990 keine wesentliche Gefahr für Bodenbrüter dar. Seit 1990 haben aber Brutverluste durch Raubsäuger zugenommen und in einigen Fällen bestandsgefähr­dende Ausmaße erreicht. Unter den hinreichend untersuchten Arten sind besonders Hühnervögel, Watvögel und die Großtrappe Otis tarda betroffen. Wenig betroffen sind bodenbrütende Singvögel und ein Teil der ko­loniebrütenden Arten, Als Ursachen werden entweder der Wegfall der Tollwut beim Rotfuchs oder Verände­rungen von Kleinsäugergemeinschaften mit Auswirkungen auf ihre Räuber angenommen. Der zugrundelie­gende Faktorenkomplex ist bisher nicht in allen Einzelheiten aufgeklärt, dies gilt auch für Auswirkungen von Nahrungsmangel bei Altvögeln auf die Prädation ihrer Nester. Dementsprechend sind kaum zuverlässige Maßnahmen zur kurzfristigen Verringerung von Prädation verfügbar. Beim Management von Naturschutz­gebieten sollten besonders die Auswirkungen von Lebensraumdynamik, Wasserregime, Landschafts­struktur und Forstbetrieb auf das Vorkommen von Klein- und Raubsäugern berücksichtigt werden.

(Mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz und des MUNR Brandenburg)

Anschrift des Verfassers

Jochen Bellebaum, Dorfstr. 13a, 16248 Bölkendorf; E-mail: Jochen.Bellebaum@t-online.de