Diplomarbeiten& Dissertationen 175
Habitatnutzung und Nahrungserwerb von Buntspecht (Picoides major), Mittelspecht(Picoides medius ) und Kleiber(Sitta europaea ) sowie Hinweise zur Habitatwahl des Zwergschnäppers(Ficedula parva ) in bewirtschafteten und unbewirtschafteten Buchenwäldern des nordostdeutschen Tieflandes
Fritz Hertel Diplomarbeit an der Universität Essen(2001)
Unter den»holzbewohnenden« Vogelarten gelten stammkletternde Arten wie Spechte und Kleiber wegen ihrer ganz auf Bäume fixierten Lebensweise als besonders geeignete Bioindikatoren für Zustand und Veränderungen von Wäldern. Daraus resultiert die Eignung dieser Vogelgruppe für die Beantwortung von Fragen nach der nötigen Minimumausstattung von Wäldern mit bestimmten Requisiten bei gleichzeitig gewährleisteter Bewirtschaftung. Im Rahmen der Diplomarbeit wurde auf zwei je ca. 40 ha großen Probeflächen in bewirtschafteten 100-165jährigen Buchenwäldern im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin eine vergleichende Analyse der Habitatnutzung von Bunt- und Mittelspecht sowie Kleiber von März bis Juli sowie von November bis Dezember des Jahres 2000 durchgeführt. Als Referenzflächen für nahrungsökologische Untersuchungen diente der knapp 25 ha große Altbestand des NSG»Heilige Hallen«, ein seit längerem forstlich völlig ungenutzter, bis zu 350jähriger Buchenbestand im südlichen MecklenburgVorpommern und in eingeschränktem Maße der Altbestand des ähnlich alten Totalreservats»Fauler Ort« im Nordteil des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin.
Gegenstand der Untersuchung waren verschiedene Parameter des Verhaltens der stammkletternden Vogelarten bei der Nahrungssuche, insbesondere die Technik des Nahrungserwerbs und die dabei genutzten Strukturen und Substrate sowie die sich daraus ergebenden Unterschiede und Präferenzen. Von besonderem Interesse war dabei die Frage nach der unterschiedlichen Ressourcennutzung des nach gängiger Ansicht hauptsächlich an Eichenwälder gebunden geltenden Mittelspechts in den untersuchten reinen Buchenwäldern. Die mittels Sichtbeobachtung aufgenommenen Spechtaktivitäten wurden als Zeitdauer ausgewertet, um anteilige Nutzungen bestimmter Parameter für jede Art und jede Probefläche zu erhalten. Außerdem fanden Untersuchungen zur Habitatwahl des Zwergschnäppers in den Heiligen Hallen sowie in einem Wirtschaftswald bei Liepe im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin statt. In vier vorher ermittelten Nahrungsrevieren des Zwergschnäppers wurden forstliche Strukturparameter aufgenommen und einander gegenübergestellt. Es konnten Hinweise für bestimmte Habitatpräferenzen ermittelt werden, wie z.B. Gewässernähe; eine fehlende Krautschicht und ein gewisser Totholzanteil. Zusätzlich zu den nahrungsökologischen Geländeaufnahmen fanden exemplarisch an zwei Buntspechthöhlen im Untersuchungsgebiet Heilige Hallen und einer Probefläche im Wirtschaftswald Filmaufnahmen von Nestlingsfütterungen statt. Die visuelle Analyse der Beutetiere im Schnabel der Altvögel ergab einen deutlichen Unterschied zwischen den beiden Untersuchungsgebieten bezüglich den jeweils am häufigsten verfütterten Beutetieren. Im Fall der Referenzfläche waren dies totholzbewohnende Schnaken (Tipulidae) und ein deutlich höherer Anteil an Käfern, während im Wirtschaftswald Ameisen beim Großteil der Fütterungen als dominante Beute auftraten.
Die Ergebnisse der von den untersuchten stammkletternden Vogelarten vornehmlich genutzten Strukturen wurden, soweit möglich, den tatsächlich vorhandenen aus einer forstlichen Strukturaufnahme
der Untersuchungsgebiete gegenübergestellt.