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Vogelmonitoring in Deutschland Spezialisten trafen sich zur Klausurtagung in der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby
von Kai Gedeon), Stefan Fischer?)& Christoph Sudfeldt®)
»There' s no time like the present«- Die beste Zeit, etwas zu tun, ist sofort. Dies ist eine von siebzehn Lektionen, die Jeremy Greenwood(Direktor des British Trust for Ornithology/BTO ) den Teilnehmern der bundesweiten Klausurtagung»Vogelmonitoring und internationale Berichtspflichten in Deutschland « mit auf den Weg gab. Über 40 Mitarbeiter und Spezialisten aus den Fachbehörden der Länder, des Bundesamtes für Naturschutz, des Bundesumweltministeriums sowie der mit Monitoring befassten Arbeitsgruppen und Verbände waren der Einladung der Länder-AG der Vogelschutzwarten und des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten(DDA ) nach Steckby(Sachsen-Anhalt ) gefolgt. Das dreitägige Arbeitsprogramm vom 6. bis 8. September 2002 war in vier Themenkomplexe gegliedert:
1. Internationale Erfahrungen bei der Organisation und Integration von Monitoringvorhaben
2. Stand und Perspektive überregionaler Monitoringprojekte in Deutschland
3. Laufende Programme und Konzeptionen der Bundesländer und des Bundes
4. Zusammenfassung und Ausblick- Weitere Schritte beim Aufbau eines nationalen Vogelmonitorings Zum ersten Thema sprach Jeremy Greenwood in einem eindrucksvollen Vortrag zum Vogelmonitoring in Großbritannien . Der BTO, gegründet 1932, leistet in dieser Hinsicht seit Jahrzehnten eine beispielgebende Arbeit. Mit einer Vielzahl von Freizeit-Avifaunisten und einem Stab von 80 angestellten Mitarbeitern werden zahlreiche Projekte koordiniert, z.B. Common Bird Census, Breeding Bird Survey, Nest Record Scheme oder Integrated Population Monitoring. Der BTO ist eine unabhängige und landesweit agierende Institution, die jedoch eng mit Naturschutzverbänden und den Behörden zusammen arbeitet.
Dass Deutschland in Sachen Vogelmonitoring noch ein ganzes Stück von den Verhältnissen auf den Britischen Inseln entfernt ist, wurde in den 24 Vorträgen der nachfolgenden Themenblöcke 2 und 3 deutlich. Da gibt es die Erfassungen und Projekte der Landesbehörden und des Bundes einerseits und die laufenden Monitoring-Programme der Verbände und Arbeitsgruppen andererseits(eine Auswahl nationaler Programme ist in Box 1 zusammengestellt). Zwischen diesen gibt es vielfältige Berührungspunkte, sie werden bis jetzt jedoch weitgehend unabhängig erarbeitet, koordiniert und ausgewertet. Es mangelt an einer Zusammenführung der erhobenen Daten auf nationaler Ebene und an einer zeitnahen öffentlichkeitswirksamen Darstellung der Ergebnisse. Dadurch liegen viele der wertvollen Informationen brach, die von einer großen Zahl von Freizeitforschern und Faunisten alljährlich zur Situation der Vogelbestände in Deutschland zusammengetragen werden.
Trotz aller Defizite stehen wir bei der länderübergreifenden Zusammenarbeit und der Integration der verschiedenen Programme natürlich nicht beim Punkt Null. Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass das Thema Monitoring bei den Verbänden, den Behörden und der Öffentlichkeit gerade in Hinblick auf Berichtspflichten im Rahmen internationaler Konventionen gleichermaßen in den Blickpunkt des Interesses gerückt ist. Umweltbeobachtung ist eine gesetzliche Aufgabe- und da Naturschutz(und damit Vogelschutz) in Deutschland weitgehend in die Zuständigkeit der Länder fällt, ist eine Kooperation und Abstimmung zwischen allen Beteiligten außerordentlich wichtig. Auch die Erkenntnis, dass ein langfristiges Monitoring von Vogelarten nicht ohne ehrenamtliches Engagement leistbar ist, hat sich inzwischen