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Otis 11(2003)
besser gehalten als in den Städten. Für den Wolfsburger Raum(Niedersachsen ) geben FLADE& JEBRAM(1995) starke Rückgänge seit 1991 und teilweise Räumung von Stadtteilen ab 1994 an. In Hamburg gab die Türkentaube von 1960 bis 1990 20 % ihres Areals auf. In den 70er und in den 90er Jahren waren besonders drastische Bestandseinbrüche festzustellen(MITSCHKE& BAUMUNG 2001).
SAEMANN et al.(in STEFFENS et al. 1998) geben für Sachsen bereits ab 1975 deutliche lokale Rückgänge an. In Westfalen sind die Verhältnisse offensichtlich nicht einheitlich. Sowohl Zu- als auch Abnahmen wurden beobachtet(NWO 2002). Auch in Baden Württemberg sind Bestandsrückgänge ab den 70er bzw. 80er Jahren festzustellen gewesen, die zu einem Absinken des Landesbestandes von ca. 80.000 Paaren in den 70er Jahren auf 55.000 Paaren in den 90er Jahren führte(HÖLZINGER in HÖLZINGER& MAHLER 2001).
Die deutlichen Rückgänge der Art in vielen Bundesländern führten zur Einstufung der Türkentaube in der Vorwarnliste der aktuellen Roten Liste (BAUER et al. 2002).
Über die Ursachen der insgesamt rückläufigen Türkentaubenbestände sei an dieser Stelle nicht spekuliert. Mögliche Gründe sind in verschiedenen Publikationen zusammengestellt worden(u.a. BAUMGART 2000, 2001, Wırrt 2002). Sicher treffen viele dieser potenziellen Rückgangsursachen auch in Brandenburg zu. Das bei HÖLZINGER(in HöLZINGER& MAHLER 2001) zeichnerisch dargestellte idyllisch-ländliche Schema des Bruthabitats der Türkentaube ist heute selbst in vielen brandenburgischen Dörfern nicht mehr realisiert.
Die Kartierungsergebnisse des Jahres 2001 liefern eine gute Datenbasis, die weitere Bestandsentwicklung der Türkentaube in Brandenburg zu verfolgen und den Ursachen dafür näher zu kommen.
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