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Otis 11(2003)
Schriftenschau
BIOSPHÄRENRESERVAT FLUSSLANDSCHAFT ELBE-BRANDENBURG (2003): Artenreport. Kartierung und Monitoring im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Branden burg . Rühstädt , 132 Seiten. ISSN 1436-9273, Bezug: Biosphärenreservatsveraltung, Neuhaus 9, 19322 Rühstädt .
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Obgleich die brandenburgische Elbtalaue zweifellos zu den herausragenden Vogelgebieten des Landes gehört, War sie in ornithologischer Hinsicht beinahe ein“weißer Fleck”, da sich die wenigen ortsansässigen Ornithologen nicht zur Zuarbeit von Beobachtungsdaten an die ABBO motivieren ließen. So war die Bedeutung als Rastgebiet im Wesentlichen aus einigen Publikationen aus den 70er Jahren, einem Gutachten von KÖNIGSTEDT(1993) und gelegentlichen Meldungen von Gastornithologen zu erahnen.
Diese schmerzliche Lücke wird nun erfreulicherweise durch das erste Heft der neuen Schriftenreihe“Artenreport” geschlossen oder doch zumindest verkleinert. Das hochwertig produzierte Heft enthält ganz überwiegend ornithologische Beiträge, von denen ein avifaunistischer Sammelbericht für die Jahre 1998-2002 alleine über 2/3 des Heftumfanges ausmacht. Hier werden von E Neuschulz, S. Forberg und K. Heinke bemerkenswerte Beobachtungen, Brutvorkommen und Rastzahlen für alle Arten aufgelistet und teilweise mit Karten und Diagrammen veranschaulicht. Die Beobachtungen stammen offenbar ganz überwiegend von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Naturwacht des Biosphärenreservates. Sie erscheinen zuverlässig und geben einen guten Überblick über die Vogelwelt des Gebietes, auch wenn man sich vielfach wesentlich detailliertere Informationen und mehr Einzeldaten wünschen würde. Aber es handelt sich ja um einen ersten Bericht, und angesichts der geringen Beobachterdichte ist trotz aller Lücken ein durchaus beachtliches Datenmaterial zusammengekommen. Ein weiterer Artikel behandelt Erfolgskontrollen im Vertragsnaturschutz. Unter anderem werden auch ornithologische Daten erhoben, und zwar werden 13 ausgewählte Arten
auf zahlreichen Probeflächen erfasst, insgesamt alljährlich auf durchschnittlich 1.400 ha! Zusammen mit den vegetationskundlichen Untersuchungen ergeben sich interessante Aufschlüsse über die Auswirkungen des Vertragsnaturschutzes. Es bestätigt sich einmal mehr, dass der Wiedervernässung im Grünland entscheidende Bedeutung zukommt. Leider erfolgen Vereinbarungen zur Wasserregulierung nur auf 253 der insgesamt 9.500 ha Vertragsnaturschutz- und KULAP-Fläche, und daher werden positive Auswirkungen auf die Brutvogelbestände nur teilweise deutlich.
Wie ambitioniert die ornithologischen Aktivitäten der Biosphärenreservatsverwaltung sind, macht ein Übersichtsartikel über langfristige Bestandserfassungen deutlich. Neben der Teilnahme an den überregionalen Monitoring-Programmen des DDA(Punkt-Stopp-Zählung und Revierkartierung) wird eine Gitternetz-Kartierung durchgeführt, bei der 27 Brutvogelarten auf 25 ha großen Gitterfeldern erfasst werden. Insgesamt umfasst das Biosphärenreservat 2.380 solcher Gitterfelder!
Der Artenreport schließt eine große Lücke und ist eine unschätzbare Quelle für die brandenburgischen Avifaunisten. Es ist sehr zu begrüßen, dass eine Großschutzgebietsverwaltung sich hier auf ihre naturschutzfachlichen Kernkompetenzen besinnt. Laut Vorwort soll die Schriftenreihe in Abständen von 2-3 Jahren fortgesetzt werden. Ob sich das in Zeiten knapper Kassen und Personalabbaus in dieser aufwändigen Form durchhalten lässt? Um die Datenerfassung gerade für den Sammelbericht zu optimieren, könnte es günstiger sein, einfach produzierte Jahresberichte zusammenzustellen, die den Beobachtern ein schnelles Feedback geben. Dann könnten die von der Biosphärenreservatsverwaltung zusammengetragenen Daten auch regelmäßig für die avifaunistischen Jahresberichte für Brandenburg und Berlin genutzt werden, was aus Sicht der ABBO sehr erwünscht wäre.
Wolfgang Mädlow
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