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Otis 11(2003)
Auswertungen ersichtlich werden und häufig mit einem zeitlich versetzten Durch-/Abzug von Altund Jungvögeln in Verbindung gebracht werden. Auch im Spreewald zeichnen sich scheinbar zwei Zugwellen ab; einem ersten kleineren Gipfel Ende August folgt nach dem Absinken der Rastzahlen im September ein herausragender Höhepunkt im ersten Oktoberdrittel(Abb. 5). Sehr wahrscheinlich ist diese Interpretation jedoch ein Artefakt, und wir gehen davon aus, dass die Zweigipfeligkeit im Spreewald ausschließlich rastplatzbedingte Ursachen hat. Während des Wegzugs rastet die große Masse aller Vögel zunächst in den Feuchtwiesen SE Lübben und später an den Schlepziger Teichen. In den Feuchtwiesen bei Lübben entstehen größere Schlammflächen stets erst im Verlauf niederschlagsarmer Perioden im Hochsommer(meist um Mitte Juli). Nach einigen stärkeren Regenfällen im August, spätestens ab Anfang September, verschlechtern sich die Rastbedingungen dort für den Rest des Jahres abrupt und es werden daher in dieser Phase nur noch sehr wenige Bekassinen festgestellt. An den Schlepziger Teichen beginnt die Abfischsaison üblicherweise erst Ende September; nur ausnahmsweise stehen den Limikolen im Sommer abgelassene Teiche zur Verfügung(s. NoAH 1995). Es klafft also eine deutliche zeitliche Lücke ohne besonders günstige Rastmöglichkeiten im UG , die maßgeblich für den zahlenmäßigen Rückgang des Rastvorkommens Anfang September verantwortlich sein könnte.
Die hier erwähnten Hauptrastgebiete im Spreewald gehören zu den wichtigsten Rastgebieten der Bekassine in Brandenburg (s. HIELSCHER& RUDOLPH in ABBO 2001). Insgesamt haben sich aber die Rast
2500
2000 y=-134,99x+ 1963,5
R*= 0,4404 :$ 1500
Anzahl Vögel SS
©
97 99 01 Abb. 7: Bestandsentwicklung rastender Bekassinen im Spreewald(r‘= 0,44; n= 12.211 Ind., 1993-2002, Summen der Dekadenmaxima pro Rastgebiet). Fig. 7: Population changes in Common Snipe stopover numbers in the Spreewald from 1993 to 2002(r = 0,44; n= 12,211 individuals).
bedingungen im UG innerhalb der letzten Jahre deutlich verschlechtert, wie sich aus der Abb. 7 ableiten lässt. Eine Ausnahme bildet lediglich das Jahr 2001, als neben guten Heimzug-Rastbeständen auch auf dem Wegzug überdurchschnittlich viele Bekassinen(an den Schlepziger Teichen) gezählt wurden. Die mittelfristige Verringerung der jährlichen Durchzugssummen im Spreewald hängt in hohem Maße mit der überaus dynamischen Sukzession diverser Röhrichtgesellschaften in den Feuchtwiesen bei Lübben zusammen. Wurden dort von 1993 bis 1996 noch alljährlich mindestens 160 Vögel als Wegzugmaximum registriert(max. 563 Ind .), so lag der entsprechende Wert im Zeitraum 1997 bis 2002 bei bescheidenen 9 bis 50 Bekassinen. In den Vernässungsflächen werden vor allem die Flachwasserbereiche und Schlammflächen bei sommerlichem Niedrigwasser sehr rasch von Rohrkolben(Typha ssp.), Schilfrohr(Phragmites commu nis ) und anderen Röhrichtpflanzen besiedelt und gehen wegen der Schwierigkeit einer nachhaltigen Pflege dieser Standorte als Rastplatz für Limikolen dauerhaft verloren. Insofern haben die Vernässungsgebiete(auch in anderen Gebieten Branden burgs ) in den letzten Jahren stark an Bedeutung verloren.
Der Heimzug der Bekassine in Mitteleuropa ist aufgrund einer geringeren Rastneigung und direkterem Heimzug deutlich schwächer ausgeprägt als der Wegzug(GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1977), auch werden im Frühjahr niedrigere Höchstzahlen als auf dem Wegzug registriert(Tab. 9 u. 10). Zudem unterliegt das Auftreten während des Heimzugs sehr auffälligen jährlichen Fluktuationen(Abb. 4), die größer als jene auf dem Wegzug sind und offensichtlich in engem Zusammenhang mit Witterungserscheinungen stehen. Beispielsweise kam es im Frühjahr Jahr 2001 zu einem auffälligen Zugstau (Abb. 4, vgl. auch Tab. 9 und HavPrT et al. 2003), nachdem in der letzten Märzdekade eine Kaltfront mit Schneefällen außergewöhnlich viele Bekassinen zur Rast zwang. An nahezu allen geeigneten Rastflächen konnten Ende März Bekassinen festgestellt werden. Die Dekadenmaxima pro Gebiet summierten sich auf beachtliche 854 Vögel. Im Kartierungsjahr 2002 wurde dagegen praktisch kein Durchzug im UG bemerkt.
Literatur