Heft 
Band 11
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Noah et al.: Brutbestand, Habitat und Durchzug der Bekassine 75

Die im Spreewald registrierte großräumige Sied­lungsdichte liegt etwa im mittleren Bereich von ver­gleichbaren Untersuchungen aus Niedersachsen (Tab. 12). Betrachtet man nur die Fläche des Bio­sphärenreservats Spreewald , so liegt die land­schaftsbezogene Abundanz bei 4,6 Revieren/10 km. Im Vergleich zu anderen großräumigen Siedlungs­dichte-Untersuchungen bedeutet dies einen sehr hohen Wert, zumal nur 176 km? der Fläche als Grün­land genutzt werden. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Vergleichsuntersuchungen teilweise bereits zwei Jahrzehnte zurück liegen und dort zwischen­zeitlich weitere Bestandsrückgänge erfolgt sind (z.B. FLADE& JEBRAM 1995).

Die Feuchtwiesen südöstlich von Lübben bilden mit 70 Revieren den Verbreitungsschwerpunkt der Bekassine im Untersuchungsgebiet. Dieses Vorkom­men ist hinsichtlich seiner Habitatausstattung sehr inhomogen, jedoch befinden sich die Bekassinenre­viere überwiegend in überfluteten und extensiv genutzten Bereichen, seltener in langjährig aufgelas­senen Bereichen. Dass ungenutztes Grünland dich­ter besiedelt wird als extensiv genutztes Grünland (HIELSCHER& RUDOLPH in ABBO 2002) konnten wir nicht feststellen. Insofern halten wir den Verzicht einer jährlichen Mahd auf wiedervernäss-ten Flächen, zumindest im Spreewald, für einen fal­schen Ansatz. Besonders das aus der intensiven Nutzung entlassene sehr nasse Grünland mit einer sehr üppigen Vegetationsentwicklung neigt in kür­zester Zeit zu einer Verfilzung. Diese Flächen sollten bei lokaler bis flächiger Überflutung jährlich gemäht und beräumt(!) werden. Ein Verbleib des Mähguts(meist durch Schlägeln) auf der Brutfläche führt schnell zu einer filzartigen Bodenstruktur, die

Abb. 6: Das auf der Wiese belassene Mähgut bidet eine geschlossene,% 15-20 cm dicke Schicht. Dadurch werden die Flächen für die Bekassine unattraktiv.

Fig, 6: The meadow is covered with a 15-20 cm layer of mown vegetation making it unattractive for the Common Snipe .

noch im Folgejahr eine Mächtigkeit von mehr als 15-20 cm aufweisen kann und somit für die Bekassine unattraktiv ist(Abb. 6, s. auch HÖLZINGER & BOSCHERT 2001). Das alleinige Mähen der Fläche ohne Beräumen und sinnvolle Nutzung des Mähguts ist aus unserer Sicht nicht vertretbar und sollte keinesfalls mit der Begründung des Wiesen­brüterschutzes weiterhin gefördert werden. Insbesondere durch die terminlichen Bindungen an den Vertragsnaturschutz oder das Kulturland­schaftsprogramm entsteht auf den sehr nassen Flächen in Einzelfällen ein zusätzlicher Konflikt: So wird u.a. auf degenerierten Niedermoorstandorten wegen der Bodenverdichtung weit vor dem Mahd­termin das Wasser abgesenkt, um die Flächen mit konventioneller Technik zum frühest möglichen Termin befahren zu können. Aber gerade lokale bis flächige Überflutungen machen das Grünland attraktiv(nicht nur) für Wiesenbrüter. Um derartige Wasserstandsabsenkungen in der Brutzeit weitest­gehend zu vermeiden, sollten die frühesten Mahdtermine in den Wiedervernässungsflächen nicht vor Mitte August vereinbart werden.

Durchzug und Phänologie

Die in dieser Arbeit skizzierte Phänologie des Durchzugs der Bekassine im Spreewald fügt sich in das bekannte Durchzugsmuster verschiedener Bin­nenlandrastplätze Mitteleuropas (vgl. z.B. ZANG et al. 1995, GRABHER 1999, HÖLZINGER& BOSCHERT 2001, WAGNER& SCHEUER 2003) gut ein. Der Wegzug dieser schwerpunktmäßig durch das Binnenland wan­dernden Art verläuft typischerweise in mehreren Zugwellen(GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1977, REDDIG 1981), die auch in diversen Graphiken der 0.g.