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Otis 11(2003)
GER& BOSCHERT 2001). Dem gegenüber liegen nur wenige Meldungen über Bestandszunahmen vor, die in erster Linie das Resultat lokal begrenzter Vernässungsmaßnahmen sind(z.B. HIELSCHER 1999, HIELSCHER& RUDOLPH in ABBO 2001). Diese lokalen Zunahmen lassen für Brandenburg den Schluss zu, dass der aktuelle Landesbestand von 650-950 Brutpaaren eine leichte Erholung gegenüber dem Bestand in den 1980er Jahren bedeutet, jedoch noch deutlich unter den Zahlen der 1970er Jahre liegt (HIELSCHER& RUDOLPH in ABBO 2001).
Insofern waren wir etwas überrascht, im Rahmen unserer Kartierung im Spreewald die recht hohe Gesamtsumme von 260 Revieren zu ermitteln, was nicht weniger als 27-40% des(aktuell bekannten) brandenburgischen Landesbestands entspricht. Ebenso wie auf Landesebene ist auch im Spreewald von einer erheblichen Bestandsabnahme in den vergangenen Jahrzehnten auszugehen. Die Ursachen hierfür sind hinlänglich bekannt(z.B. REDDIG 1981, FLADE& JEBRAM 1995, HIELSCHER& RUDOLPH in ABBO 2001) und brauchen deshalb an dieser Stelle nicht wiederholt zu werden. Mit der Extensivierung und der flächenhaften Anhebung der Wasserstände nach 1990 in Teilbereichen des inneren Spreewalds (z.B. Polder Kockrowsberg, Kleines Gehege) ist der Bestand wahrscheinlich(deutlich?) gestiegen. Zuverlässige Bestandsangaben vor 1990 liegen uns allerdings nicht vor. Es ist aber davon auszugehen, dass durch die intensive Grünlandnutzung(3-4 Schnitte pro Jahr, ganzjähriger Schöpfwerksbetrieb, permanenter Grünlandumbruch) weite Bereiche als Lebensraum für die Bekassine nicht geeignet waren.
Gleichwohl wird(insbesondere von Einzelpaaren) auch intensiv genutztes Grünland besiedelt(s. Tab. 6), jedoch weisen diese Reviere mindestens lokale Überflutungen(i.d.R. vernässte Senken) auf und sind daher meist von temporären Niederschlagsereignissen abhängig. Im Rahmen der Erfassung 2002 lag nur ein Revier auf einer intensiv genutzten Wiese, die lediglich als feucht eingestuft wurde. Hier wird aber auch eine Abhängigkeit beider Parameter voneinander deutlich. So sind nasse bis überflutete
Flächen mit Bekassinenvorkommen überwiegend extensiv genutzt. Nahezu 90% der Reviere liegen in großräumig bzw. in lokal überfluteten Wiesen. Daher scheint nicht die Nutzungsart in erster Linie sondern der Wasserstand der Schlüsselfaktor zu sein. Diesen Rückschluss lassen auch die erheblichen jährlichen Fluktuation auf der Probefläche Spreewiesen zu. In Jahren mit Frühjahrshochwasser war die Zahl der Reviere gegenüber trockenen Jahren, trotz gleicher Nutzungsart und-intensität, deutlich höher(Tab. 11).
Tab. 11: Bestandsschwankungen der Bekassine auf den Spreewiesen N Leibsch(= PF 1).
Table 11: Common Snipe population fluctuation in the Spree meadows near Leibsch.
Jahr Anzahl Bemerkungen der zum Wasserstand
Reviere
1994 13 Frühjahrshochwasser!
1995 14 Lokale Staunässe
1996 7 Lokale Staunässe
1997 6 Sehr trocken
1998 3 Extrem trocken!
1999 2 Extrem trocken!
2000 0 Lokale Staunässe
2001 6 Sehr trocken
2002 15 Frühjahrshochwasser!
Eine direkte Abhängigkeit der Revierzahlen vom Wasserstand belegen auch die langjährigen Untersuchungen an der Tauben Elbe bei Hitzacker (Nie dersachsen ). Dort stellte MEIER-PEITHMANN in ZANG et al.(1995) fest, dass bei nicht zu hohen Wasserständen der Elbe mit steigendem Pegel auch die Zahl der Bekassinenreviere zunimmt.
Die höchsten Dichten fanden wir in großflächig (seicht) überfluteten Schlankseggenwiesen(Tab. 8). Sie scheinen der Bekassine optimale Habitatbedingungen zu bieten. So befinden sich die bisher höchsten festgestellten Dichtewerte in Brandenburg (5-6 Rev./10 ha) ebenfalls in kleinflächigen Schlankseggenwiesen im Unteren Odertal (KUBE 1988).
Tab. 12: Landschaftsbezogene Siedlungsdichte-Untersuchungen der Bekassine im Vergleich. Table 12: Comparison of Common Snipe occupation densities in relation to the type of countryside.
Gebiet Größe Abundanz Quelle
Lüchow-Dannenberg (NS) 1.220 km? 0,66-0,98 MEIER-PEITHMANN(1983) Stade (NS) 1.262 km” 3,17-4,75 GROßKOPF& KLAEHN(1983) BR Spreewald 475 km? 4,6 Diese Arbeit
UG Spreewald 1.017,4 km? 2,95 Diese Arbeit