Heft 
Band 11
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Otis 11(2003)

(Tab. 3). Allerdings gab ihre landschaftsbezogene Zuordnung jedoch über deutliche Präferenzen Auskunft. DerFLÄ dominierte in den Mittelbran­denburgischen Platten und Niederungen(FLÄ: LAU= 3,1: 1), derLAU hingegen im Niederen Flä­ ming (LAU: FLÄ= 1: 0,1). Vor allem im Westen des UG wurden neben den Repräsentanten des FLÄ-Dialektes bemerkenswert oft auch Mischsän­ger gehört, die entweder beide Regionaldialekte alternierend vortrugen und/oder zu einer Strophe kombinierten(vgl. K. Conrads in GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1997). Über jene drei Durchzügler unbekanntergeographischer Herkunft, die kurzzeitig im UG Rast einlegten, soll gesondert berichtet werden(SCHUBERT, in Vorb.).

Diskussion

Den wohl ältesten Hinweis zum Vorkommen des Ortolans in Brandenburg teilt HILDEBRANDT(2001) mit, wonach Johann Friedrich Naumann (1850) diese Vögel 1835 nahezu überall an den Straßen zwischen Potsdam , Charlottenburg und Berlin sah. Aus den südlich angrenzenden Altkreisen Zossen und Jüterbog (Teltow-Fläming ) einschließlich Belzig (Potsdam-Mittelmark ) wurden Beobachtun­gen der Ammer erst vor wenigen Jahrzehnten bekannt. Für das Luckenwalder Gebiet, das von die­sen Altkreisen umschlossen wird, blieben derartige Nachweise infolge Beobachtermangel weiterhin aus (RuTscHKE 1987). Inzwischen stellt jedoch die im Jahr 1994 ermittelte Abundanz von 0,5 Männchen pro km? landwirtschaftlicher Nutzfläche den Alt­kreis Luckenwalde zu den bedeutenden Siedlungs­gebieten des Ortolans im südwestlichen Branden­ burg (vgl. ABBO 2001). Auch hier siedelte das Gros revierhaltender Männchen in direkter Nachbar­schaft zu Getreide, was erneut auf die hinreichend bekannte Wechselbeziehung zwischen Ortolan­Ansiedlung und Getreideanbau aufmerksam macht. Weit über das UG' hinaus wird Getreide derzeit durch Raps, Mais, Sonnenblumen und Spargel ersetzt, was nicht ohne negative Auswirkungen auf die Siedlungsdichte und Dispersion des Ortolans in Ostdeutschland bleiben dürfte. Beispielhaft hierfür steht der Männchen-Bestand auf einer benachbar­ten Kontrollfläche östlich von Beelitz (Potsdam­Mittelmark), der sich infolge flächenhafter Spargel­kulturen auf vormaligen Getreideäckern von 41 Männchen(1996) auf 23 Männchen(2003) nahezu halbiert hat(SCHUBERT 1993, 1996 u. in Vorb.).

Aus bioakustischer Sicht zählt das UG zu den weni­gen bis dato bekannt gewordenen Dialektmisch­gebieten des Ortolans in Deutschland (SCHUBERT 1997, K. Conrads in GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1997). Während die Dominanz desFLÄ im Bereich der Mittelbrandenburgischen Platten und Niede­rungen seinem westlich vorgelagertem Hauptsied­lungsgebiet geschuldet sein dürfte, kann die des LAU im Niederen Fläming auf die nahe Niederlau­sitz zurückgeführt werden, in der dieser überaus melodische Regionaldialekt vorherrscht(SCHUBERT, in Vorb.). Nicht zuletzt stützt die bemerkenswerte Häufung der Dialektmischsänger(FLÄ-LAU) im Westen des UG die bereits an anderer Stelle postu­lierte Leitlinienfunktion des Baruther Urstromtals für Ortolane der LAU-Dialektpopulation ein weite­res Mal(SCHUBERT 1993). Auch wird die feldornitho­logische Relevanz der Kenntnis möglichst vieler Ortolan-Dialekte erneut deutlich, weil sich mit ihrer Hilfe populationsdynamische Vorgänge in Form der bioakustischen Beringung in der Landschaft nachzeichnen lassen(HELB 1997). Der Umstand, dass sich J.. Naumann(1850) nicht weiter über den Gesang jener Ortolane zwischen Potsdam und Berlin äußerte, könnte auf den FLÄ deuten, der ihm aus seiner anhaltischen Heimat vertraut war.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt Brandenburgs . Rangs­ dorf .

BAUER, H.-G., P. BERTHOLD, P. Boye, W. KNIEr P SÜDBECK& K. WıTT(2002): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. Ber. Vogelschutz 39: 13-60.

COonRADs, K.(1971): Regionaldialekte des Ortolans (Emberiza hortulana) in Deutschland . Vogelwelt 92: 81-100.

COonraDs, K.(1994): Dialektklassen des Ortolans, Emberiza hortulana, im mittleren Europa - eine Übersicht. In: STEINER, H. M.(Hrsg.): I. Ortolan­Symp. Wien 1992: 5-30.

GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER(1997): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 14. Wiesbaden.

DÜRR, T., W. MÄDLOW, T. RYSLAVY& G. SOHNS(1997): Rote Liste und Liste der Brutvögel des Landes Brandenburg . Naturschutz_Landschaftspfl. Brandenb. 6(2), Beilage.

GNIELKA, R.& J. ZAUMSEIL(1997): Atlas der Brutvögel Sachsen-Anhalts- Kartierung des Südteils von 1990 bis 1995. Halle.

HeLB, H.-W.(1997): Gesangsdialekte des Ortolans,