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Otis 11(2003)
Tiefpunkt(-3°C). Vom 16.11. zum 17.11.(Übergang zur Pentade 65) ging die neuerliche Erwärmung mit Dauerregen(19 ml) und mittlerer Windstärke 4 einher, deren Böen Geschwindigkeiten bis zu 17,4 m/s erreichten. Eben geschilderte Umstände führten am selbigen Tage zur vollständigen Entlaubung des Haselstrauches, wodurch die Schutzlosigkeit gegenüber Witterung sowie tag- und nachtaktiven Prädatoren beträchtlich erhöht wurde.
Am 18.11. verließ der Jungvogel erstmalig sein Nest, welches er nach dem 19.11. nicht mehr aufsuchte. Es folgte ein zweitägiger Aufenthalt im kahlen Geäst einer Traubeneiche(Quercus petrea ). Seine Spur verlor sich schließlich am Nachmittag des 21.11. im Alter von etwa 31 Tagen in den Kronen alter Kiefern, wohin er wohl von den Eltern gelockt wurde. Fütterungen zwischen dem 09. und 20.11. wurden jeweils gegen 9 Uhr(2), 11 Uhr(2), 13 Uhr (1), 15 Uhr(3) notiert(in Klammern Anzahl Fütterungen).
Die kontinuierliche Minderung des Blattwerkes bedingte die Änderung des Verhaltens der Elterntiere. Am 28.10. waren schon 50% der Blattfülle des Haselstrauch verloren gegangen, einschließlich der, die das Nest im peripheren Bereich des Strauches hervorragend tarnte. In der Phase reicher Belaubung zeigten die Tauben bei sich nähernden Menschen keine erkennbaren Reaktionen. Das anfänglich vertraute Verhalten wich zunehmend einem solchen im Kontext der Sicherheit. Befanden sich Personen im 40 m-Bereich der“Einflugschneise” vom Neststandort, wichen die ad. beim Anflug weiträumig(z.T. gänzlich) aus, um anschlie
ßend in kleinen“Etappen” im Schutze der Kronen etwa 120 Jahre alter Waldkiefern(Pinus sylvestris ) das Junge zu erreichen. Dabei verzögerte sich z.B. am 19.11 die Fütterung solcher Störungen wegen um 15 Minuten. In diesem Zusammenhang darf der Hell-Dunkel-Wechsel als limitierender Umweltfaktor für die Nahrungsbeschaffung nicht unberücksichtigt bleiben. Zum Ende der Nestlingsphase verringerte sich die Tageslänge(8 Stunden, 28 Minuten) um 3 Std., 6 min gegenüber dem Zeitpunkt der Eiablage.
Ursache für den Erfolg der späten Ringeltaubenbrut ist der Umstand, dass geeignete Schutzmechanismen gegenüber abiotischen Umweltfaktoren jeweils vor deren Einflussnahme ausgebildet waren, dass der Jungvogel den tag- und nachtaktiven Prädatoren nicht zur Beute wurde und die relativ niederschlagsarme sowie warme zweite Novemberhälfte dem Erwerb der vollständigen Flugfähigkeit förderlich war.
Literatur