Dissertationen& Diplomarbeiten
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Als erste Gutachterin und Betreuerin fungierte Prof. Dr. Vera Luthardt (Fachhochschule Eberswalde), als Zweitgutachter Dipl.-Biol. Sebastian Koerner(EU
LIFE-Projekt, Biosphärenreservat SchorfheideChorin). Die Arbeit wurde mit dem JohannesSchubert-Preis ausgezeichnet.
Historische Entwicklung der Avifauna unter dem Einfluss der landwirtschaftlichen Nutzung am Beispiel ausgewählter Niedermoorgebiete Westbrandenburgs
Diplomarbeit im Studiengang Landschaftsnutzung und Naturschutz der Fachhochschule Eberswalde 2003
Daniel Meisel
Die vorliegende Diplomarbeit gibt einen Einblick in die historische Entwicklung der Landnutzung in Niedermoorgebieten mit ihrem Einfluss auf die Avifauna. Untersucht wurden diesbezüglich das Havelländische Luch mit dem Teilgebiet Nauener Luch sowie das Untere Rhinluch mit dem Teilgebiet Dreetzer Luch. Die postglazial vermoorten Gebiete liegen westlich von Berlin und weisen eine Gesamtgröße von rund 60.000 Hektar auf.
Ziel der Arbeit war es, anhand einer Literaturanalyse zum einen das Wissen über das seit Ende des 19. Jahrhunderts aufgezeichnete außergewöhnliche Artenspektrum der Avifauna in den Luchgebieten sowie über die damalige Bewirtschaftungsform zu sichern. Zum anderen sollte aber auch der sich daran zeitlich anschließende Rückgang der Avifauna parallel zur Intensivierung der Landnutzung im 20. Jahrhundert rekonstruiert und Zusammenhänge zwischen beiden aufgezeigt werden.
Datengrundlage für die Rekonstruktion beider Themenkomplexe bildeten veröffentlichte und unveröffentlichte Aufzeichnungen aus Bibliotheken, Archiven, Ortschroniken oder auch Meliorationsunterlagen. Ergänzt wurden sie ab den 1960er Jahren durch gezielte Befragungen ortsansässiger Ornithologen und in der Landwirtschaft tätiger Personen.
Für die einzelnen Untersuchungsgebiete wurden unterschiedliche auf der jeweiligen Nutzungsform basierende Zeitphasen diskutiert. Zur Bewertung der Intensität der Landnutzung in den einzelnen Zeitphasen erfolgte eine Aufstellung von Indikatoren wie Grabenlänge, Grünlandanteil oder Mahdhäufigkeit. Zur Untermauerung der Ergebnisse
wurde historisches Kartenmaterial unterschiedlicher Jahre mittels ArcView digitalisiert. Für die Auswertung der Ergebnisse des avifaunistischen Teiles wurden ausgewählte, z.T. ehemals typische Offenlandlebensräume mit ihren nach HEsseE(1914) als charakteristisch bezeichneten Brutvogelarten näher untersucht. Hesse lieferte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die detailliertesten, wenngleich meist nicht quantifizierten Angaben zur Avifauna der Luchgebiete. Frühere ornithologische Aufzeichnungen waren oft räumlich nicht genau zuordenbar bzw. wie bei HEsse nur mit ungenauen Häufigkeitsklassen‘ versehen. Aufzeichnungen über die Landnutzung lagen dagegen zu allen untersuchten Zeitphasen z.T. sehr detailliert vor.
Nach bereits im 18. Jahrhundert erfolgten Entwässerungen, kam es infolge mangelnder Pflege der Entwässerungsanlagen in den Untersuchungsgebieten im 19. Jahrhundert wieder zu großflächigen Versumpfungen. Es wurde deutlich, dass um 1900 eine vorwiegend an nasse Seggenriede angepasste, individuenreiche Avifauna vorkam. Als Arten mit hoher Häufigkeit wurden z.B. Seggenrohrsänger, Rotschenkel, Kampfläufer, Tüpfelralle, Kornweihe oder Knäkente für das Untersuchungsgebiet beschrieben. Seltener traten den Angaben zufolge Arten wie Moorente, Doppelschnepfe, Rohr- und Zwergdommel oder Rohrschwirl in den untersuchten Gebieten auf. Parallel dazu dominierte eine meist nur einschürige Mahdnutzung der Seggenriede bei in der Regel hohem Grundwasserstand. In vielen Bereichen erfolgte eine vollständige Nutzungsaufgabe.
Der ab 1908 in vielen Gebieten eingetretene