Heft 
Band 12
Seite
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A Otis42(2004)

Zaunkönig ist dies bekannt und gut dokumentiert (z. B. GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1985, DEPPE 1990, FLADE& SCHWARZ 2004, SCHWARZ& FLADE 2000), wo­durch sich diese Art besonders gut alsTestart für die Evaluierung von Monitoringprogrammen eignet. Der Zaunkönig zeigt in der Tat von allen von FLADE& SCHWARZ(2004) untersuchten 52 Waldvogelarten die meisten Korrelationen mit Winterwetter-Parametern (Tab. 2) und die erwarteten Bestandseinbrüche nach härteren Wintern, auch in 2003(Abb. 1). Dabei sind interessanter Weise, wie übrigens auch beim Rot­kehlchen, die Waldpopulationen wesentlich stärker betroffen als die Nicht-Wald-Populationen, also hauptsächlich die Bestände der Siedlungen, vor allem Gärten und Grünanlagen(Tab. 2, letzte beide Zeilen). Darüber hinaus leiden die ostdeutschen Zaunkönige offenbar stärker unter harten(und in Ostdeutschland kälteren) Wintern als die westdeut­schen(Tab. 2, Zeile 3 und 4).

Kalte Hochwinter wirken sich negativ bzw. milde Hochwinter positiv auf die Bestände des Zaunkö­nigs aus, wobei dieser Zusammenhang nur bezüg­lich der Daten der Wetterstation Soltau besteht(Tab. 2, Abb. 4); dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass ein großer Teil der ostdeutschen Population in här­teren Wintern nach Westen ausweicht(Teilzieher). Unter anhaltenden(besonders wohl auch späten) Dauerfrost- und Schneeperioden leiden außer dem Zaunkönig(Tab. 2) auch Zilpzalp, Mönchsgras­mücke, Amsel, Sing- und Misteldrossel, während holzbewohnende und samenfressende Jahresvögel und Teilzieher wie Buntspecht , Kleiber, Meisen,

Baumläufer und einige Finkenvögel unempfindlich gegenüber Kältewintern sind, sofern ein ausreichen­des Samenangebot z. B. der Waldbäume verfügbar ist(FLADE& SCHWARZ 2004). Diese Nahrungsquelle ist für den Zaunkönig nicht nutzbar, und entspre­chend winterempfindlich reagieren die Bestände.

Insgesamt kann der gegenwärtige allgemeine Auf­wärtstrend des Zaunkönigs in Deutschlands zum einen mit der Zunahme der Siedlungen und des Ge­hölzvolumens in den urbanen Lebensräumen (SCHWARZ& FLADE 2000), zum anderen mit den ins­gesamt zunehmend milderen Wintern im Zusam­menhang mit der globalen Klimaerwärmung erklärt werden.

Literatur

DEPPE, H.-J.(1990): Langfristige Bestandskontrollen beim Zaunkönig im nördlichen Schleswig-Holstein . Vogelwelt 111: 238-244.

FLADE, M.(1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands. Eching .

FLADE, M.& J. SCHWARZ(2004): Ergebnisse des DDA­Monitoringprogrammes, Teil II: Bestandsentwick­lung von Waldvögeln in Deutschland 1989-2003. Vogelwelt 125: im Druck.

GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER(1985): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 10. Wiesbaden. SCHWARZ, J.& M. FLADE( 2000): Ergebnisse des DDA­Monitoringprogramms, Teil I: Bestandsänderungen von Vogelarten der Siedlungen seit 1989. Vogelwelt 121: 87-106.