eines Altvogels in der Nähe. Im Folgejahr wurde hier nicht mehr gebrütet. Auch im Revier 5 war nach einer erfolgreichen Brut sechs Jahre lang nie wieder ein Brutversuch nachzuweisen, und das Revier war wohl zeitweise nur durch einen Einzelvogel besetzt. Hier ist die Nahrungszusammensetzung allerdings sehr heterogen, ebenso wie im benachbarten Revier 4. In diesem könnte neben den nachweislichen Störungen in einigen Jahren eine mäßige Ernährungssituation zum schlechten Aufzuchterfolg beigetragen haben. Dies ist das einzige Revier, in dem mehrmals die Jungvögel gefressen wurden, und zwar einmal ein Nesthäkchen im Horst und viermal Ästlinge in der Zeit des Flüggewerdens. Die Erbeutung durch eine andere Tierart als den Uhu kann mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, da die gerupften Reste im unmittelbaren Horstrevier lagen und den durch den Uhu bearbeiteten Beuteresten entsprachen. Zudem lässt das Uhuweibchen bei Tage seine Jungen, auch wenn sie groß sind, nie allein(SCHNURRE 1936) und verteidigt seine Brut vehement, selbst gegen Füchse(MEBS& SCHERZINGER 2000). Der genaue Hergang muss offen bleiben.
Einzelne Junguhus tauchen in den veröffentlichten Nahrungsanalysen regelmäßig auf(u. a. CEKONIHUTTER 1998, DALBECK 2003, PIECHOCKI& MÄRZ 1985, PUGACEWICZ 1995, SCHNURRE 1936, 1954). Ebenso regelmäßig wird dies auf eine unzureichende Ernährungslage zurückgeführt, auch wenn diese nach BAuMGART(1971) nicht zwingend zum Kannibalismus führen. muss. SUcHY(2001) stellte sogar die Tötung durch die Weibchen in Phasen des Nahrungsmangels als häufigste Ursache von Jungvogelverlusten dar(40,2% aller Verluste, n= 82). PIECHOCKI& MÄRZ(1985) halten hingegen Fälle von echtem Kannibalismus, d. h. das Töten der Jungen durch die Alten, für selten und nehmen eher den Verzehr toter Jungvögel an. Im Falle des gefressenen Nesthäkchens im Revier 4 käme auch Kainismus durch das Nestgeschwister in Frage(PıECHOCKI& März 1985, PuGACEwIcz 1995). Nachvollziehbar wäre bei den fünf Jungvogelverlusten in diesem Revier die Erklärung von SCHNURRE(1936), dass Fälle von Kannibalismus dann auftreten, wenn die Hauptbeutetierarten zurückgehen. Die Hauptbeutetiere sind hier Tauben, vor allem Hohl- und Ringeltauben, sowie Eulen, vor allem Waldohreulen und Waldkäuze, die jedoch in einem Uhurevier eine endliche Ressource darstellen dürften. Alle anderen Beutetiergruppen sind in diesem Revier von der Biomasse her unbedeutend und/oder nicht kontiNuierlich verfügbar.
KNOBLOCH(1979b) betont den Bedarf an einer ausreichenden Zahl größerer Beutetiere und sieht z. B. einen hohen Feldmausanteil von 67%(8,5% der Masse) in seiner Untersuchung als problematisch an. Dem widersprechen die Ergebnisse von WADEWITZ& NICoLAI(1993), bei denen offenbar ein Masseanteil der Feldmaus von 11,5% mit sehr guten Bruterfolgen einhergeht(vgl. auch Rısrıc et al. 2003). In Brandenburg wurden Kleinnager inklusive Ratten nur in unbedeutendem Gewichtsanteil von zusammen 4,8% gefunden. Die Aussage von MEBSs& SCHERZINGER(2000), dass sich Uhus in fast allen Gebieten zu einem wesentlichen Anteil(24-43%) von Mäusen und Ratten ernähren, trifft für Brandenburg nicht zu. Der in Brandenburg festgestellte Anteil dürfte auch kaum zur Kompensation wegfallender größerer Beutetierarten bzw. als kontinuierlich vorhandenes Dauernahrungsangebot ausreichen.
Aus vielen Untersuchungen geht ein Wechsel der Hauptbeutetierarten im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte hervor(z. B. BANZ& DEGEN 1975, BEZZEL et al. 1976, GÖRNER 1987, MEBS 1972, PIECHOCKI& MÄRZ 1985, WADEWITZ& NIcoLAt 1993). Aus der Sicht des Uhus müssen diese Veränderungen nicht gleichbedeutend mit einer Verschlechterung der Nahrungszusammensetzung sein(AuGsT 2003). Insbesondere fällt die Abnahme von Feldhasen, Wildkaninchen und Rebhühnern auf. Bei 50 von BEZZEL et al.(1976) ausgewerteten Nahrungslisten taucht z. B. das Rebhuhn noch mit einer Stetigkeit von 98% auf! In der brandenburgischen Auswertung erscheinen Rebhuhn und Wildkaninchen nur in zwei und der Feldhase in vier von acht Beutelisten und machen nur 0,6, 0,3 bzw. 1,2% der nachgewiesenen Beutetiere aus. Hinsichtlich der Biomasse ist der ermittelte Wert von 6,1% für den Feldhasen eher noch zu hoch- einige Autoren gehen von noch geringeren Körpermassen der geschlagenen Hasen aus als die hier verwendeten 1.900 g, da überwiegend Junghasen geschlagen werden(z. B. Annahme von durchschnittlich 850 g bei LEDITZNIG 1999). Dass es bis heute kaninchenreiche Gebiete gibt, zeigt die Situation in Schleswig-Holstein , wo Lago morpha immer noch 43% der Biomasse in der Uhunahrung ausmachen, wobei 90% davon Wildkaninchen sind(ASMUSSEN 2003, C. v. Valtier, schriftl.). Der gelegentlich beklagte Rückgang des Igels scheint sich in den Nahrungslisten des Uhus nicht eindeutig zu widerspiegeln. AUGST(2003) stellte sogar eine deutliche Zunahme des Anteils in der Uhunahrung in Sachsen fest.
Uhus jagen vor allem im Offenland, was durch die