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dass auch die ermittelte Brutgröße zu hoch liegt. Da
das Schicksal der Jungvögel nur ausnahmsweise
noch nach dem Ausfliegen weiter verfolgt wurde, ist
damit zu rechnen, dass zu. den bekannten Jungvo
gelverlusten in dieser Zeit weitere hinzukommen.
Zusammenfassend teilt LEDITZNIG(1999) die Fak
toren, die den Bruterfolg des Uhus limitieren, in 3
Gruppen ein:
1. Primäre Faktoren mit großem Einfluss auf den
Bruterfolg und damit auf die Reproduktionsrate beim
Uhu:
* Nahrungsverfügbarkeit, resultierend aus Nahrungsangebot und Home Range-Struktur,
* Anthropogene Einflüsse.
2. Sekundäre Faktoren, die dann eine Rolle spielen,
wenn sie gemeinsam mit einem oder mehreren ande
ren Faktoren auftreten:
* Energiebilanz,
* Fitness,
* Soziale Faktoren(z. B. innerartliche Konkurrenz,
Territorialität etc.),
* Krankheiten,
* Klima.
3. Tertiäre Faktoren, die nur eine untergeordnete Rolle beim Bruterfolg des Uhus spielen:
* Fressfeinde,
* Nahrungskonkurrenten.
Die Nahrungssituation zählt demnach zu den wichtigsten Faktoren für den Bruterfolg. Verglichen mit anderen Untersuchungsserien mit teils fünfstelligen Beutetierzahlen(z.B. DALBECK 2003, GÖRNER 1999) muss die erste Nahrungsauswertung aus Branden burg als bescheidener Anfang gewertet werden. Auch wenn sie damit noch nicht den Anforderungen an gleichförmige Aufsammlung und Mindestumfang der Einzellisten nach BEZzzeL et al.(1976) genügt, gibt sie einen ersten Überblick über das Beutespektrum des Uhus in Brandenburg .
Im wesentlichen bestätigen sich die anhand zahlreicher ausgewerteter Untersuchungen getroffenen Feststellungen von PıEcHockı& MÄRZ( 1985): brandenburgische Uhus haben ein überaus mannigfaltiges, stets umweltabhängiges Nahrungsspektrum und sind in der Lage, alle Wirbeltiere bis zur Größe eines Hasen zu schlagen. Mittelgroße Säuger und Vögel bilden je nach Lebensraum den Hauptteil der Nahrung.
Durch Uhukenner wird immer wieder darauf hingewiesen, dass eine vielfältige Beuteliste ohne klar überwiegende Hauptbeutetiere oft auf eine Notlage hinweist(u. a. BAUMGART 1971, KNOBLOCH 1979 a&b, PIECHOCKI& MÄRZ 1985, SCHNURRE 1936). Diese kann
Otis 12(2004)
durch menschliche Störungen verstärkt werden (BAUMGART 1971). Hinsichtlich der Artenzahl bewegt sich die brandenburgische Beutetierliste im Rahmen anderer Untersuchungen. WADEWITZ& NIcoLAI (1993) haben für eine Reihe von Untersuchungen Kurven ermittelt, die das Verhältnis zwischen der Anzahl nachgewiesener Beutetierarten und dem Probenumfang darstellen. Die brandenburgische Liste reiht sich hier ohne Auffälligkeiten ein. Wichtiger als eine Gesamtliste verschiedener Paare, die im Falle Brandenburgs zudem sehr unterschiedliche Regionen und Lebensräume besiedeln, dürfte jedoch die Betrachtung der Beutelisten einzelner Reviere sein, zumal die Bevorzugung bestimmter Beutetiere ebenso wie Rupfgewohnheiten individuell sehr verschieden sind(BEZZEL et al. 1976, SCHNURRE 1936, 1941). Dies wird durch die brandenburgischen Ergebnisse bestätigt: Es gibt Reviere mit äußerst heterogenem Nahrungsspektrum und solche, die durch eine bestimmte, immer wieder genutzte Nahrungsquelle offenbar begünstigt sind. Für bestimmte Artengruppen, etwa“Wasservögel”, dürfte es sinnvoll sein, sie als eine Nahrungsquelle anzusehen statt unterschiedliche Entenarten als“heterogenes Nahrungsspektrum” zu interpretieren.
Es ist bisher nicht möglich, anhand der wenigen auswertbaren Bruten in Brandenburg einen Zusammenhang zwischen Nahrungsspektrum und Reproduktionserfolg bei den einzelnen Revieren zu ermitteln. Dies wird auch dadurch erschwert, dass immer wieder Ausfälle von Altvögeln Brutverluste nach sich ziehen, z. B. im Revier 2 und wahrscheinlich auch bei Revier 3 und 8. Eine Reihe von Bruten ist schon vor dem Schlüpfen der Jungen durch menschliche Störungen gescheitert. Mit Sicherheit spielt somit der zweite von LEDITZNIG(1999) erwähnte Hauptfaktor, die anthropogenen Einflüsse, eine große Rolle für den Bruterfolg in Brandenburg . Neben direkten Brutverlusten führen Altvogelverluste zu diskontinuierlicher Revierbesetzung bzw. Partnerwechseln, was wohl für die Reviere 1,2,3 und > zutrifft. Auch dies dürfte die Brutbilanz negativ beeinflussen. Revier 1,bei dem Igel und Krähenvögel mehr als die Hälfte der Biomasse ausmachen, war z. B. drei Jahre lang erfolgreich, bis offenbar das Weibchen ausgefallen ist und nicht ersetzt wurde. Revier 8, bei dem Wasservögel die Hälfte der Biomasse und damit eine stabile Nahrungsbasis bilden, War im ersten nachgewiesenen Brutjahr erfolgreich und zog auch im zweiten Jahr Junge bis zum Ausfliegen auf. Das Verenden aller drei Geschwister fällt zumindest zeitlich zusammen mit dem Verlust