Heft 
Band 12
Seite
80
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(1966): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 1. Frankfurt/Main.

Mayr, C.(2001): Der Haubentaucher- Vogel des Jahres 2001. Bonn .

SCHONERT, B.(2002): Ergebnisse der Haubentaucher­erfassung(Podiceps cristatus) in Berlin 2001. Berl. ornithol. Ber. 12: 132-144.

SCHWARZE, E.& E. BRIESEMEISTER(2002): Zum Brut­bestand des Haubentauchers im Jahr 2001 in

Schriftenschau

Nowak, E.(2005): Wissenschaftler in turbulenten Zeiten. Erinnerungen an Ornithologen, Natur­schützer und andere Naturkundler. 432 Seiten. Verlag Stock& Stein, Schwerin . ISBN 3-937447-16-4. (1)

Eugeniusz Nowak hat in den letzten Jahren in Vorträgen und Artikeln unter dem SammeltitelErinnerungen an Ornithologen, die ich kannte über die Lebenswege von namhaften Vogelkundlern des 20. Jahrhunderts berichtet. Diese Beiträge hat er nun in überarbeiteter und ergänzter Form als Buch publiziert.

Das Buch enthält Biographien von 50 verstorbenen Ornithologen aus 14 Ländern und drei Kontinenten. Den meisten Personen ist Nowak selbst begegnet, mit man­chen war er befreundet, über manche hat er von Dritten oder aus Archiven und der Literatur Informationen zu­sammen getragen. Wenig handelt das Buch von den wis­senschaftlichen Leistungen, die diese Ornithologen erbracht haben. Das ist auch nicht sein Ziel. Vielmehr stellt Nowak den Einfluss des politischen Zeitgeschehens auf den Lebensweg der Forscher und damit auch auf die ornithologische Wissenschaft ins Zentrum seiner Be­trachtung. Er beleuchtet die Rolle, die auch Ornithologen - mal als Täter, mal als Opfer, mal sowohl als auch- in einem diktatorisch bestimmten Umfeld gespielt haben. Die Schicksale der Ornithologen in Zeiten von Nationalso­ zialismus und Stalinismus, Krieg, Vertreibung und Kaltem Krieg sind vielfältig und oft schlimm. Die Spanne reicht von Geheimdienst-Bespitzelung über ungerechtfer­tigte Verhaftung, Berufsverbot und Verbannung bis zum Todesurteil, Mord und Selbstmord. Er berichtet, wie sich führende Wissenschaftler mit Geschick, Opportunismus oderinnerer Emigration Freiräume für ihre Forschung in Diktaturen schufen, aber auch über die schuldhafte Verstrickung einzelner Ornithologen in nationalsozialisti­sche Verbrechen.

Nowak hat eine ganz eigene Art zu berichten, indem er persönliche Erlebnisse und Erzählungen mit gründlicher Recherche in Geheimdienst- und Militärarchiven verbin­det. Ich weiß nicht, wie ein professioneller Historiker sein

Otis 12(2004)

SUDMANN, S. R.& M. JöBGEs(2002): Brutbestand und Verbreitung von Zwergtaucher(Tachybaptus ruficol­lis), Haubentaucher(Podiceps cristatus),

Höckerschwan(Cygnus olor), Teichhuhn(Gallinula chloropus) und Blässhuhn(Fulica atra) in Nord­ rhein-Westfalen 2001. Charadrius 3: 99-121.

WAHL, J., C. SUDFELDT& S. FISCHER(2003): DieWas­servogelzählung stellt sich vor- Trau keinem über 30? Falke 50: 276-280.

Vorgehen beurteilen würde, aber für den interessierten Leser entstehen sehr plastische und anschauliche Lebens­bilder und vor allem ein tiefes Verständnis für die politi­schen Umstände, die das Agieren von Ornithologen be­stimmten. Trotz vieler tragischer Schicksale ist es über weite Strecken ein großes Vergnügen, das Buch zu lesen, denn Nowak versteht es, den Text mit aussagekräftigen Anekdoten und witzigen Begebenheiten zu würzen.

Für ostdeutsche Ornithologen mögen die Lebensläufe von Hans Stubbe , Wolfgang Makatsch , Hans Schild­macher, Heinrich Dathe und Erich Rutschke besonders interessant sein. Hier hat Nowak vor allem umfangreiche Stasi-Akten aus der Gauck-Behörde ausgewertet(über Makatsch z. B. existieren 550 Aktenblätter), die unter anderem belegen, mit welch sinnlosem Aufwand der Ge­heimdienst international angesehene Ornithologen über­wachte und wie diese dem Geheimdienst und den Verwal­tungsleuten doch immer wieder mal ein Schnippchen schlugen. Es gibt so manche Informationen und Anekdo­ten zum Zustandekommen wichtiger wissenschaftlicher oder naturschutzpolitischer Entscheidungen, etwa der Gründung der Beringungszentrale Hiddensee, der Mitar­beit von DDR -Ornithologen am Handbuch der Vögel Mitteleuropas oder verschiedener internationaler Natur­schutzkonventionen.

Nowaks Buch bricht ein Tabu, denn das, worüber es be­richtet, wurde üblicherweise in offiziellen Würdigungen und Nachrufen übergangen(dafür kursierten teilweise die wildesten Gerüchte). Wer sich nicht nur für ornitholo­gische Forschungsergebnisse interessiert, sondern auch für die Umstände, unter denen sie zustande kommen und für die Menschen, die sie erarbeiten, wird Nowaks Buch mit großem Interesse, oft mit Vergnügen, oft mit Betrof­fenheit lesen und viel Stoff zum Nachdenken finden. Er wolle nicht richten oder verurteilen, schreibt der Autor im Vorwort, und jeder solle sich die Frage stellen:Was hätte ich getan, wenn ich damals oder dort gelebt hätte?

Wolfgang Mädlow