Heft 
Band 12
Seite
91
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Zerning: Bestandsentwicklung von Greifvögeln von 1985 bis 2004

Die Befragung der drei im Gebiet tätigen Revierför­ster und der Leiterin der überwiegend im UG täti­gen Agrargenossenschaft Saarmund ermöglichte die Charakterisierung der forst- und landwirt­schaftlichen Verhältnisse. Änderungen in der Sied­lungsstruktur wurden ebenfalls erfasst.

Die Siedlungsdichte(SD) ergab sich aus der Sum­me der Reviere von Nichtbrütern, wahrscheinlichen und sicheren Brutpaaren bezogen auf die Fläche von 63 km?. Gewässer und bebaute Flächen sind einbezogen. Die Hochrechnung der SD auf 100 km? zum Vergleich mit Literaturangaben kann bekann­termaßen sehr fehlerbehaftet sein und wird deshalb nur als Orientierung in Klammern angegeben.

Ökonomische und ökologische Verhält­nisse im Untersuchungszeitraum

Ausführliche Darstellungen zur unterschiedlichen Entwicklung der Landwirtschaft in der DDR und in der BRD sowie nach der Wiedervereinigung publi­zierte GEORGE(1995, 1996). Danach war die land­wirtschaftliche Produktion in der DDR extensiver, der Düngemitteleinsatz annähernd gleich und Engpässe in der Bereitstellung von Pflanzenschutz­mitteln führten zu Ertragseinbußen. Die relativ ho­hen Ernteverluste bei Getreide, Kartoffeln und Mais bildeten eine wichtige Nahrungsquelle nach der Ernte und im Winter nicht nur für die Beutetiere der Greifvögel. Daneben existierte eine höhere Vielfalt an Feldfrüchten. Durch das mehrmalige Mähen der Grünfutterflächen waren Kleinsäuger und auch Re­genwürmer als Beute der Greifvögel während der gesamten Vegetationszeit verfügbar. Nach 1992 wurde der Getreideanbau ausgedehnt und die Hack­fruchtproduktion deutlich reduziert. Viehbestände verringerten sich teilweise erheblich. Bis Mitte Juni/ Anfang Juli werden kaum Flächen gemäht. Die dem heutigen Stand der Technik entsprechenden Ernte­Maschinen führten zu einer erheblich Reduzierung der Ernteverluste. Grundsätzlich werden diese Aus­sagen im Folgenden für das UG bestätigt.

In den Jahren 1985 bis 1990/91 waren die Verhält­Nisse durch die Wirtschaftsweise der Landwirt­ Schaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG ) Saarmund geprägt. Sie betrieb intensive Viehzucht (Rinder, Schweine, Schafe) verbunden mit entspre­chender Futtermittelproduktion. Die gesamte land­Wirtschaftliche Nutzfläche(LN) im UG wurde jähr­lich intensiv bewirtschaftet. Es gab keine Brachen. Der Grünlandanteil inklusive Futtermais(ca. 12%) lag bei etwa 34% der LN. Bei den Feldfrüchten(ca.

66% der Gesamtfläche) wurden etwa 60% mit Ge­treide, 35% mit Kartoffeln und 5% mit Raps be­baut(Abb. 2). Der große Bedarf an Grünfutter brachte eine laufende Mahd kleinerer Flächen von Mai bis September mit sich. Der Viehbestand der Ge­nossenschaft belief sich auf ca. 3.000 Rinder, 1.000 Schweine und 1.000 Schafe. In der Umgebung von15km um das UG wurde außerdem Hühner-, Enten­und Gänsehaltung betrieben. Die Ernteverluste lagen über den heutigen. Insbesondere die Grün­landbewirtschaftung als auch verfügbare Nahrung aus der Tierproduktion(lebende/tote Tiere aus der Geflügelmast, offene Futtermittellagerung für Schweine) förderten Greifvogelarten, wie Milane, Mäusebussard und Habicht.

Nach der Wiedervereinigung kam es zu einer er­heblichen Reduzierung der Viehbestände und der damit verbundenen Ackernutzung. Gänse-, Enten­und Hühnerhaltung wurde unrentabel und deshalb abgeschafft. Äcker fielen verstärkt brach. Seit 1992 beträgt der Anteil an Ackerbrachen im UG ca. 28%. Durch Absatzprobleme in der Fleisch- und Milch­produktion und Förderschwerpunkte kam es auch in der Agrargenossenschaft Saarmund zu einge­schränkter Tierhaltung bzw. Ackerbewirtschaftung mit teilweise veränderten Kulturen. Der Rinderbe­stand beläuft sich zur Zeit auf etwa 800 Tiere in Mutterkuhhaltung. Schweine und Schafe wurden völlig abgeschafft. Der Futtermaisanbau ist auf ein Drittel, der Kartoffelanbau auf ein Sechstel zurück gegangen. Futterpflanzen(Dauergrünland und Mais) werden auf 30% und Feldfrüchte auf 42% der LN angebaut(Abb. 2). Neben dem 0.g. Rückgang an Kartoffel- und Maisanbau ist ein Anstieg des Öl­fruchtanbaus(Raps, Lein, Sonnenblumen) entspre­chend der EU -Förderprogramme zu verzeichnen. Die Grünlandbewirtschaftung beginnt um den 15. Juni und endet im September auf erheblich größe­ren, gleichzeitig gemähten Flächen als zuvor und dient ausschließlich der Heugewinnung. Der Zwi­schenfruchtanbau hat sich im gesamten Zeitraum weder flächenmäßig noch im angebauten Pflanzen­spektrum wesentlich verändert..

Die Auswirkungen der veränderten Bedingungen in der Landwirtschaft auf die Vogelwelt stellt GEORGE (1995) umfassend dar. Dies beinhaltet für die Greif­vögel die negativen Auswirkungen verringerter An­bauflächen für Mais und Hackfrüchte, die bei gerin­ger Bodendeckung bis Mitte Juni den Greifvögeln Kleinsäuger als Beute zur Verfügung stellen, und der veränderten Grünlandbewirtschaftung. Ab Mitte der 90er Jahre wurden Greifvogelkonzentrationen