Heft 
Band 12
Seite
98
Einzelbild herunterladen
  

98

wirtschaft kaum betroffen sind. Langlebig konstru­ijerte Nisthilfen können eine echte Alternative zum fehlenden Nistplatzangebot sein.

Baumfalke(Falco subbuteo ): Der Baumfalke ist ähnlich dem Wespenbussard als allgemein seltener Brutvogel einzuschätzen. Ein bis heute anhaltender allgemeiner Bestandsrückgang wird von vielen Autoren spätestens seit den 70er Jahren festgestellt (z. B. KEHL& ZERNING 1993, DÜRR et al. 1997, LANG­GEMACH& SÖMMER in ABBO 2001). Die Entwicklung der SD wurde deshalb im gesamten Zeitraum inten­siv verfolgt. MAMMEN& STUBBE(2002) registrieren bundesweit von 1988 an einen konstanten Bestand, der allerdings seit 1999 einen negativen Trend in der Reproduktionsrate aufweist. Im UG ist der Be­standstrend negativ(Abb. 8). Von ehemals drei bekannten Revieren, die nur 1986 und 1990 alle be­setzt waren, ist noch ein sporadisch genutztes Revier geblieben. Bruterfolge gab es lediglich 1987(Brut­paar mit zwei Jungen= BPm2), 1988(BPm4), 1990 (BPm2, BPm1), 1991(BPm3) und 1994(BPm3).

Mit einer mittleren SD von 1,25 BP/63 km? wird der landesweite Wert von etwa 1,2 BP/100 km? (LANGGEMACH& SöMMER in ABBO 2001) derzeit noch übertroffen.

Das zunehmende Verwaisen alter Reviere bzw. nicht oder nicht erfolgreiches Brüten scheint sehr komplexe Ursachen zu haben. LANGGEMACH& SÖMMER(in ABBO 2001) führen Brutbiotopverände­rungen, Bestandsveränderungen bei den Nestberei­tern, verschlechterte Nahrungsbasis und Umwelt­chemikalien als mögliche Ursachen an. Kunsthorste werden gegenüber Krähennestern bevorzugt und sind zur Bestandsstützung gut geeignet.

Da die Art in Brandenburg als vom Aussterben bedroht geführt wird, sollen diese Aussagen mit den Gegebenheiten im UG verglichen werden.

BP auf 63 km

1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997

1999 2001 2003

Otis 12(2004)

Ein Horstrevier(Nr. 1) lag in einem 2,4 ha großen Kiefernfeldgehölz, umgeben von Feldflur, Grünland und einem angrenzenden großen Laubwald. Ein wei­teres(Nr. 2) befand sich in einem Kiefernaltholz von 21 ha Größe mit umliegenden Kiefernfeldgehölzen, Feldflur und Grünland. Das dritte Horstrevier(Nr. 3) befand sich in einem ca. 200 ha großen Mischwald­komplex mit angrenzenden Offenflächen militäri­scher Nutzung. Von allen drei Brutrevieren waren die nächst gelegenen Ortschaften ca. 800 m entfernt. Brutbiotopveränderungen bezogen auf die Wald­bereiche mit den Horststandorten hat es im UG in allen drei Baumfalkenrevieren nicht gegeben. In den Revieren Nr. 1 und 2 ist seit 1991 ein erhöhter Anteil von Brachen zu verzeichnen, was eher eine Erhöhung des Beuteangebotes an Kleinvögeln be­deutet. Die ehemals militärisch genutzten Offenflä­chen in Revier Nr. 3 sind auch heute noch auf etwas verkleinerter Fläche vorhanden. Die angenommene positive Auswirkung von größeren Kahlschlägen spielt im UG keine Rolle, da es in den Baumfalken­revieren auch von 1985 bis 1991 keine gegeben hat. In den drei Revieren des UG sind Krähennester nur noch sehr spärlich vorhandenen. In Revier Nr. 2 wurde sogar ein Nest zwei Jahre hintereinander erfolgreich von den Falken genutzt und ein danach angebotener Kunsthorst sofort angenommen. Die letzten Bruten fanden hier auf einem Gittermast statt. Bei vorhandenen intakten Nisthilfen in Revier Nr. 1 wurden diese ebenfalls besetzt. In den Jahren 2003 und 2004 kam es aber wohl wegen Nistplatz­mangels zu keiner Brut. Es gab einen jährlich besetzten Kolkraben- und zwei Mäusebussard­horste in dem Waldstück, die der anwesende Baum­falke nicht in Anspruch nahm. Die jährlich notwen­dige Instandsetzung von Nisthilfen im Frühjahr durch Besteigung der Horstbäume ist aber sehr auf­wändig und langfristig nicht realisierbar. Eine

Abb. 8: Bestandsentwicklung des Baum­falken im Untersuchungsgebiet. Dünne Linie: mittlerer Brutbestand; dicke Linie: linearer Bestandstrend.

Fig, 8: Development of Hobby breeding pair numbers in the study area. Thin line: average number of pairs; thick line: linear trend of breeding pair numbers.