Heft 
Band 12
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liegen im Zeitraum vom 28.2. bis 17.3. vor. In den Jahren 2000-2002 lagen die Erstankunftstermine im NSG Große Grabenniederung/Lkr. Havelland zwi­schen dem 9. und 15.3., demzufolge im normalen Rahmen(eigene Beob.).

Die Masse der heimischen Uferschnepfen zieht in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern An­fang April durch und die Brutgebiete in Nordost­ Deutschland werden frühestens ab Mitte März besetzt. In einigen ostdeutschen Avifaunen wird ein zweigipfliger Heimzug beschrieben, wobei das zweite Maximum im Zeitraum von Ende April bis Anfang Mai liegt. Dieses Durchzugsmuster wird auf die Migration nord- und osteuropäischer limosa­Populationen zurückgeführt, da diese Vögel erst Anfang Mai ihre Brutgebiete besetzen(ABBO 2001, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1986, KNORRE et al. 1986, KLAFS& STÜBS 1979).

Die relative Zeitgleichheit der Durchzugmaxima und der Besetzung der Brutquartiere weist auf ei­nen vergleichsweise schnellen Durchzug von limo­sa- und islandica-Uferschnepfen in Westeuropa hin, was durch die hohe Mobilität dieser Art als Mittel­und Langstreckenzieher untermauert wird. Unter diesem Gesichtpunkt und unter Einbeziehung der stabilen bis ansteigenden isländischen Teilpopula­tion ist auch weiterhin mit einem Auftreten von islandica im westeuropäischen Binnenland zu rech­nen. VAN SCHEEPEN(1995) weist anhand der nieder­ländischen Nachweise auf einen möglichen Schleifenzug hin, der im Frühjahr östlicher verlau­fen soll als im Herbst.

Die hier vorgestellte Beobachtung von islandica im Land Brandenburg erfolgte vom 19. bis 21.4.2001 im NSG Große Grabenniederung. Das NSG ist ein wichtiger Bestandteil des Feuchtgebiets von inter­nationaler Bedeutung(FIB)Niederung der Unte­ren Havel/Gülper -See. Es gehört zu den bedeuten­den Rast- und Brutgebieten für Wasservögel und Limikolen im mitteleuropäischen Binnenland. Als Trittstein stellt es eine physiologische Tankstelle dar, ohne die ein Auftanken der notwendigen Energie für den Weiterzug unmöglich wäre(SEEGER 1996).

In diesem Beitrag wird ausführlich auf die Beob­achtungsumstände und die Merkmale eines typi­schen islandica-Männchens eingegangen, die zum ersten von der Avifaunistischen Kommission Ber­lin-Brandenburg(Havr et al. 2003) und der Deut­schen Seltenheitenkommisson(P. Barthel, pers. Mitt.) anerkannten Nachweis dieser Subspezies in Brandenburg führten.

SOHs1202002

Umstände und Verlauf der Beobachtung

Am 19.4.01 war ich mit E Sorger(Braunschweig ) im Rahmen einer Brutvogelerfassung von Wiesenlimi­kolen im NSG Große Grabenniederung unterwegs, die zu diesem Zeitpunkt noch auf weiten Flächen flach überstaut war und deswegen eine hohe Attrak­tivität für Wasservogel- und Limikolenarten hatte. Es herrschte ein kräftiger, kalter Wind mit 4-5 bft. aus Nord-Nordwest vor, bei einer Temperatur von ca.8°C und guter Sicht. Bei den vorigen Kontrollrunden konnten mehrmals zwei besetzte limosa-Ufer­schnepfenreviere mit vier Individuen festgestellt werden.

Am 19.4. konnte ich zusätzlich zu den bekannten Reviervögeln 20 weitere Uferschnepfen beobachten, bei denen es sich offenbar um einen Zugtrupp han­delte. Diese Vögel hielten sich später in zwei Gruppen mit fünf bzw. 15 Vögeln in einem Abstand von unge­fähr 1,5 km im NSG auf. In beiden Trupps konnte ausdauernde Balzaktivität(Zugbalz) festgestellt wer­den. Der größere Trupp rastete in einem flach über­stauten Grünlandbereich. Beim Zählen der Ufer­schnepfen fielen mir sofort zwei besonders intensiv gefärbte Vögel auf, die ich für etwa 1,5 Stunden genau studierte.

Vom lebhaften farblichen Gesamteindruck her handelte es sich offenbar um zwei Männchen der isländischen Unterart islandica. An diesem Tag gelang die einzige Flugbeobachtung im direkten Vergleich beider Subspezies.

Am 20.4. konnte ich gemeinsam mit S. und P. Haase (Naturparkverwaltung Westhavelland), neben sechs limosa-Vögeln, noch ein islandica-Männchen im Gebiet bestätigen(Beobachtungsdauer ca. 1 Stun­de). P. Haase empfand diesen Vogel sofort als andersartig. Beiden Beobachtern fielen spontan der sehr kurze Schnabel, die besonders intensive rostrote Tönung der Unterseite sowie die markante Rückenzeichnung auf.

Am 21.4. kamen M. Kühn und S. Kirchner ins Gebiet. Wie am ersten Tag hielten sich wieder zwei islandica-Männchen an derselben Stelle auf, wobei es sich offenbar'um die Individuen vom 19.4. han­delte. An jenem Tag waren nur noch sechs Ufer­schnepfen zugegen, doch bemerkten wir in dieser Gruppe einen weiteren Vogel, der besonders intensiv gefärbt war. Ein sehr blass gezeichnetes Weibchen der Nominatform war ebenfalls anwesend, was sich als positiver Umstand für die vergleichende Diskussion darstellte.