Heft 
Band 12
Seite
113
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Kleine Mitteilungen

Otis 12(2004): 113-120

Ein Zwergei bei der Rauchschwalbe(Hirundo rustica )

Andre Kabus

KABUs, A.(2004): Ein Zwergei bei der Rauchschwalbe(Hirundo rustica ). Otis 12: 113-114.

Im Rahmen der Mitarbeit am Rauchschwalbenprojekt der Beringungszentrale Hiddensee wurde am 27.7.03 in Böhne(Havelland) in einem Rauchschwalbennest ein Zwergei gefunden. Es maß 11,6 x 9,6 mm und gehört damit zu den kleinsten in der Literatur beschriebenen Rauchschwalbeneiern. KABUS, A.(2004): A very small Barn Swallow egg(Hirundo rustica ). Otis 12: 113-114.

The egg was found in Böhne, Havelland region on 27. July 2003 during a ringing project, measured only 11.6 x 9.6 mm, and is therefore one of the smallest recorded Barn Swallow eggs.

Andre Kabus, Semmelweisstr. 45, 14712 Rathenow ; email: andre.kabus@t-online.de

In Fortführung des länderübergreifenden EURING SWALLOW PROJECT entwickelten die deutschen Vo­gelwarten unter Federführung der Beringungszen­trale Hiddensee das ProgrammIntegriertes Moni­toring Rauchschwalbe. Im Rahmen des Teilprojektes Brutbiologie betreue ich in drei Stallanlagen bei Rathenow , Landkreis Havelland , die dortigen Bruten der Rauchschwalben. Im Jahr 2003 wurden hier von insgesamt 38 Brutpaaren 64 Bruten begonnen, d. h. mindestens je ein Ei gelegt. Beringungsreife Junge entwickelten sich in 48 Bruten. Die mittlere Anzahl pro Nest beringter Jungvögel lag für die Erstbruten bei 4,29(120 juv./28 Bruten) und für die Zweit- bzw. Nachbruten bei 3,89(70 juv./18 Bruten).

Die Nester wurden in etwa wöchentlichem Abstand kontrolliert. In einem für die zweite Brut neu gebau­ten Nest in einer Rinder-Stallanlage in Böhne lag am 27.7.2003 ein einzelnes Ei, das sofort durch seine extrem geringe Größe und besondere Form auffiel (Abb. 1). Färbung und Zeichnung wichen dagegen Nicht vom arttypischen Spektrum ab. Als bei einer Nachkontrolle am 1.8.03 kein weiteres Ei in diesem

Abb. 1: Zwergei der Rauchschwalbe mit drei norma­len Eiern(Vergleichseier stammen nicht vom selben Gelege bzw. Weibchen), Böhne/HVL , Juli 2003. Foto: A. Kabus,

Fig. 1: Small Barn Swallow egg in comparison with three normal Barn Swallow eggs (not from the same brood or female), Böhne/HVL.

angefangenen Gelege hinzugekommen war, wurde das anormale Ei entnommen und vermessen. Es war von(kurz-)elliptischer Form und hatte die Maße 11,6 x 9,6 mm. Damit handelt es sich um ein typisches Zwergei. Es befindet sich jetzt in der Sammlung des Phyletischen Museums in Jena .

Zwergeier sind schon vielfach und für zahlreiche

Vogelarten beschrieben worden. In früherer Zeit

stellten sie eine beliebte Spezialität mancher Eier­sammler dar. KUMMER(1986) berichtet, dass allein der Sammler FE. Haag zu Anfang des 20. Jahrhunderts 1.721 derartige Stücke besaß! Darunter befanden sich auch vier der Rauchschwalbe, für die HAAG (1911) selbst diese Maße angibt: 10 x 13 mm, 13 x 8,8 mm, 13 x 10,5 mm und 15 x 11 mm.

Als weitere derartige Nachweise bei der Rauch­schwalbe wurden die folgenden bekannt: SCHMAUS (1938) fand im Hunsrück in zwei aufeinander folgen­den Bruten im selben Nest neben vier bzw. drei Jungen jeweils ein Sparei mit den Maßen 13,7 x 10,0 bzw. 13,1 x 9,6 mm. SCHNEIDER(1979) beschreibt ein Zwergei der Größe 11,9 x 9,5 mm, das er 1931 bei