Heft 
Band 12
Seite
115
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Kleine Mitteilungen

1-2 Tagen nicht mehr nachweisbar, so dass hierfür nur frisch tote Tiere in Frage kämen, die sofort toxi­kologisch untersucht werden müssten.

Alle untersuchten Tiere befanden sich in gutem Er­nährungszustand. Es wurde eine hohe Dosis von 40 mg/kg(Frischsubstanz) Methiocarb im Magen vor­gefunden, wobei leider nur eine gepoolte Probe un­tersucht wurde, d. h. die Mägen aller Tiere wurden im Landeslaboraufgrund der geringen Einzelmengen zu einer Probe gemixt, anstatt jeden Magen separat zu untersuchen. Methiocarb ist in Insektiziden und Schneckenbekämpfungsmitteln enthalten. Lambda­Cyhalothrin als Wirkstoff des Nonnenbekämpfungs­mittelsKarate sowie weitere Insektizide wurden nicht nachgewiesen. Aufgrund der gepoolten Probe lässt sich leider keine Zuordnung zu den einzelnen Tieren vornehmen. Es ist also durchaus möglich, dass sich das Gift Methiocarb nicht in allen untersuchten Exemplaren befunden hat.

Die Frage, wo und wie die Aufnahme des Giftes er­

folgte, ist nicht zu beantworten. Fakt ist, dass es sich um eine akute Vergiftung handelte, da sich die Vögel alle in einem guten Ernährungszustand befanden.

Was zumindest bleibt, ist erstmals der Nachweis, dass brütende Wiedehopfe durch Insektizide vergiftet wurden. Nur aufgrund des Niströhren-Programmes konnten so viele tote Brutweibchen innerhalb kurzer Zeit gefunden werden. Es bleibt auf jeden Fall eine Dunkelziffer nicht gefundener vergifteter Brutvögel (möglicherweise auch anderer insektenfressender Ar­ten wie Raubwürger, Ziegenmelker), da mit den Nist­röhren nur ein Teil der besetzten Brutplätze bekannt und kontrollierbar war. Dieser herbe Verlust von über 20% der Brutweibchen im Untersuchungsraum wird im Folgejahr vermutlich kaum auszugleichen sein.

Da auch im Jahr 2005 zumindest mit einer weiteren Bekämpfung gegen die Nonne zu rechnen ist, wäre es um so wichtiger, frisch tote Brutweibchen einer toxi­kologischen Sofortuntersuchung zuzuführen, sofern solche Todfunde anfallen sollten.

Erfolgreiche Jungenaufzucht durch ein Seeadler-Männchen (Haliaeetus albicilla )

Günter Kehl

KEHL , G.(2004): Erfolgreiche Jungenaufzucht durch ein Seeadler-Männchen(Haliaeetus albi­

cilla). Otis 12: 115-117.

Nach dem Verlust des Weibchens zog ein Seeadler-Männchen im Jahr 2004 im Landkreis Potsdam­Mittelmark alleine erfolgreich zwei Jungvögel auf. KEHL , G.(2004): Successful rearing of young by a male White-tailed Sea Eagle(Haliaeetus albi­

cilla). Otis 12: 115-117.

A male White-tailed Sea Eagle was able to rear two nestlings on its own in the Potsdam region in

2004 after the loss of the female.

Günter Kehl, Wielandstr. 5, 14471 Potsdam ; email: DieKehls@gmx.de 7 a

Am 15, April 2004 meldete der zuständige Oberförs­ter bei der Unteren Naturschutzbehörde den Fund eines toten Seeadlers an einer Bahnstrecke bei Caputh im Landkreis Potsdam-Mittelmark . Offenbar hatte der Seeadler an einem von einer Bahn überfahrenen Damtier gekröpft. Das Tier wurde Sofort geborgen und am gleichen Tag zum Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin gebracht. Dort stellte sich heraus, dass es sich um ein adultes Weibchen handelte.

Der Fundort befand sich 800 m Luftlinie von einem besetzten Seeadlerhorst entfernt, in dem im Jahr 2001 erstmalig erfolgreich gebrütet worden ist. Der Horst befindet sich in einem 140-jährigen lich­ten Buchenaltholz in ca. 20 m Höhe. Auch im Jahr

2004 fand hier eine Brut statt. Ein Bruterfolg konnte bestätigt werden, als das Weibchen am 9.4. offen­sichtlich Jungvögel fütterte.

Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass es sich bei dem Totfund um das Revierweibchen handelte, zumal auch ein Brutfleck festgestellt wurde. Deshalb erfolgte durch mich noch am 15.4. abends von 17.25-20.30 Uhr eine vorsichtige Kontrolle des Horstes mittels Spektiv. Dabei konnte ich das Männchen ununterbrochen am Horst beobachten, das in dieser Zeit zwei Junge mit kleinen Portionen fütterte. Beide gaben in der Beobachtungszeit auch einmal Kot ab, so dass sie besser sichtbar wurden. Diese Beobachtungen ließen eine Schätzung des Alters der juv. auf ca. 20 Tage zu. Gegen 20.20 Uhr