Deutschland , insbesondere dem Förderverein Großtrappenschutz, und nahezu allen anderen Staaten mit relevanten Großtrappenvorkommen wurde auf der Tagung wiederholt positiv erwähnt. Die Gesamtpopulation der Großtrappe in Europa wird derzeit zwischen 35.600 und 38.500 Vögel geschätzt. Bestandszunahmen gab es im letzten Jahrzehnt nur in Öster reich , Deutschland und einigen Gebieten in Ungarn . Interessante Forschungsergebnisse kamen u. a. aus Spanien : größere Teilpopulationen tendieren dort zur Zunahme, kleinere oder fragmentierte Teilpopulationen nehmen eher ab. 1-2 Trappen je km* gelten in Spanien als wenig. Davon ausgehend wären z. B. im SPA“Havelländisches Luch” erst bei deutlich mehr als 100 Ind. stabile Verhältnisse anzunehmen. Es besteht Hoffnung, dass bei weiterer Zunahme in Deutschland ein stabilisierender Effekt eintritt. Hauptproblem bleibt trotzdem der hohe Prädationsdruck. Dieses Thema wurde von fast allen Rednern angesprochen, aber außer der Forderung nach intensiver Bejagung potenzieller Prädatoren gab es kaum griffige Konzepte. Im Kiskunsag-Gebiet(Ungarn ) wurde nach brandenburgischem Vorbild eine fuchssichere Einfriedung errichtet, die allerdings mit 400 ha deutlich größer ist als in Brandenburg . Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Tagung wurden durch die Vertreter von CMS-Sekretariat, BirdLife International und IUCN direkt für die MoU-Konferenz aufbereitet. Am Ende der Konferenz verabschiedeten die über 70 Teilnehmer aus Behörden und Nichtregierungsorganisationen von 10 der 17 Vertragsstaaten ein mittelfristiges Arbeitsprogramm. Der geografische Geltungsbereich des MoU wird erweitert um die Länder Italien , Serbien-Montenegro und Russland .
Fortschritte macht das Programm zur Wiederansiedlung baumbrütender Wanderfalken, getragen durch den Arbeitskreis Wanderfalkenschutz e.V. mit Unterstützung des Landesumweltamtes Brandenburg und weiterer Partner. Nachdem 1996- zwanzig Jahre nach dem Aussterben der Baumbrüterpopulation- die erste Brut in Brandenburg nachgewiesen wurde, scheint im Jahr 2004 der Durchbruch gelungen: hintereinander wurden mehrere neue besetzte Reviere entdeckt, so dass deren Zahl inzwischen auf zehn gestiegen ist: sieben in Brandenburg und drei in Mecklenburg-Vorpommern . Acht der anwesenden Paare brüteten, und bei sechs Paaren wurden zwölf Junge flügge. Fast alle Brutvögel wurden anhand der Kennringe identifiziert- sie stammen ausnahmslos aus dem Baumbrüterprojekt bzw. kamen schon im Freiland auf Bäumen zur Welt. Darüber hinaus gibt
Otis 12(2004)
es bis heute keine weiteren Hinweise auf Baumbruten,in Mitteleuropa , auch nicht aus dem polnischen Teilprojekt. Zusammen mit gezüchteten und ausgewilderten Falken sowie Vögeln aus Rettungsumsetzungen von gefährdeten Gebäudebruten wurden 2004 68 auf die Baumbrut geprägte Jungfalken flügge. Bei ausgewilderten und umgesetzten Jungfalken kamen die Wildflugmethode und die arteigene Adoption zur Anwendung. Es besteht Hoffnung, dass noch in diesem Jahrzehnt das Ziel von 20-25 Baumbrüterpaaren als Abbruchkriterium für die derzeit noch unverzichtbaren aufwändigen Auswilderungsaktionen erreicht wird.
Ein 2003 begonnenes Projekt zur Wiederansiedlung des Fischadlers in Spanien wird seit dem Jahr 2004 durch Brandenburg unterstützt. Dem ging eine sorgfältige Prüfung der umfangreichen und an den IUCN -Kriterien für Wiederansiedlungsprojekte angelehnten Antragsunterlagen durch Fischadlerexperten in Deutschland voraus. Teil der Abwägung war die Tatsache, dass im Jahr 2003 in Brandenburg mindestens 468 Fischadler aus 276 besetzten Revieren flügge geworden sind. Die Reproduktion von etwa 1,7 Jungvögeln pro besetztes Revier lag 2003 im langjährigen Mittel, das seit Jahren einen kontinuierlichen Bestandsanstieg und einen mittleren Arealzuwachs von 3 km pro Jahr nach Süden und Westen ermöglicht. Angesichts dessen, dass die Voraussetzungen für ein Gelingen des Projektes in Spanien sehr günstig erscheinen, wurde es als vertretbar erachtet, für zunächst fünf Jahre jährlich 12 Jungvögel aus Bran denburg zu entnehmen und für die Auswilderung zur Verfügung zu stellen. An der Brutsaison 2003 gemessen wären das 2,6% des Jahresnachwuchses. Das Verhalten der im Süden Spaniens nach der“HackingMethode” ausgewilderten Jungadler wird u. a. mit Hilfe der Satellitentelemetrie überwacht. Auch ein in Brandenburg verbliebenes Nestgeschwister eines dieser Vögel erhielt zu Vergleichszwecken einen
‚ Satellitensender, der den Weg des Vogels bis in das