Heft 
Band 12
Seite
127
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Otis 12(2004): 127-128

Ornithologische Dissertationen und Diplomarbeiten aus Brandenburg

Nahrungsanalyse des Schreiadlers Aquila pomarina (Brehm 1831) im Nordosten Deutschlands

Diplomarbeit im Studiengang Naturschutz und Landschaftsplanung der Hochschule Anhalt (FH), Abteilung Bernburg 2004

Andreas Pschorn

Andreas Pschorn, Aribertsr. 35, 06366 Köthen/Anhalt ; email: APschorn@gmx.de

Die Diplomarbeit gibt einen Einblick in die Nahrungszu­sammensetzung des Schreiadlers im Nordosten Deutsch­ lands . Dazu wurden Gewöllmaterial, Beutetierfunde aus Horsten der Adler als auch Beobachtungen herangezogen. Die Gewölle wurden in einem Zeitraum von 1995 bis 2003 von Horstbetreuern im Land Brandenburg unter den Hors­ten aufgesammelt und von T. Langgemach zusammenge­tragen. Das Gewöllmaterial bezieht sich auf 26 Reviere. Nur in einem Fall konnten Gewölle einem Altadler zugeordnet werden. Beim Hauptteil des Materials handelte es sich wahrscheinlich um Speiballen der Jungvögel. Die nachge­wiesenen Beutetierfunde aus den Horsten einiger Schrei­adler-Brutpaare Mecklenburg-Vorpommerns gehen auf die gesammelten Daten von C. Scharnweber zurück. Das Datenmaterial. bezieht sich hierbei auf 65 Horste, die im Zeitraum von 1980 bis 1990 bestiegen wurden.

Die Liste der Wirbeltierbeute umfasste 412 Nahrungstiere, die 37 Arten und 4 Gattungen zugeordnet werden konnten. Das Gewicht aller Nahrungstiere betrug ca. 61,55 kg. Dabei Wurden auch Nahrungstiere gezählt, die über die Aufnah­me von Aas zum Beute-Spektrum des Schreiadlers gehör­ten. Hierzu zählten 1 Schaf, 1 Hund, 1 Hauskatze, 3 Rehe (davon 2 Kitze) und 1 Fisch. Einen Nachweis eines Fisches führte bereits UTTENDÖRFER(1939) alsZufall auf. Bei dem Großteil dieser Nachweise handelte es sich höchstwahr­scheinlich um Verkehrsopfer. Dass der Schreiadler jegliche Nahrungsressource nutzt und dabei auch Aas nicht ver­schmäht, ist in der Literatur mehrfach beschrieben worden (z. B. WENDLAND 1959). Auch bei UTTENDÖRFER(1939, 1952) Wurden Rehe als Aas aufgeführt.

Sehr gering waren bei dieser Untersuchung die Nachwei­se von Amphibien. Es lagen lediglich eine Beobachtung und 7 Registrierungen in den Horsten der Adler vor. Bei SıewerT(1932) fanden sich dazu Beschreibungen, bei de­nen Adler entlang der Grabenränder in großer Zahl zu Fuß Frösche fangen. Auch UTTENDÖRFER(1939, 1959) und ZA­WADZKA(1999) zählten Frösche in nicht unerheblicher An­zahl zum Beutetier-Spektrum des Schreiadlers. Bei den Untersuchungen von IVANOVSKY et al.(1999) machten Am­ Phibien sogar den höchsten Anteil in der Beute aus. Nach GEYER VON SCHWEPPENBURG(1913) kann man davon ausge­hen, dass vielfach Amphibien aufgenommen worden sind,

wenn sich in den Gewöllen die Reste kleinerer Insekten fanden. Der Amphibienanteil dürfte demnach auch bei die­ser Untersuchung höher liegen, da zahlreiche Kleinstinsek­ten determiniert werden konnten.

GEYER VON SCHWEPPENBURG(1913) sowie WENDLAND (1959) führten unter den Beutetieren auch verschiedene Reptilien, gaben dazu aber keine genauen Häufigkeiten an. Auch SCHELLER& MEYBURG(1996) zählten Kriechtiere(nur Eidechsen) zur Nahrung. Die Untersuchung von VLACHOS& PAPAGEORGIOU(1996) zeigte, dass die Ringelnatter die Hauptbeute in Nordost-Griechenland ausmachte. Umfang­reichere Daten waren bei UTTENDÖRFER(1959) zu finden, bei dem Blindschleichen, Eidechsen und Ringelnattern aufgeführt sind. Auch diese Untersuchung zeigte, dass Rep­tilien zum Nahrungsspektrum des Schreiadlers gehörten. Den Hauptteil machte dabei die Blindschleiche mit 13 Indi­viduen aus. Beim Gewichtsanteil steht diese jedoch hinter der Ringelnatter, die mit 7 Individuen vertreten war. Des Weiteren konnten noch eine Eidechse und 2 nicht näher de­terminierbare Reptilien nachgewiesen werden. Das Gesamtgewicht betrug ca. 1,64 kg.

Vergleicht man die Angaben der Untersuchung von SLADEK (1958) oder PALASTHY& MEYBURG(1973) und die doku­mentierten Beobachtungen von WENDLAND (1959) mit den Daten dieser Untersuchung, wird deutlich, dass Vögel nicht nurhin und wieder(WENDLAND 1959) als Beute in Frage kommen. Wesentlich höhere Vogel-Anteile gingen aus den Publikationen von GEYER VON SCHWEPPENBURG(1913), UT­TENDÖRFER(1939), HARASZTHY et al.(1996), JDREJEWSKA et al. (1998), ZAWADZKA(1999) und STUBBE et al.(2000) hervor. Die 103 erbeuteten Vögel dieser Untersuchung gehörten zu 20 Arten und einer Gattung. 23 Individuen konnten nur als Sperlingsvogel angesprochen werden. Die höchsten Anteile an der Vogelbeute machten ‚die Sperlingsvögel mit 49 Individuen und Tauben mit 28 Individuen aus. Dass Tauben einen bedeutenden Anteil in der Nahrung der Ad­ler haben, zeigte sich auch bei den Analysen von UTTENDÖR­FER(1939) an Gewöllen und Fraßresten des Schreiadlers. Bei der Betrachtung der Gewichtsverteilung verschoben sich die Anteile entscheidend. Neben Tauben, die mit 10,35 kg an der Spitze der Gewichtsverteilung standen und auch im Gesamtbeutespektrum einen deutlichen Masseanteil