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Band 12
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haben, machten Entenvögel mit 5,0 kg und Hühnervögel mit 3,0 kg einen höheren Anteil aus. Es konnte ein Gesamt­gewicht von 24,01 kg registriert werden.

Die Vogel-Biomasse lag damit nur geringfügig unter der der Säuger mit 33,99 kg. Im Untersuchungsmaterial konn­ten 271 Säuger festgestellt werden, die sich zum größten Teil auf 11 Arten verteilten. Der geringere Teil(30 Individu­en) konnte nicht näher bestimmt werden und wurde unter den jeweiligen Gattungen bzw. Familien zusammengefasst. Wühlmäuse werden. in bisher publizierten Darstellungen als Hauptbeute des Schreiadlers betrachtet(GEYER VON SCHWEPPENBURG 1913, UTTENDÖRFER 1939, SLADEK 1958, WENDLAND 1959, PALASTHY& MEYBURG 1973, MEYBURG 1991, SCHELLER& MEYBURG 1996, HARASZTHY et al. 1996, ZAWADZKA 1999, STUBBE et al. 2000). Das galt bezüglich der Individu­enmengen auch für diese Untersuchung, bei der die Wühler 71,22% der Säuger-Nachweise ausmachten. Innerhalb der Microtinae fanden sich Feld- bzw. Erdmaus mit 100 und Schermaus mit 51 Individuen. Einen weiteren großen Anteil machte der Maulwurf mit 51 Tieren aus. Diese 3 Arten bildeten auch im Gesamtbeutespektrum die Hauptbeutetiere. Dass der Maulwurf einen relativ großen Anteil an der Beutetierzusammensetzung einnimmt, zeigte auch die Arbeit von GEYER VON SCHWEPPENBURG(1913). Be­züglich der Biomasse hatte der Feldhase den bedeutend­sten Anteil an der Schreiadlernahrung. Das Hasen-Gewicht machte 16,50 kg aus. Dabei sind fast ausschließlich juveni­le Hasen registriert worden. Untersuchungen zur Nahrungsökologie des Schreiadlers, die den Hasen als Beutetier anführen, stellten ebenfalls nur Jungtiere fest (UTTENDÖRFER 1939, 1952, PALASTHY& MEYBURG 1973, MEYBURG 1991, ZAWADZKA 1999).

Die Wirbellosen-Nachweise beschränkten sich aus­schließlich auf die Gewölleanalysen. Den Hauptteil nahmen dabei die Insekten mit 121 Individuen ein, unter denen 30 Arten bzw. Artengruppen registriert werden konnten. Einen wesentlichen Anteil trugen die Käfer mit 103 In­dividuen. Ausschliesslich im Gewöllmaterial des Altvogels fanden sich Nachweise für Regenwürmer. Auch die Regis­trierungen der Heuschrecken stammen zum Großteil aus den Gewöllen des adulten Tieres. Aus einer Reihe von Beob­achtungen und Untersuchungen ist schon länger bekannt, dass Regenwürmer und größere Insekten zu den Beute­tieren des Adlers gehören(UTTENDÖRFER 1939, WENDLAND 1959). In wieweit es sich bei den Insekten um selbständig erbeutete Individuen oder um indirekt über die Nahrungs­tiere aufgenommene Insekten handelt, kann nur selten sicher bestimmt werden. So könnten die am Waldboden lebenden Rüsselkäfer Otiorhynchus ovatus und 0. raucus sowohl von den Eltern-Tieren am Boden aufgesammelt und gefressen worden sein, als auch über die Wirbeltier­beute in die Schreiadler gekommen sein. Allerdings ist hier, aufgrund der geringen Größe der Arten, eher vom letzteren auszugehen. So führten schon GEYR VON SCHWEPPENBURG (1913) sowie UTTENDÖRFER(1939, 1952) einige Insekten (meist kleinere Carabiden) an, die wohl aus Froschmägen stammten. Bei dem Großteil der Insektenfunde handelt es sich durchaus um Tiere, die im Horstbereich des Adlers

Otis 12(2004)

anzutreffen sind. Dabei können die Nachweise in zwei Gruppen eingeteilt werden: 1) Insekten, die sich im Kro­nenbereich des Horstbaumes von Pflanzenmaterial(phyto­phag) oder von anderen Wirbellosen(zoophag) ernähren; 2) Tiere, die durch die im Horst befindlichen Nahrungsres­te angelockt werden.

Zahlreiche Wirbellosen-Nachweise wurden in UTTENDÖR­FER(1959) aufgeführt, die in etwa mit der Insektenliste die­ser Untersuchung zu vergleichen waren. So fanden sich die größeren Mengen-Anteile unter den Carabidae, Curculioni­dae und Chrysomelidae. Da der Schreiadler die Bodenjagd oft nutzt und dabei Wiesenkomplexe nach Art des Storches über größere Strecken abläuft(UTTENDÖRFER 1939, WEND­LAND 1959, MEYBURG 1991, SCHELLER et al. 2001), ist auch von einem nicht unerheblichen Wirbellosen-Anteil auszugehen.

Der Schreiadler gilt bezüglich seiner Nahrungswahl als Opportunist und nutzt jegliche verfügbare Nahrungsquel­le. Er passt sich dabei den gegebenen Bedingungen(Wetter, Beutetierkalamitätan, Aas u.s.w.) an. Das zeigten auch die Veröffentlichungen von UTTENDÖRFER(1939, 1952), SLADEK (1958), WENDLAND (1959), SCHELLER& MEYBURG(1996) und STUBBE et al.(2000). Hervorzuheben ist, dass dem Adler dabei Nahrungstiere zur Verfügung stehen müssen, die relativ häufig im Jagdhabitat vorkommen und erreichbar sind, als auch höhere Biomassen-Anteile aufweisen. In den nordöstlichen Brut- bzw. Jagdhabitaten des Schreiadlers in Deutschland nehmen demnach, neben kleineren Wühl­mäusen, Schermaus, Maulwurf und Tauben eine wichtige Rolle in der Nahrungszusammensetzung ein. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass durch die Bodenjagd der Adler, der Anteil von Amphibien und größeren Wirbellosen(z. B. Regenwürmer, Laufkäfer der Gattung Carabus) nicht unbe­deutend ist.

Der Vergleich einiger Reviere über die Beutetiernachwei­se ergab keine wesentlichen Unterschiede. Da sich Schrei­adler-Reviere hinsichtlich ihrer landschaftlichen Ausprä­gung kaum voneinander unterscheiden(LANGGEMACH et al. 2001), kann man davon ausgehen, dass das Beuteinventar der Adler nur geringfügig voneinander abweicht. Des Weiteren konnten über die Beutetiernachweise beschränkt Rückschlüsse auf eventuelle Nahrungsflächen getroffen werden.

Die Diplomarbeit wurde von Dr. T. Langgemach(Staatli­che Vogelschutzwarte Brandenburg) initiiert und betreut sowie als Zweitgutachter bewertet. Erstgutachter war Prof. Dr. E. Arndt(Hochschule Anhalt (FH), Abt. Bernburg ). Des Weiteren bedanke ‚ich mich recht herzlich bei folgenden Personen, ohne deren Hilfe und Zuarbeit die Arbeit nicht möglich gewesen wäre: Dr. M. Jentzsch, Dr. K. Schneider, Dr. P. Schnitter, Dr. M. Wallaschek, Dr. N. Schneeweiß, C. Scharnweber, Prof. B.-U. Meyburg, J. Fiebig, Frau Viertel, T Blohm, I. Börner, Prof. K. Graszynski, U. Gründel, J. Haferland, A. Hinz, U. Kraatz, H. Krüger und J. Schwabe