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Otis 13(2005)
Untersuchungsgebiet, Material und Methode
Das Untersuchungsgebiet(UG ) liegt im Südosten des Landes Brandenburg . Es umfasst die Territorien der kreisfreien Stadt Cottbus (CB ) und des Landkreises Spree-Neiße (SPN ). Die Flächengröße des UG wird mit 1.812 km* angegeben(LDS 1999). Das UG ist relativ arm an Gewässern, insbesondere natürliche Seen gibt es kaum. Charakteristisch sind die großen Teichwirtschaften(Teichgebiete Peitz , Bärenbrück, Mulknitz-Eulo, Glinzig, Groß Schacksdorf, Kathlow, Sergen u. a.). Insgesamt gibt es mehr als 160 Standgewässer mit einer Flächengröße über 2 ha(BESsCHOoW& LıTzkow 2002). Im UG wurde einer der größten Flachlandspeicher Deutschlands im Durchbruchstal der Spree durch die Endmoräne des Niederlausitzer Grenzwalls errichtet, die Talsperre Spremberg (max. 960 ha Wasserfläche). Neue Großgewässer sind mit der Flutung ehemaliger Tagebaurestlöcher im Entstehen(z. B. Gräbendorfer See ca. 450 ha, Klinger See ca. 400 ha).
Die wichtigsten Fließgewässer im UG stellen die Flüsse Spree (57 km ohne den 7 km langen Talsperrenbereich) und Lausitzer Neiße (65 km) dar. Die Spree ist mehr oder weniger stark ausgebaut, teilbegradigt bis kanalisiert. Sie diente viele Jahre als Hauptvorfluter zur Ableitung großer Mengen von gehobenem Tagebauwasser(ARNOLD& KUHLMANN 1993). Im Raum Burg verzweigt die Spree in das Fließsystem des Oberspreewaldes. Insbesondere südlich Cottbus begleiten ältere Stieleichenbestände die Spreeufer und bieten Nistmöglichkeiten für in Baumhöhlen brütende Enten. Eine höhere Natürlichkeit und Eigendynamik als die Spree besitzt die Lausitzer Neiße . Insbesondere durch die stark schwankende Wasserführung werden permanent neue kleinflächige Biotopstrukturen für zahlreiche Fließgewässerarten geschaffen(Flussregenpfeifer, Flussuferläufer, Eisvogel). Eine Reihe kleinerer Bäche entwässern das Gebiet zur Spree bzw. zur Lausitzer Neiße . Diese Fließgewässer sind heute überwiegend in einem wenig natürlichen Zustand. Insgesamt sind die Vorflutverhältnisse stark anthropogen gestört(Folgewirkungen von Komplexmeliorationen, Bergbau und Zersiedlung der Landschaft). Erste Renaturierungsmaßnahmen an der Malxe und am Koselmühlenfließ sollen etwas von den zerstörten Biotopstrukturen natürlicher Fließgewässer zurückgeben.
Im Rahmen der avifaunistischen Bearbeitung der Fließgewässer wurden im Jahr 2004 insgesamt 102 Flusskilometer und 196 km Fließe untersucht. Die
den einzelnen Bearbeitern zugewiesenen Gewässerabschnitte sollten jeweils Mitte bis Ende der Monate April bis Juni abgegangen werden. In übersichtlichem und befahrbarem Gelände konnte auch eine Variante der Punkt-Stopp-Kartierung angewandt werden(Haltepunktabstand 200 m, 5-10 min. Erfassungszeit je Stop).
Das Hauptziel der Kartierung war die qualitativquantitative Erfassung von Arten, deren Brutplätze sich unmittelbar an Fließgewässern befinden. Folgendes Artenspektrum wurde gezielt untersucht: Entenarten(Stock-, Schell- und Mandarinente, sowie Gänsesäger), Flussuferläufer, Flussregenpfeifer, Eisvogel, Gebirgsstelze, Beutelmeise, alle Rohrsängerarten (Schwerpunkt Drosselrohrsänger) und Rohrammer.
Die besonderen Brutnachweise
Fall 1: Am 20.5.2004 wurde im Bereich der Madlower Schluchten/Stadt Cottbus innerhalb einer im Nebenschluss zur Spree entwickelten kleinen Weiherkette ein Junge führendes Mandarinentenweibchen festgestellt(R. Zech, M. Spielberg, A. Kossack). Die Besonderheit bestand darin, dass die beiden ca. eine Woche alten Küken eine Mandarinente und eine Schellente waren. Über die weitere Entwicklung dieses Schofes gibt es leider keine Informationen. Fall 2: Am 8.6.2004 kartierte der Verfasser an der Spree im Bereich Neuhausen. Etwa 100 m flussaufwärts der Spreebrücke Neuhausen wurden zwei Schellentenküken entdeckt. Von einem im Wasser liegenden Baumstamm beobachtete und sicherte eine Mandarinente das Treiben der pulli. Nach Annäherung an die Schellentenpulli wurden zusätzlich vier Mandarinentenpulli sichtbar, die am Uferrand nach Nahrung suchten. Die verursachte Störung veranlasste die adulte Mandarinente intensiv zu warnen. Alle sechs Küken wurden unter Nutzung der Uferdeckung eilig weggeführt. Die pulli waren alle wohl vom gleichen Tag bzw. Vortag und damit frisch geschlüpft. Der Zusammenhalt im Schof war unbestritten. Eine anschließende intensive Nachsuche nach einem Schellentenweibchen mit pulli entsprechenden Alters im Gebiet verlief negativ. Im Umkreis von einem km aufwärts bzw. abwärts der Spree wurden keine Schellenten gefunden.
Am Folgetag wurden Belegfotos der gemischten Familie angefertigt(Abb. 1, Abb. 2). Im weiteren Verlauf der Saison hielt sich der Schof stets in einer etwa 500 m langen Zone auf. Ende Juli waren im Gebiet noch zwei fast flügge juv. Mandarinenten und eine juv. Schellente vorhanden.