Beschow: Mischgelege von Mandarinente und Schellente 49
zeitigen Brut 2002 kann dies auch belegt werden (1.6.2002 Weibchen mit 4 ca. 6 Wochen alten juv. auf dem Neuen Hammergraben bei Maust, R. Zech pers. Mitt.). Daraus errechnet sich ein Schlupftermin um den 21.April, ein Datum, das auch bei der Schellente als extrem früh gelten muss. Insgesamt überlagert sich die Hauptbrutzeit beider Entenarten ca. fünf Pentaden. Auffällig bei der Mandarinente gegenüber der Schellente ist ferner, dass der Anteil von Bruten mit jahreszeitlich später liegendem Schlupftermin bisher deutlich höher liegt(24% aller datierten Bruten). Der Verfasser interpretiert dies vorerst damit, dass die Schellenten zu Beginn der Brutzeit die meisten optimalen Bruthöhlen an der Spree bereits besetzt haben und ein Teil der brutwilligen Mandarinentenweibchen darauf mit einem verzögerten Brutbeginn reagiert.
Als maximale Schofgröße wurden bei der Mandarinente in der Niederlausitz bisher 10 pulli ermittelt. Für Schofe über alle Altersangaben ergaben sich 4,34 juv./Schof(n= 35). Die bei WITT(in ABBO 2001) mitgeteilten max. Schofgrößen für Berlin mit 17 bzw. 19 juv. können nur das Ergebnis eines Geleges mehrerer Weibchen darstellen bzw. durch Okkupation von juv. durch ein dominantes Weibchen entstanden sein. Für die Schellente ist solch ein Fall auf der Spree bei Kiekebusch belegt. Zwei erfolgreiche Bruten vom 19.5.1985(9 bzw. 10 pulli) wurden nach heftigsten Revierkämpfen zwischen den Schellentenweibchen am Folgetag nur noch von einem Weibchen geführt.
Diskussion
Das Neozoon Mandarinente hat sich nach den Ergebnissen einer Fließgewässerkartierung 2004 in der zentralen Niederlausitz als Brutvogel etabliert. Die Populationsentwicklung im Raum Cottbus verläuft allerdings nicht so zügig wie im Berliner und Potsdamer Vorkommen(MIETHKE 1997, WıTT 2003). Die Abb. 6 zeigt die sehr hohe Dynamik im Anstieg der Berlin -Potsdamer Population nach 1995. Die Feststellung dieser hohen Individuenzahlen kann nur mit sehr guten Bruterfolgen und geringer Mortalität im Winter erklärt werden. Im Januar 2003 sind allein in den drei Hauptverbreitungsgebieten Berlin , Potsdam und Cottbus 846 Vögel gezählt worden. Damit steigt die Individuenzahl der BerlinBrandenburger Population weiterhin deutlich an. Die Cottbuser Population zeigte ab Mitte der 1990er Jahre ebenfalls einen deutlichen Zuwachs, auch wenn die Zähldaten von der Spree dies nicht so gut
verdeutlichen(max. 71 Vögel Januar 1998). Warum der Populationsanstieg im Hauptvorkommensgebiet in der Niederlausitz (Stadt Cottbus ) wesentlich langsamer erfolgt als im Berlin -Potsdamer Raum kann derzeitig nicht beantwortet werden.
Bemerkenswert am Vorkommen im Cottbuser Raum ist, dass hier Schellente und Mandarinente im gleichen Lebensraum reproduzieren. Damit ist auf Grund der gleichen‘ Nistökologie die direkte Konkurrenz um Nisthöhlen vorgegeben. Welche Art dabei dominant ist, muss als offene Frage verbleiben. WırT(2003) diskutiert das Auftreten des Neozoons Mandarinente in Richtung Naturschutz und heimischer Höhlenbrüter. Er vermutet einen geringen bis keinen Einfluss auf Arten wie Schellente und Gänsesäger, insbesondere aus Sicht des Ausschlusses gleicher Brutgebiete. Auch RUTSCHKE(1999) schließt eine Gefährdung einheimischer Arten durch die Mandarinente aus, da sie eine spezielle ökologische Nische besetzt. Zudem ist auf Grund ihrer Lebensraumansprüche(Höhlenbrüter, überwiegend tierische Kost zur Brutzeit) zu erwarten, dass sie nie sehr häufig werden wird(RUTSCHKE 1999). Für die Niederlausitz trifft zumindest der Gedanke des Konkurrenzausschlusses zwischen beiden Arten seit ca. 10 Jahren nicht mehr zu. Mandarinente und Schellente nutzen beide die Spree außerhalb der Stadt Cottbus als Brutgebiet. Beide Arten haben südlich Cottbus derzeitig ihr Hauptverbreitungsgebiet in der Niederlausitz . Für die größte europäische Population der Mandarinente in Großbritannien ist eine Nistplatzkonkurrenz mit mehreren Höhlenbrütern bekannt geworden, u. a. für die Schellente in Schottland durch Nistkastenokkupation(COsGROvE 2003).
In den Jahren 1983-1992 wurde die Population der Schellente südlich Cottbus intensiv untersucht (BEscHow in ABBO 2001). Zu dieser Zeit gab es noch keine Bruten der Mandarinente in diesem Gebiet. Die gut zehn Jahre später festgestellte Situation ist vollkommen verschieden dazu. Es wurden zwischen Spremberg und Cottbus entlang der Spree 2004 nur noch 17 BP der Schellente(um 1990 25-30 BP) ermittelt. Dafür tritt die Mandarinente mit mind. 16 BP nahezu gleich häufig auf. Für 2004 weist die Schellente damit ein relatives Bestandstief im Raum südlich Cottbus auf, der auch heute noch Hauptvorkommensgebiet ist. Der Bruterfolg der Schellente liegt 2004 mit 7 festgestellten Familien im unteren Bereich bisher registrierter Bruterfolge pro Jahr (vgl. BEscHow in ABBO 2001). Vergleichbare populationsökologische Untersuchungen für die Schellente