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Otis 13(2005)
und das Problem der Artenmischung. Bucephala 3: 81-93, Wirt, K.(2003): Mandarinente Aix galericulata, ein
Schriftenschau
KLose, J.(2005): Aspekte der Wertschätzung von Vögeln in Brandenburg. Zur Bedeutung von Artenvielfalt vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Cuvillier Verlag, Göttingen , 372 Seiten. ISBN 3 86537-443-3. (2)
Der Untertitel dieser Dissertation ist etwas irreführend, denn es wird nicht auf die Artenvielfalt, sondern auf den Umgang mit Vögeln in Brandenburg und benachbarten Regionen bis etwa 1930 eingegangen. Zu diesem Zweck hat der Autor Unterlagen im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz durchgearbeitet und aus den Edikten, Verordnungen, Gesetzen und Verwaltungsvorgängen eine Geschichte der Vogeljagd und des Vogelschutzes in der Region entworfen. Die sozioökonomischen Bedingungen spielten eine ausschlaggebende Rolle, beispielsweise führte eine Kiefernspinner-Kalamität 1792 zur ersten(vorübergehenden) Unterschutzstellung insektenfressender Vögel. Ethisch begründete Vogelschutzbestrebungen hatten(abgesehen vom Sonderfall Nachtigallenschutz) erst eine Chance, als seit Mitte des 19. Jahrhunderts Vögel für die Volksernährung entbehrlich wurden. Andererseits wurde beispielsweise der bereits verbotene Krammetsvogelfang in den Notzeiten des ersten Weltkrieges wieder freigegeben.
Viel erfahren wir über den kulinarischen Wert der Vögel, etwa die Geschmacksunterschiede zwischen den Drosselarten. Junge Trappen galten als Delikatesse, während ältere am besten für Pasteten zu gebrauchen waren, der Auerhahn schmeckt nach Tannenzapfen, die Schwalben sind nur als Essen für den“Pöbel” brauchbar, und eine Vogelpfanne mit Äpfeln und Zwiebeln ist gut gegen einen Kater. Interessant- auch aus heutiger Sicht- ist der Umgang mit“Schadvögeln”. Ein Edikt von 1721 verpflichtete die Bevölkerung zur Ablieferung einer festgesetzten Zahl von Sperlingsköpfen, und wer säumig War,
musste drei Pfennig pro fehlendem Kopf in die dörfliche Armenkasse einzahlen. 1767 wurden stattliche 345.650 Sperlingsköpfe abgegeben. Erst später setzte ein Wertewandel ein, indem die nützlichen Eigenschaften der Sperlinge als Insektenfresser in den Vordergrund rückten, und 1867 wurden sie unter Schutz gestellt.
Faunistisch interessante Angaben sind in den Akten selten, und sie sind wohl auch mit Vorsicht zu genießen, denn die Verwaltungsvorgänge sind nicht vom Streben nach wissenschaftlicher Erkenntnis, sondern von wirtschaftlichen oder jagdlichen Interessen bestimmt. Auch heute würde man etwa vom Auftreten des Kormorans ein höchst eigenwilliges Bild erhalten, zöge man die in der Fischereibehörde vorliegenden Eingaben von Fischern heran! Immerhin erfährt man, dass im Oktober 1749 über 400.000 Lerchen bei Leipzig gefangen wurden, und noch 1898 kamen in Berlin über 400.000 Krammetsvögel(Drosseln) auf den Markt- wie häufig müssen diese Arten früher gewesen ein! Besonders interessant ist auch das Kapitel über Großtrappen, deren Scharen im 18. Jahrhundert beipielsweise bei Frankfurt “ganze Felder bedeckten” und deren Schaden für die Landwirtschaft immer wieder geltend gemacht wurde. So wurden Trappen von der hohen zur niederen Jagd herabgestuft, und es wurden mehrfach Sonderabschussgenehmigungen erteilt. Indessen stellte die königliche Verwaltung klar, dass lediglich die Verminderung, nicht die Ausrottung der Trappen Ziel dieser Maßnahmen sein könne.
Wer an geschichtlichen Fragen Interesse hat, wird dieses Buch mit viel Interesse und Genuss lesen,| denn es wirft Licht auf ein Thema, das in der vogelkundlichen Literatur bisher kaum behandelt ist.
Wolfgang Mädlow