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Otis 13(2005)
Aaskrähen erreichen in Burg eine für ländliche Gebiete außergewöhnlich hohe Dichte. Auf der Untersuchungsfläche brüteten 2003 mindestens 85 Paare. Von der Elster wurden hingegen lediglich 20 Paare gezählt, die sich insbesondere auf die Randzone des Bereiches der mehr oder weniger geschlossenen Bebauung(“Burg-Dorf”) konzentrieren, im eigentlichen Streusiedlungsgebiet jedoch nur sehr spärlich brüten. Außerdem wurden im Rahmen der Krähenerfassung alle besetzten Greifvogelnester kartiert. Der Mäusebussard besiedelte die Probefläche in einer unerwartet hohen Dichte, die mit diesem Beitrag vorgestellt wird.
Ergebnis
Es wurden 15 besetzte Nester des Mäusebussards auf der 12,1 km? großen Untersuchungsfläche gezählt, was einer Abundanz von 123,9 Brutpaaren/100 km? entspricht. Die Brutplätze des Mäusebussards waren relativ gleichmäßig im Untersuchungsgebiet verteilt, wobei der geringste innerartliche Nestabstand 340 m betrug. Als Nistbäume wurden Schwarzerle Alnus glutinosa (11 x), Stieleiche Quercus robur (3 x) und Pappel Populus spp. (1x) genutzt, die sich stets in Baumreihen oder Feldgehölzen befanden und minimal nur 50 m von Wohnhäusern entfernt waren.
Diskussion
Der Mäusebussard ist die häufigste Greifvogelart in Brandenburg (Haupt in ABBO 2001) und auch im gesamten Bundesgebiet(z. B. BAUER et al. 2003), was u. a. daran liegen mag, dass die Art hinsichtlich der Habitatwahl sehr flexibel ist. Die höchste Brutdichte wird“in Kulturland mit Auwaldresten” erreicht (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1971).
In Brandenburg wurden großflächig maximal 86 Brutpaare/100 km?(bezogen auf eine 170 km? große Probefläche, HAUPT in ABBO 2001) gezählt.
Im Spreewald war der Mäusebussard bisher nicht das Ziel eingehender Untersuchungen zur brutzeitlichen Siedlungsdichte. Die einzige großflächige (und damit vergleichbare) Erhebung steht im Einklang mit anderen entsprechenden Kartierungen in Brandenburg (vgl. HAUPT in ABBO 2001). Diese und weitere brutzeitliche Bestandserhebungen aus dem Spreewald sind in Tab. 2 zusammengefasst.
Mit einer Siedlungsdichte von nahezu 124 Brutpaaren/100 km? stellt der in dieser Arbeit näher vorgestellte Extremwert in der Tat eine große Ausnahme dar. Von anderen kleinen Probeflächen in Optimalhabitaten wurden allerdings mehrfach analoge oder sogar noch höhere lokale Dichten publiziert(z. B. 12 Brutpaare/12,5 km? Schorfheide, H. Freymann in DITTBERNER[1996], 14 Brutpaare/4,8 km? Harzvorland, WAGNER& SCHEUER[2003], 15 Brutpaare/12 km?2, Drömling , Sandkühler in FLADE& JEBRAM[1995]), wobei es sich stets um landwirtschaftlich genutzte Halboffen- bis Offenlandschaften gehandelt hat.
Besonders bemerkenswert ist im Fall der Spree wälder Untersuchungsfläche insofern vor allem die Wahl des Lebensraums. Doch bei näherer Betrachtung erweist sich die Probefläche Burg wegen der dort überwiegend weit verstreut liegenden Einzelgehöfte nicht im eigentlichen Sinne als Lebensraum “dörfliche Siedlung”, sondern m. E. eher als“halboffene, extrem strukturreiche Parklandschaft” mit hohem Grünlandanteil. Die Bedeutung der Gehöfte bzw. menschlichen Aktivitäten darf hinsichtlich einer möglichen“Scheuchwirkung” auf den Mäusebussard sicher nicht überbewertet werden. So zeigte ein brütender Vogel keinerlei sichtbare Reaktion auf eine in 30 Meter Entfernung durchgeführte maschinelle Zierrasenpflege, etwa durch verlassen des Nests.
Wichtigste Nahrung des Mäusebussards in Mittel europa ist die Feldmaus Microtus arvalis, wobei offenbar ein Zusammenhang zwischen der Häufig
Tab. 2: Überblick über die im Spreewald ermittelte Brutdichten des Mäusebussards.
Table 2: Overview of Common Buzzard breeding densities in the Spreewald region.
Ort Fläche in km? Unterspreewald 28,0 14 Unterspreewald 28,0 12-14 Nordpolder südlich Wußwerk 28,2 16 Nordpolder südlich Wußwerk 28,2 1 Unterspreewald u. Nordrand Oberspreewald 175 64
Brutpaare
Abundanz
Jahr(e) Quelle 100 km? 50,0 1923-29 SCHIERMANN(1930) 42,9-50,0 1970er PIESKER(1980) 56,8 1996 SS. Weiß
39,0 2003 T. Noah
36,6 199% 6 T. Noah u.a. in ABBO(2001)