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Otis 13( 2005)
Rainer& Martin Fiddicke
FIDDICKE, R.& M. FIDDICKE( 2005): Ein Meerstrandläufer( Calidris maritima) im Oderbruch . Otis 13: 86-88.
Vom 19.- 20.Oktober 2005 wurde an den Altfriedländer Teichen, Landkreis Märkisch Oderland , ein diesjähriger Meerstrandläufer beobachtet, gefilmt, fotografiert und die erkannten Merkmale protokolliert. Diese Strandläuferart ist außerhalb der Brutzeit an felsige Küsten gebunden und gelangt nur extrem selten ins mitteleuropäische Binnenland. Für Brandenburg gab es bislang keinen gültigen Nachweis.
FIDDICKE, R.& M. FIDDICKE( 2005): A Purple Sandpiper( Calidris maritima) in the Oder area. Otis 13: 86-88.
A first year Purple Sandpiper was observed on the Altfriedland ponds on 19. and 20. October 2005. Pictures were taken and characteristics noted. This species is very rare inland. This is the first documented observation in Brandenburg .
Am 19. Oktober 2005 entdeckte R. Fiddicke auf einem Baumstumpf in den Altfriedländer Teichen, Lkr. Märkisch Oderland , eine seltsam anmutende Limikole. Noch ins Gegenlicht blickend, fielen ihm auf: leicht abwärts gebogener Schnabel, robuster Körperbau, rötliche Beine, ungewöhnliche Graufärbung von Kopf und Rücken, markantes Schuppenmuster auf der Oberseite und um den Bauch deutliche pfeilspitzenförmige Sprenkelung. Die sich im Teichgebiet aufhaltenden Ornithologen Simone Müller( Neuehütte), Horst Pawlowski( Fürstenwal de ) und M. Fiddicke erhielten anschließend übers Handy von der Anwesenheit des Meerstrandläufers Nachricht. Bis zum Eintreffen der anderen Zeugen waren die ersten brauchbaren Videoszenen bereits erstellt. Am nächsten Tag glückten Steffen Fahl ( Wriezen ) aus etwa 30 Metern noch einige Fotos. Unter optimalen Beobachtungsverhältnissen notierte M. Fiddicke vor Ort die wichtigsten Subtilmerkmale des Vogels: Der Rumpf wirkte breit und flach, die Beine waren kurz und kräftig und ebenso wie die Basis des Schnabels satt dottergelb gefärbt. Der Schwanz überragte die Flügelspitzen im Stehen um schätzungsweise 1,5 cm. Das Gefieder sah überwiegend graubraun aus. Die Mantelfedern hatten noch die feinen weißen Säume des Jugendkleides. Breit waren dagegen die Endsäume der Armschwingen. Die Flügeldecken hatten reinweiße Säume und auch die Schirmfedern wiesen weißli
che Kanten auf. Die Schulterfedern sahen unauffällig grau aus, mit dunkleren Zentren. Bei Sonneneinstrahlung schillerten die Außenfahnen aber violettbraun und die Innenfahnen erschienen schwarz. Schneeweiß leuchteten die breiten Ränder der Steuerfedern, abgesehen vom dunklen mittleren Federpaar( Abb. 1, 2).
Aufenthaltsplätze des Vogels waren ausschließlich aus dem Wasser ragende Baumstubben, wo er in Höhen bis zu 3 m über der Wasserfläche saẞ und Ausschau hielt. Er war recht träge und wirkte oft etwas unbeholfen. Manchmal ruhte er lange Zeit im Wurzelwerk, so dass es schwierig war, ihn überhaupt zu finden. Oft hockte er auf eingeknickten " Unterschenkeln" und auch beim Klettern und bei der Nahrungsaufnahme klammerte er sich in dieser Haltung fest. Meist wurde angespülte animalische Nahrung vom Stubben aufgenommen, auch im morschen Holz nach Kleintieren gestochert oder die Nahrung von der Wasseroberfläche gepickt bzw. diese teils mit untergetauchtem Kopf seihend erlangt. Einmal wechselte der Vogel schwimmend zum benachbarten Baumstumpf über.
Bei der Kontrolle am 21. Oktober konnte der Meerstrandläufer nicht mehr gefunden werden. Der Fischzuchtteich war inzwischen so weit abgelassen worden, dass um die Stubben entstehende Schlammbänke unserem seltenen Gast den Nahrungsnachschub verwehrten.