Heft 
Band 13
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Otis 13(2005)

Die Dokumentation dieser Beobachtung wurde der Deutschen Seltenheitenkommission eingereicht.

GLUTZ VON BLOTZHEIM et al.(1975) skizzieren die spezielle Ernährungsweise des Meerstrandläufers außerhalb der Brutzeit in der Gezeitenzone des Felslitorals, wobei die Vögel Abschnitte mit starkem Wellenschlag bevorzugen.

Der Meerstrandläufer ist an der deutschen Nord­seeküste ein verbreiteter Durchzügler und Winter­gast. Z. B. lagen die von Januar bis April und von Oktober bis Dezember 1999 auf der Felseninsel Helgoland ermittelten Monatsmaxima zwischen 56 (im Oktober) und 132(im Februar) rastenden Individuen(DIERSCHKE et al. 2000). Mit Ausnahme von Helgoland bewohnt der Meerstrandläufer an den mitteleuropäischen Küsten so gut wie aus­schließlich anthropogene Biotope. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er mit der Errichtung gro­ßer steinerner Küstenschutzbauten in den Nieder­landen wesentlich häufiger, als er vorher war, bzw. überhaupt erst zumWinterausharrer(GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975).

An der mecklenburgischen Ostseeküste erscheint die Art alljährlich in geringer Zahl. Aus den Jahren 1946 bis 1984 existieren für die Monate August bis Mai insgesamt 263 Nachweise(KLAFS& STÜBS 1987). Aktuell scheint die Art nur noch sporadisch vorzukommen. So wurden im Jahre 2000 an Meck­lenburgs Küsten lediglich zwei Einzelvögel regi­striert(MÜLLER 2002). Östlich der Insel Hiddensee wird die Art seit jeher zu den Ausnahmegästen gezählt. An der polnischen Küste gab es nur etwa 15 Nachweise(GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975).

Im Binnenland ist der Meerstrandläufer bei uns noch seltener als die meisten amerikanischen und ostpalaearktischen Limikolen(DSK 1997). Bis heute fehlen für eine Reihe von deutschen Bundesländern gesicherte Nachweise, bisher auch für Brandenburg (ABBO 2001). Für das Gebiet der ehemaligen DDR sind die folgenden drei Binnenland-Nachweise bekannt(DSK 2002, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975):

, Bestätigung eines alten Belegstückes in der

Vogelsammlung des Gymnasiums zu Eisle­ ben

aus der Zeit vor 1893 vom Salzigen See bei Erdeborn/Sachsen Anhalt .

Vom 17.-19.10.1974 rastete ein diesjähriges Männchen an den Mötzlicher Teichen/ Sachsen-Anhalt . Beleg im Zool. Inst. Univ. Halle.

Beobachtung eines diesjährigen Vogels am 7.9.1998 in den Plothener Teichen/ Thüringen .

Eine Häufung der spärlichen mitteleuropäischen Binnenland-Feststellungen ist im nördlichen Alpen­vorland zu verzeichnen. Für Bayern , die Schweiz und Österreich zusammen gibt es, neben einigen Beobachtungen, vier Belegstücke und einen weite­ren Hinweis über einen erlegten Meerstrandläufer. Selbst in Ungarn wurde ein Exemplar dieser Strand­läuferart durch Erlegung im Jahre 1820 nachgewie­sen(GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975).

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf .

DEUTSCHE SELTENHEITENKOMMISSION (1997): Seltene Vogelarten in Deutschland 1995. Limicola 11: 153­208.

DEUTSCHE SELTENHEITENKOMMISSION (2002): Seltene Vogelarten in Deutschland 1998. Limicola 16: 113­184.

DIERSCHKE, J., V. DIERSCHKE, E JACHMANN& E STÜHMER (2000): Ornithologischer Jahresbericht 1999 für Helgoland 10: 1-68.

GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. , K. M. BAUER& E. BEZZEL (1975): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 6. Wiesbaden.

KıArs, G.& J. STÜBS(1987): Die Vogelwelt Mecklen­burgs. Jena .

MÜLLER, S.(2002): Bemerkenswerte avifaunistische Beobachtungen aus Mecklenburg Vorpommern ­Jahresbericht für 2000. Ornithol. Rundbrief Meckl.­Vorp. 44: 100-165.