Treichel: Avizönosen in Kiefernwäldern des Nationalparks Unteres Odertal 27
Baumholz die höchste Artenzahl ermittelt hat, weist THIERY(1991) wie auch die vorliegende Arbeit für die Kieferndickung die niedrigste Artensumme aus.
Die speziell mit Löcherhieben vorstrukturierten Kieferndickungen sind nicht mit anderen Untersuchungen vergleichbar. Die speziell ausgebildete Vogelgemeinschaft ist u. a. auf das ideale Brutplatzangebot(abgelegte Kiefernstämme) zurückzuführen. Arten wie Mönchsgrasmücke und Rotkehlchen treten hier nachweislich als Brutvögel auf. Andere zur Avizönose gehörende Arten sind wie der Buntspecht regelmäßige Nahrungsgäste und profitieren von der hohen, auf den plötzlichen Totholzanfall zurückzuführenden Insektendichte.
Die Vogelgemeinschaft des Stangenholzes ist nach den eigenen Untersuchungen sehr indifferent und setzt sich ausschließlich aus dominanten Arten zusammen. Auch FLADE(1994) stellt fest, dass sich Kiefernstangenhölzer durch keine eigene charakteristische Artengruppe auszeichnen und extrem arten- und individuenarm sind.
Kohlmeise und Buchfink werden auch von FLADE (1994) und DIERSCHKE(1973) als Charakterarten des Geringen Kiefernbaumholzes mit gering ausgebildetem Unterstand genannt. Beide geben jedoch für die Kohlmeise deutlich geringere Dominanzwerte an, die Dominanz des Buchfinken ist dagegen bei DIERSCHKE dreifach höher. Im Übergang vom Stangenholz zum Baumholz ist ein deutlicher Anstieg der Artenzahl festzustellen. Die mittlere Artenzahl stieg bei den eigenen Untersuchungen im Nationalpark Unteres Odertal von 6,0(Stangenholz) auf 9,8(Geringes Baumholz mit gering ausgebildetem Unterstand) an. DIERSCHKE(1973) stellt eine Zunahme um insgesamt 7 Arten fest. HANSTEIN& STURM(1986) geben für das Baumholz 8 Arten mehr als für das Stangenholz an.
Der Waldtyp Geringes Baumholz mit Unterstand aus Spätblühender Traubenkirsche ist von den anderen Autoren nicht untersucht worden. Die charakteristische Vogelgemeinschaft ähnelt der des Geringen Baumholzes mit gering ausgebildetem Unterstand.
Die in der vorliegenden Arbeit zur Vogelgemeinschaft des Geringen Kiefernbaumholzes mit stark ausgebildetem Unterstand aus heimischen Laubhölzern gezählten Arten werden überwiegend auch von DIERSCHKE(1973) für diesen Kiefernwaldtyp genannt. Bei DIERSCHKE fehlen lediglich Kleiber und Sumpfmeise, die er erst in älteren laubholzreichen Kiefernforsten festgestellt hat.
Die euryöken Arten Kohlmeise, Buchfink, Rot
kehlchen und Amsel sind auch von DIERSCHKE (1973), FLADE(1994) und HANSTEIN& STURM(1986) als charakteristisch für die Kiefernwälder des Mittleren Baumholzes beschrieben worden. Die festgestellten Dominanz- und Frequenzwerte variieren dabei zum Teil erheblich. Die in der vorliegenden Arbeit als charakteristische Arten für das Mittlere Baumholz nachgewiesenen Höhlenbrüter Bunt specht , Kleiber, Sumpfmeise, Star und Gartenbaumläufer werden vollständig lediglich bei DIERSCHKE (1973) für das Mittlere Baumholz als Charakterarten benannt. Bei THIERY(1991) gehört nur der Kleiber zur Vogelgemeinschaft des Mittleren Kiefernbaumholzes, HANSTEIN& STURM(1986) führen nur den Gartenbaumläufer und FLADE(1994) den Star als typische Art dieses Bestandestyps an. Die große Bedeutung von Kiefernalthölzern wird außer von der vorliegenden Arbeit und DIERSCHKE (1973) von den anderen Autoren damit nicht in diesem Umfang bestätigt. Laut FLADE(1994) sind laubholzreiche Kiefernforste die mit Abstand artenreichsten und am dichtesten besiedelten Nadelwälder. Sie weisen auch die höchsten Diversitätswerte auf. Von den nach FLADE insgesamt 82 festgestellten Brutvogelarten können 72 als Waldvögel im weiteren Sinne gelten. Die hohe Artenvielfalt des Mittleren Baumholzes konnte auch im Rahmen der eigenen Untersuchungen nachgewiesen werden. Die mittlere Artenzahl von 12,7 Arten/Probefläche ist die höchste aller Kiefernwaldtypen. Insgesamt sind 29 verschiedene Vogelarten im Mittleren Baumholz festgestellt worden.
Literatur
ANALYTICAL SOFTWARE(1998): Statistix for Windows . User's manual. Tallahassee .
DIERSCHKE, E.(1968): Vogelbestandsaufnahmen in Buchenwäldern des Wesergebirges im Vergleich mit Ergebnissen aus Wäldern der Lüneburger Heide . Mitt. Flor. Sozio. Arb. 13: 172-194.
DIERSCHKE, E.(1973): Die Sommervogelbestände nordwestdeutscher Kiefernforsten. Vogelwelt 94: 201-225.
DIERSCHKE, H.(1994): Pflanzensoziologie. Stuttgart . ERDELEN, M.(1978): Quantitative Beziehungen zwischen Avifauna und Vegetationsstruktur. Diss., Math.-naturwiss. Fak. Universität Köln .
FLADE, M.(1994): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutschlands. Eching .
GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. (1962): Die Brutvögel der Schweiz . Aarau .