Heft 
Band 13 Sonderheft
Seite
30
Einzelbild herunterladen

Otis 13(2005), Sonderheft

Populationen sind zu sichern oder zu fördern, und die Schutzmaßnahmen müssen sich an ihrer positi­ven Wirkung messen lassen.

In den Jahren 1998 bis 2000 haben wir im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz (BfN ) betreuten und vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV ) durchgeführten Forschungs- und Entwick­lungsvorhabensBewertung des Beitrags nationaler und internationaler Naturschutzvorhaben in Deutschland zur Erhaltung stark gefährdeter Vogelar­ten auf landwirtschaftlich extensiv genutzten Flächen (z. B. Wachtelkönig): Zielkonflikte und Lösungswege im Nationalpark Unteres Odertal Bestand und Brut­biologie ausgewählter Wiesenvögel untersucht(MAM­MEN et al. 2005). Dabei galt es zu überprüfen, inwie­weit die teilweise mit Bundesmitteln finanzierten Schutzmaßnahmen tatsächlich bedrohte Wiesenvögel wie den Wachtelkönig Crex crex schützen.

Material und Methoden

Zusätzlich zu den Erfassungen durch die OAG Uckermark(z. B. SADLIK 2005) wurden im Untersu­chungszeitraum einmal pro Monatsdekade Bestandserhebungen der Wiesenbrüter in den fünf Poldern zwischen Lunow und Gartz/Oder durchge­führt. Das 68,4 km? große Gebiet umfasste auch die außerhalb des Nationalparks gelegenen Teile des Lunow-Stolper Trockenpolders. Beim Wachtelkönig fanden diese aufwändigen intensiveren Erfassungen nur in zwei Teilgebieten jeweils im Nordteil von Pol­der 10(10,6 km?) und Polder B(9,7 km?) statt. Hier wurden auch Wachtelkönige telemetriert(z. B. HELMECKE et al. 2005) und die Vegetationsstruktur und Bodenverhältnisse in insgesamt zehn Wachtel­königrevieren und 18 Kontrollflächen untersucht, von denen sechs in dieser Zeit nicht von Wachtelkö­nigen besiedelt waren. Untersuchungen zum Bruter­folg der Wiesenlimikolen, insbesondere des Kiebitz Vanellus vanellus, und dem Einfluss von Prädation mit systematischer Nestersuche und-kontrolle fan­den im gesamten Gebiet statt und wurden durch die Nationalparkverwaltung kofinanziert.

Um den Einfluss von Wasserregime und Landnut­zung zu beschreiben wurden Pegeldaten vom WSA Eberswalde und vom WBVWelse ausgewertet, die Landnutzung im Untersuchungsgebiet im Dekaden­abstand flächendeckend erfasst und die Mahd von insgesamt 59 Wiesenflächen direkt begleitet.

Weitere Angaben zu Untersuchungs- und Auswer­temethoden und weitere Ergebnisse sind MAMMEN et al.(2005) zu entnehmen.

Ergebnisse und Diskussion

Heutiger Wasserhaushalt im Unteren Odertal

Die ursprünglich durch lang anhaltende Über­schwemmungen sowie ein reiches Netz an Flussar­men geprägte Aue wurde durch den Bau der Hohen­saaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, den Ausbau der Oder und die schrittweise Errichtung der Polderdeiche bis 1932 tiefgreifend verändert. Die Trockenpolder sind vollständig von der Oder abge­schnitten, wobei der Wasserstand im Lunow-Stolper Polder zugunsten der Ackernutzung ganzjährig stark abgesenkt ist, während das Grünland im Polder 5/6 bis in den April vernässt und kleinflächig flach überstaut ist. Die Sommerdeiche der Flutungs­polder sind dagegen von Mitte November bis Mitte April geöffnet, so dass die Polder zu dieser Zeit dem Wasserregime der Oder unterliegen. Ab 1976 wur­den hier aber im Zuge einerKomplexmelioration neue Entwässerungsgräben, Schöpfwerke und Stau­anlagen gebaut und das Gebiet durch Spurplatten­wege erschlossen, um eine intensivierte Landwirt­schaft zu ermöglichen.

In den Flutungspoldern ist der Wasserhaushalt bei mittleren Jahresniederschlägen von nur 533 mm (gemessen in Angermünde , DWD briefl.) haupt­sächlich vom Hochwasser abhängig. Hochwässer der Oder treten regelmäßig im Winter durch Eis­stau und im Frühjahr nach der Schneeschmelze im Oberlauf auf. Sommerhochwasser entstehen durch Starkregen in den Einzugsgebieten von Oder bzw. Warthe. Statistisch ist alle acht Jahre mit einer Polderflutung durch ein starkes Sommerhochwas­ser zu rechnen(WALD et al. 1993). Wegen des sehr geringen Gefälles im Unterlauf der Oder führt außerdem Windrückstau im Odermündungsbe­reich zu kleineren Hochwasserereignissen(LUA 1998).

Im Normalfall sinkt der Wasserstand der Oder nach dem Frühjahrshochwasser im März/April ab und die Grünlandflächen fallen trocken. Das zeigt Abb. 1 beispielhaft für 1999. Im Juli/August tritt in einigen Jahren ein geringeres Sommerhochwasser auf(Abb. 1). Das Wasser in den Flutungspoldern wird spätestens Mitte April von der Oder abgetrennt und der Wasserspiegel sinkt zunächst durch natür­liches Gefälle, wird danach aber auch durch Pump­betrieb bis Anfang Mai in wenigen Tagen deutlich unter den Oderwasserstand abgesenkt(Abb. 1). Dabei fällt der Wasserstand innerhalb einer Woche um 50-110 cm. Bis Mitte Mai ist ein Wasserstand