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Band 13 Sonderheft
Seite
35
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Bellebaum et al.: Wasserhaushalt, Grünlandnutzung und Wiesenvögel 35

nachgewiesen, auf denen ehrenamtliche Ornitholo­gen gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung einen Nutzungsaufschub erreichen konnten.

Eine direkte Erfassung von Brutverlusten des Wachtelkönigs ist sehr schwierig. Weil Bruten im Odertal in der Nähe der Rufplätze stattfinden (MAMMEN et al. 2005), können Verluste von Rufplät­zen durch die Mahd als Indikator für deren Einfluss auf Bruten gelten. Im Jahr 2000 waren insgesamt mehr als 50% der im Mai erfassten Rufplätze zum 30.6. bereits durch Mahd zerstört, so dass erfolgrei­che Bruten dort nicht möglich waren. In den beiden Hauptuntersuchungsgebieten, wo die Ergebnisse von dekadenweisen Zählungen und Telemetrie z. T. in Schutzmaßnahmen umgesetzt werden konnten, war dabei der Anteil der frühzeitig ausgemähten Rufplätze signifikant geringer als im übrigen Ge­biet, aus dem meist nur die Ergebnisse der nächt­lichen Synchronzählungen zur Verfügung standen (Abb. 6; Vierfeldertest: Chi2= 24,34, p< 0,001). Dies zeigt deutlich die Wirksamkeit einer intensivierten Gebietsbetreuung(die Rufplätze lagen überwiegend

in Nutzflächen, daher ist der höhere Anteil unge­

nutzter Flächen in Polder 10 Nord hier nicht aus­schlaggebend). Es bedeutet aber auch, dass ohne diese Betreuung deutlich mehr als die Hälfte der Bruten ausgemäht werden dürfte.

Von insgesamt 50 bei der Mahd nachgewiesenen Wachtelkönigjungen wurden sechs getötet und drei nach der Mahd von Prädatoren erbeutet, direkte und indirekte Mahdverluste betrugen damit 18%

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aller Beobachtungen. Wegen der schwierigen Nach­weisbarkeit sowohl. überlebender als auch toter Küken muss dies als vorsichtige Schätzung angese­hen werden. Durch Telemetrie wurde auch der Verlust eines adulten Männchens bei der Mahd nachgewiesen(Abb. 7). Zusammen mit den Ergeb­nissen aus Untersuchungen im Bremer Becken kann der Anteil flugfähiger Altvögel, die der Mahd zum Opfer fallen, auf ca. 19% geschätzt werden (MAMMEN et al. 2005).

Bei den 59 ausgewerteten Mahdereignissen wur­den nur im Ausnahmefallwachtelkönigfreundli­che Mahdverfahren angewendet(MAMMEN et al. 2005), obwohl diese teilweise vertraglich vereinbart waren. Auf 53 Flächen(90%) wurden große Teile herkömmlich von außen nach innen gemäht. Offen­sichtlich wären andere Mahdmethoden nur durch intensivere Kontrollen zu erreichen.

Zu den regelmäßigen Mahdverlusten kommt es, weil Wachtelkönige unabhängig vom Alter aus den von außen nach innen gemähten Flächen sehr spät fliehen, d. h. meist erst unmittelbar vor dem Mäh­werk. Zehn von 17 Altvögeln(59%) flohen erst aus den letzten 5 Schwad der Wiese, was einer Restflä­chenbreite von höchstens 15 m entspricht. Ebenso verblieben 13 von 20 älteren, teilweise selbständigen Jungvögeln(65%) in solchen Restflächen. Bei deren Mahd ist daher von einer besonders hohen Todesra­te auszugehen.

Brutverluste betrafen auch die Singvögel, die in den Polderwiesen brüten, aber keine Zielarten sind.

M Bruterfolg möglich

50

Ol kein Bruterfolg möglich

40

30

20

Anzahl Rufplätze

Polder B

Polder 10 Nord

übriges Gebiet

Abb. 6: Möglicher Bruterfolg an den Rufplätzen des Wachtelkönigs im Unteren Odertal im Jahr 2000 in den Hauptuntersuchungsflächen und im übrigen Nationalpark(s. Text).

Fig, 6: Possibility of successful breeding at Corncrake calling sites in the two study plots in spring 2000.