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Band 13 Sonderheft
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Otis 13(2005), Sonderheft

dingungen kaum zu erhalten. Ihre Bruten wären zudem häufiger als bisher durch Sommerhoch­wasser gefährdet, von denen andererseits die Wat­vögel profitieren könnten, wie die höheren Bruter­folge 1998 zeigen. Ob eine wirklich frei fließende Oder nach Beseitigung der Sommerdeiche und Uferbefestigungen ohne zusätzliche Pflege auf aus­reichender Fläche Lebensräume für Wiesenbrüter schaffen könnte, ist unbekannt.

Wiesenvogelgerechte Grünlandnutzung oder Pflege

Wiesenvogelschutz ist nur erfolgreich, wenn bei der Nutzung der von Wiesenvögeln besiedelten Flächen einige auf die Zielarten abgestimmte Auflagen einge­halten werden(Tab. 4). Die späten Mahdtermine dür­fen aber eine Nutzung im Mai oder Juni nicht völlig verhindern, so dass ein flexibles Nutzungs- und Was­sermanagement die Belange des Naturschutzes und die Interessen der Landwirtschaft angemessen be­rücksichtigen muss. Dazu ist schon im Pflege- und

Entwicklungsplan vorgesehen, eine frühere Nutzung

auf Flächen ohne schutzwürdige Wiesenbrütervor­

kommen auf Antrag der Nutzer zuzulassen. Das Ver­fahren wird inzwischen im Odertal z. B. auf Flächen der Nationalparkstiftung erfolgreich eingesetzt, Eine

Ausdehnung auf größere Flächen setzt eine rechtzeiti­

ge flächendeckende Kartierung aller Zielarten voraus.

Die ohne Entwässerung auf großer Fläche hohen

Grundwasserstände lassen'aber eine gleichzeitige

landwirtschaftliche Nutzung nicht zu. Wenn sich eine

angepasste Nutzung in der Schutzzone 2 nicht auf wenige erhöhte Flächen beschränken soll(was unrea­listisch wäre), ist zur Zeit der Nutzung auch eine

Feinsteuerung und Überwachung der Wasserstände

nach naturschutzfachlichen Kriterien unerlässlich.

Weil der Wachtelkönig auf beinahe allen genutzten

Wiesenflächen im Odertal von Stützkow bis Gartz

verbreitet ist und überall zur Brut schreiten kann,

werden auch in Zukunft nicht alle Reviere bis zum

Ende der Brutzeit. im August von der Nutzung aus­

genommen werden können. Damit trotzdem mehr

als eine Minderheit der Bruten erfolgreich sein

kann, sind zwei Maßnahmen nötig(Tab. 4):

1. Keine Nutzung(v. a. Mahd) zur Brutzeit auf möglichst vielen Flächen mit hoher Wahr­scheinlichkeit für Bruten(Rufergruppen im Frühjahr, tagsüber rufende Vögel), Wachtelkönigschonende Mahd frühestens nach dem 15.7. auf allen übrigen besiedel­ten Flächen.

Beischonenden Mahdverfahren sollen flugunfähi­ge, aber mobile Jungvögel die Möglichkeit haben, während der Mahd in angrenzende Deckung zu ent­kommen. Diese Verfahren sind nur zum Schutz von Nestflüchtern nach Verlassen des Nestes geeignet und werden vorwiegend für den Schutz des Wachtelkönigs empfohlen. Junge Wachtelkönige müssen bei der oft mehrstündigen Mahd schon alt genug sein, am besten 2 bis 3 Wochen(TYLER et al. 1998, SCHÄFFER 1999).

Die Anwendung vogelschonender Befahrmuster (von innen nach außen, z. B. in PROocHnNow 2000, MaAMMEN et al. 2005) setzt aber voraus, dass die Mahd unmittelbar überwacht wird(eigene Beob.) und die gemähte Fläche nicht breiter ist als ca. 100 m(TYLER et al. 1998). Beides ist im Unteren Odertal und auch in angrenzenden Grünlandgebieten eine Ausnahme. Deshalb sollte auf großen Schlägen statt dessen Mahd mit Schutzstreifen angewandt werden. Dabei wird die Fläche herkömmlich in Beeten von außen nach innen gemäht. Von jedem der höchstens 100 m breiten Beete bleibt zum Ende(in der Mitte) ein Schutzstreifen von 8 bis 10 m Breite(3 Mähwerksbreiten) stehen, in den sich Wachtelkö­nige und andere Tiere vorübergehend zurückziehen können(TYLER et al. 1998). Diese Streifen sollten bei der nächsten Nutzung der Fläche beseitigt werden. Wichtig ist, dass die Streifen die nötige Mindestbrei­te haben und die Beete nicht breiter als 100 m sind. Damit bleiben etwa 10% einer Fläche ungemäht. Dieser Flächenverlust kann in herkömmlicher Weise vergütet werden. Die gut sichtbaren Schutz­streifen erlauben, die Einhaltung der Bedingungen auch nachträglich mit geringem Aufwand zu über­prüfen, und können außerdem zur Öffentlichkeits­arbeit v. a. bei anderen Landwirten genutzt werden. Ob in den Streifen das Prädationsrisiko steigt, ist noch nicht ganz klar, vermutlich nimmt es mit zu­nehmender Streifenbreite ab.

Nicht nur Bodenbrüter, sondern auch Vogelarten, die Wiesen zur Nahrungssuche nutzen, würden deutlich von einer Nutzung profitieren, die kleinflä­chig und teilweise von Jahr zu Jahr wechselnd anstatt großflächig zum immer gleichen Termin erfolgt(PFEIFER& BRANDL 1991). Das käme der Wiesennutzung in den Flutungspoldern vor der Melioration nahe(Succow et al. 1975) und ließe sich am einfachsten durch naturnähere, jährlich wech­selnde Wasserstände erreichen.

Weil auf jeden Fall in den Flutungspoldern zugun­sten anderer Schutzziele Flächen für Wiesenbrüter schon jetztverlorengehen, müssen ihre Lebens­