62
Otis 13(2005), Sonderheft
Periode ähnliche Flächengrößen. Nach über 9 Wochen wurde das Weibchen erneut auf der zuvor gemähten Fläche nachgewiesen. Sie wies zu diesem Zeitpunkt eine Vegetationshöhe von ca. 40 cm auf. Über den gesamten Untersuchungszeitraum betrachtet wurden insgesamt 11,4 ha vom Weibchen genutzt. Die Flächengröße ist mit der von STOWE& HuDpson(1991) vergleichbar, die bei einer relativ großen Streuungsbreite insgesamt 0,4- 28 ha(Median 5,5 ha) ermittelten. Diese Aktionsräume der Weibchen sind dabei aber immer kleiner als die der Männchen(SCHÄFFER 1999, STOWE& HUDSON 1991).
Schlussfolgerungen für den Wachtelkönigschutz Die Telemetrie von Wachtelkönigweibchen ermöglicht Beobachtungen, die bei einer so versteckt lebenden Art ansonsten nicht möglich sind, aber wichtige Grundlage für Schutzmaßnahmen sein sollten.
Die Beobachtungen zeigen, dass eine erfolgreiche Jungenaufzucht im Odertal auf einer Fläche von weniger als 2 ha möglich ist. Im hier beschriebenen Fall reichte die bei der Mahd ausgesparte Fläche (der unmittelbare Nestbereich) in Verbindung mit den angrenzenden, nicht nutzbaren Ufern und Senken aus. Die Größen der ermittelten Aktionsräume sind möglicherweise nur eingeschränkt aussagefähig, weil größere Flächen nach der Mahd nicht mehr zur Verfügung standen.
Die sofortige Abwanderung der Familie in die Senke verdeutlicht, dass es nicht ausreicht, bei der Mahd allein Wiesenflächen um einen Nist- oder Rufplatz auszusparen, wenn sie keine geeigneten Aufzuchtflächen enthalten. Möglicherweise erfüllen im Unteren Odertal krautreiche Senken häufig diese Funktion, aber es ist nicht bekannt, welche Größe und Struktur sie dazu haben müssen. Eine weitergehende Untersuchung zu diesem Thema wäre wünschenswert, insbesondere in einem Gebiet wie dem Unteren Odertal mit seinem großen Wachtelkönigvorkommen bei gleichzeitig hohem landwirtschaftlichem Nutzungsdruck auf diesen Flächen.
Dank: Die Untersuchungen wurden gefördert durch den Landesbund für Vogelschutz(LBV ) im Rahmen eines F+E-Vorhabens des Bundes. J. Bellebaum stellte den Thermologger zur Verfügung, las die Temperaturdaten aus und half bei der Kartenerstellung. P. Just digitalisierte freundlicher Weise die Telemetriedaten und der Verein der Freunde des deutsch -polnischen Europa -Nationalparks“Unteres Odertal ” e.V. ermöglichte die Verwendung der Vegetationskarten. Der Vogelschutzwarte Brandenburg sei für die Genehmigung der Untersuchungen gedankt.
Literatur
BELLEBAUM, J., W. DITTBERNER, S. FISCHER , A. HELMECKE &J. Sadlik(2005): Wasserhaushalt, Grünlandnutzung und Wiesenvögel im Unteren Odertal - Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt. Otis 13, Sonderheft: 29-42.
GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. , K. M. BAUER& E. BEZZEL (1973): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 5. Frankfurt/M .
GREEN, R. W., G. ROCAMORA& N. SCHÄFFER(1997): Populations, ecology and threats to the Corncrake Crex crex in Europe . Vogelwelt 118: 117-134.
HELMECKE, A.(2000): Raum- und Habitatwahl des Wachtelkönigs(Crex crex) im Unteren Odertal . Dipl.-Arbeit, Humboldt-Universität Berlin .
IUS(Institut für Umweltstudien Weisser& Ness GmbH)(1999): Pflege- und Entwicklungplan“Un teres Odertal ”. Unveröff. Gutachten im Auftrag des Vereins der Freunde des Deutsch -Polnischen Euro pa -Nationalparkes Unteres Odertal . Heidelberg . MACDonaLp, D. W., E G. BALL& N. G. HouGH(1980): The evaluation of Home Range size and configuration using Radio Tracking data. In: AMLANER, C. J. JR. & D. W. MACDOonALD(eds.): A handbook on Biotelemetry and Radio Tracking. p. 405-424. Oxford . MAMMEN, U., T. BAHNER, J. BELLEBAUM, W. EIKHORST, 5. FISCHER, I. GEIERSBERGER, A. HELMECKE, J. HOFFMANN, G. KEMPE, O0. KÜHNAST, S. PFÜTZKE& A. SCHOPPENHORST (2005): Grundlagen und Maßnahmen für die Erhaltung des Wachtelkönigs und anderer Wiesenvögel in Feuchtgrünlandgebieten. BfN -Skripten 141.
SADLIK, J.(2005): Untersuchungen am Wachtelkönig (Crex crex) im Nationalpark Unteres Odertal. Otis 13, Sonderheft: 49-56.
SCHÄFFER, N.(1999): Habitatwahl und Partnerschaftssystem von Tüpfelralle Porzana porzana und Wachtelkönig Crex crex. Ökol. Vögel 21: 1-267. STOWE , T. J.& R. E. GREEN(1997): Response of Corncrake Crex crex populations in Britain to conservation action. Vogelwelt 118: 161-168.
STOWE , T. J.& A. V. HuDson(1991): Radio telemetry studies of Corncrake in Great Britain . Vogelwelt 112: 10-16.
TYLER, G. A.(1996): The ecology of the corncrake, with special reference to the effect of mowing on breeding production. PhD thesis.
TYLER, G.A., R. E. GREEN& C. CASEY(1998): Survival and behaviour of Corncrake Crex crex chicks during the mowing of agricultural grassland. Bird Study 45: 35-50.