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Band 14
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Otis 14(2006)

zugreifen. Abermals herrschte augenblicklich Ruhe. Diesmal griff das Weibchen über etwa 20 Sekunden erfolglos in den Kasten und strich dann einem Waldweg folgend flach ab. Nach knapp einer Minute war abermals hektisches Gezeter und Gescharre aus dem Kasten zu hören. Eine Kontrolle ergab, dass sich im Kasten zwei Kohlmeisen lautstark bekämpf­ten. Wohl veranlasst durch das Licht meiner Taschenlampe, verließ eine Meise den Kasten, die zweite nahm noch im Lichtkegel die übliche Schlaf­position im Kasten ein. Meisen übernachten grund­sätzlich allein in Kästen oder Baumhöhlen(WINKEL & HUDDE 1988). Ganz offensichtlich hat die lautstar­ke Auseinandersetzung um das Übernachtungs­quartier den Habicht angelockt. Die akustische Komponente bei der Lokalisation der Beutetiere betonen bereits FISCHER(1983) und GLUTZ VON BLOTZHEIM et al.(1989). Das direkte Anfliegen des Kastens und das gezielte Hineingreifen lassen aber

vermuten, dass das Habichtweibchen nicht das erste Mal Jagd auf in Fledermauskästen übernachtende Kleinvögel machte.

Literatur

ENGELMANN, E(1928): Die Raubvögel Europas. Melsungen .

FISCHER, W.(1983): Die Habichte. Neue Brehm­Bücherei 158. Lutherstadt Wittenberg .

GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. , K. M. BAUER& E. BEZZEL (1989): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 4. Wiesbaden. 2.Aufl.

SCHNURRE, O.(1973): Ernährungsbiologische Stu­dien an Greifvögeln der Insel Rügen(Mecklenburg ). Beitr. Vogelkd. 19: 1-16.

WinkeL, W.& H. HuDpE(1988): Über das Nächtigen von Vögeln in künstlichen Nisthöhlen während des Winters. Vogelwarte 34: 174-188.

Große Truppstärken der Wacholderdrossel(Turdus pilaris ) im Winter 2005/06 in einer Obstplantage bei Potsdam

Torsten Ryslavy& Torsten Langgemach

RYSLAVY, T.& T. LANGGEMACH(2006): Große Truppstärken der Wacholderdrossel(Turdus pilaris ) im Winter 2005/06 in einer Obstplantage bei Potsdam . Otis 14: 88-90.

Während einer Kälteperiode von Ende Dezember 2005 bis Mitte Januar 2006 suchten regelmäßig bis zu 10.500 Wacholderdrosseln eine Apfelplantage bei Marquardt/PM zur Nahrungssuche auf. Die Vögel nutzten die an den Bäumen hängenden und am Boden liegenden Äpfel.

RYSLAVY, T.& T. LANGGEMACH(2006): High flock numbers of Fieldfares (Turdus pilaris ) in an orchard near Potsdam in winter 2005/06. Otis 14: 88-90.

Up to 10,500 Fieldfares used an orchard near Marquardt/PM for foraging during a cold spell between

December 2005 to January 2006. The birds fed on both apples on the trees and on the ground.

Torsten Ryslavy, Brandenburger Str. 14, 14641 Retzow Torsten Langgemach, Akanzienweg 1, 14715 Stechow

In Brandenburg ist die Wacholderdrossel ein relativ seltener Brutvogel mit geschätzten 200-250 BP sowie regelmäßiger Durchzügler und Wintergast (NoaH& Haupt in ABBO 2001). Während sich die Brutvorkommen auf grundwassernahe Lebens­räume konzentrieren(Urstromtäler, Niedermoore), da die bevorzugte Nahrung zur Jungenaufzucht Regenwürmer sind, werden zur Zug- und Winterzeit unterschiedliche Lebensräume aufgesucht. Bevor­

zugt werden dabei kurzgrasige Grünlandflächen (Weiden, Wiesen), gelegentlich auch umgebrochene Ackerflächen und Brachen. Während winterlicher Frostperioden allerdings können fruchttragende Gehölze wie Apfelbäume, Eberesche, Sanddorn, Mistel, Heckenrose u.a. eine zunehmende Bedeu­tung für die Wacholderdrossel erlangen.

Für die recherchierten Jahre bis einschließlich 2003 erfolgten in Brandenburg lediglich 12 Winter­