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Band 14
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Otis 14(2006)

bandes in Richtung Fahrländer See registriert wer­den, wo sie offensichtlich im Verlandungsbereich in Weidenbüschen oder im Schilf nächtigten.

Eine Fortsetzung der Kontrollen war leider nicht möglich, doch zeigen schon diese Zählungen, dass die strenge Winterperiode einerseits zu enormen Konzentrationen führte und dass andererseits fruchttragenden Gehölzen unter solchen Witte­rungsbedingungen eine große Bedeutung als Nahrungsgrundlage zukommt.

Inwieweit es sich um eine zweite Wegzugswelle handelte bzw. um Winterflucht aus weiter östlich gelegenen Gebieten, bleibt Spekulation(vgl. auch Haupt 1986). Der massive Wintereinbruch Ende Dezember 2005 in Ost- und Mitteleuropa kann durchaus zu einer Winterflucht aus weiter östlich gelegenen Gebieten(Russland , Baltikum ). geführt haben. Andererseits kann es sich hierbei auch um

eine vorübergehende Ansammlung von verbliebe­nen Wacholderdrossel-Trupps der weiteren Umge­bung gehandelt haben.

Sicher ist jedoch, dass solch große Truppstärken auf engstem Raum bisher in Brandenburg weder zur Zugzeit noch im Winter festgestellt werden konnten.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf .

DITTBERNER, W.(1996): Die Vogelwelt der Uckermark mit Schorfheide und unterem Odertal. Galenbeck. Haupt, H.(1986): Brutbestand und Zug der Wachol­derdrossel im Süden des Bezirkes Frankfurt (0.). Falke 33: 123-125.

Ungewöhnlicher Neststandort einer Brut des Buchfinken (Fringilla coelebs ) am Senftenberger See

Stefan Brehme& Heiko Michaelis

EEE

BREHME, ST.& H. MICHAELIS(2006): Ungewöhnlicher Neststandort einer Brut des Buchfinken (Fringilla coelebs ) am Senftenberger See . Otis 14: 90-93.

Wir berichten über eine Brut des Buchfinken, die in ca. 33 m Höhe in einem Stahlgerüst-Aussichts­turm in Kiefernforsten am Senftenberger See im Juli 2006 offenbar erfolgreich verlief. Der Nestfund gehört zu den höchsten für Mitteleuropa bislang dokumentierten Neststandorten und unterstreicht die Plastizität der Art bei der Wahl des Brutplatzes.

BREHME, ST.& H. MICHAELIS(2006): An unusual breeding site for a Chaffinch (Fringilla coelebs ) near the Senftenberger See . Otis 14: 90-93.

The report concerns a successful Chaffinch brood at a height of 33 m in a lookout tower in a pine wood near the Senftenberger See in July 2006. This nest is one of the highest ever documented Chaffinch nest sites in Central Europe . The flexibility of the species in its nest site selection is demonstrated yet again.

Stefan Brehme, Görschstr. 47, 13187 Berlin ; E-Mail: stefan.brehme@klinikum-niederlausitz.de Heiko Michaelis, Hauptstr. 35, 01958 Sedlitz ; E-Mail: heiko-michaelis@web.de_

Einleitung und Beobachtung

Am Südufer des Senftenberger Sees/Kreis Ober­spreewald-Lausitz dominieren Altersklassenbestän­de der Kiefer mit wechselndem Laubholzanteil. Der Buchfink kommt in diesem für Südbrandenburg typischen Lebensraum in hoher Dichte als Brutvogel vor, wie zahlreiche Gelegenheitsbeobachtungen seit Jahren zeigen. Im Frühjahr 2001 wurde hier ca. 2 km westlich von Großkoschen im Rahmen der weiteren

touristischen Erschließung des Erholungsgebietes Senftenberger See ein 33 m hoher Aussichtsturm in Stahlbauweise errichtet, der nach oben mit einer überdachten Aussichtsplattform abschließt(Abb.3) und der den umgebenden, ca. 10-15 m hohen Kiefernforst etwa um das Doppelte überragt. Der Turm weist laut Zweckverband Erholungsgebiet Senftenberger See (schriftl. Mitt.) eine geplante Neigung von 10 Grad nach Norden aus der Senk­rechten auf(Turmgewicht 105 Tonnen feuerverzink­