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Band 14
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Otis 14(2006)

Material und Beobachtung

In den Jahren 2000 bis 2003 beringte ich im Pferdestall der Familie Mathew, in zwei Melkstän­den am Rande von Linum sowie unter einem Steg und in einem Beobachtungsturm im Linumer Teichgebiet 72 Rauchschwalbenbruten mit insge­samt 303 Jungen. 11 Junge aus 6 Bruten(2x3, 1x2; 3 x 1) blieben unberingt, weil sie entweder bei der Beringung das Nest verließen oder als Nesthäkchen noch zu klein für die Beringung waren.

Die festgestellten Jungenzahlen lagen zum Zeit­punkt der Beringung zwischen 2 und 7, im Mittel bei 4,36(n= 72). Die Mehrzahl der Nester enthielt 5 (38,9%) bzw. 4(26,4%) Jungvögel(Abb. 1).

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Anzahl Bruten SS

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3 4 5 Jungenzahl Abb. 1: Jungenzahlen von Rauchschwalben in 72 Bruten. Fig. 1: Numbers of Barn Swallow nestlings in 72 broods.

Die Brut mit 7 Jungen wurde am 15.7.2002 im Melk­stand einen Kilometer östlich von Linum beringt. Alle Jungen waren gut und gleichmäßig entwickelt. Bei einer Nachkontrolle wenige Tage später saßen die sieben Jungvögel fast flügge im Nest.

En Bruten mittlere Brutgröße

Anzahl Bruten

EMai AJun MJun EJun AJul MJul EJul AAug M Aug E Aug

Diskussion

Die festgestellte Siebenerbrut ist offensichtlich die erste in Brandenburg dokumentierte(vgl. H. HAUPT & H. MicHAELIS in ABBO 2001). Rein rechnerisch macht sie einen Anteil von 1,4% unter den in Linum beringten 72 Bruten aus. Dieser Wert liegt allerdings, wie THIEDE(2002) richtig bemerkt, bei so kleinen Serien um mindestens eine Zehnerpotenz zu hoch.

Mit recht großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich bei der Siebenerbrut nicht um eine Erstbrut sondern um eine Ersatz- bzw. Zweitbrut. THIEDE (2002) erwähnt eine schleswig-holsteinische Siebe­nerbrut, die wie die hier behandelte brandenburgi­sche am 15. Juli beringt wurde und die der Beringer S. Martens als Nachgelege erkennen konnte.

Die Phänologie der Nestlingsberingungen in Linum (Abb. 2) zeigt eine deutliche Zwei- bis Drei­gipfligkeit. Die Jungen der Erstbruten sind von Ende Mai bis Ende Juniberingungsreif. Von Mitte Juli bis Anfang August ist ein zweiter Gipfel zu verzeich­nen, der sicher sowohl reguläre Zweitbruten als auch Nachgelege umfasst. Die erst Ende August be­ringten Jungen betreffen vermutlich Nachgelege von Zweitbruten. Die Siebenerbrut wurde zu Beginn des zweiten Gipfels beringt.

Die hohe Jungenzahl ist in der fortgeschrittenen Brutzeit eher ungewöhnlich, da die mittlere Brut­größe in der Brutzeit deutlich zurück geht(Abb. 2). Selbst Sechserbruten konnten fast ausschließlich im Mai und Juni festgestellt werden(7 von 36 Bruten), ab Anfang Juli kaum noch(1 von 36 Bruten).

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf .

GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER(1985): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 10.

THIEDE, W.(2002): 7er-Bruten bei Rauchschwalben Hirundo rustica. Ökol. Vögel 24: 653-657.

6,0

Abb. 2: Zeitliche Verteilung der Nestlings­beringungen in den Jahren 2000-2003 (n= 72 Bruten; Siebenergelege schwarz) und mittlere Jungenzahl pro Dekade.

Fig. 2: Phenology of the Barn Swallow nestling ringing data from 2000 to 2003 (n= 72 broods; nest with seven young in black) and average number of young pe ten day recording period.

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