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Otis 14(2006)

Schriftenschau

EICHSTÄDT, W., W. SCHELLER, D. SELLIN, W. STARKE& K.­D. STEGEMANN(2006): Atlas der Brutvögel in Mecklenburg-Vorpommern. Friedland . 486 Seiten.(4)

Nach der DDR -Atlaskartierung 1978-1982, veröf­fentlicht in der 3. Auflage derVogelwelt Mecklen­burgs(KLAFS& STUBS 1987), haben die Mecklen­burger Ornithologen von 1994-98 eine Wiederho­lungskartierung durchgeführt. Beide Kartierungen basieren auf Messtischblatt -Vierteln, die zweite Kartierung beinhaltete eine Abschätzung der Häu­figkeiten nach Größenklassen. Die Ergebnisse sind, wie bei solchen großen Atlasprojekten leider üblich mit einiger Verspätung, in diesem großformatigen und sehr gut aufgemachten Atlas veröffentlicht.

Einführend werden in einer knappen Übersicht die naturräumliche Ausstattung des Bearbeitungs­gebietes, das Klima und Änderungen der Flächen­nutzung behandelt. Es folgt eine recht ausführliche Übersicht über Ablauf und Methode der zweiten Kartierung sowie eine kurze Gesamtübersicht der Ergebnisse und ein schöner Fototeil mit Illustration wichtiger Lebensräume und Arten.

Für jede Brutvogelart folgt eine Doppelseite mit jeweils zwei Verbreitungskarten und einem Text. Eine Karte stellt das Vorkommen in den Gitter­feldern nach Brutstatus(B, C, D) vergleichend für die 70er und 90er Jahr dar. Die zweite Karte zeigt die in den 90er Jahren vorgenommenen Häufigkeits­einstufungen. Der Text beginnt mit einer Über­sichtstabelle über Bestandsschätzungen und Gitter­feldfrequenzen aus den beiden Kartierungs­perioden. Der Text ist jeweils in die Abschnitte Verbreitung-Habitat,Bestand undGefährdung untergliedert. Soweit Daten vorhanden waren, gibt es zusätzliche Tabellen und Grafiken zur Bestandsentwicklung oder dem Vorkommen in aus­gewählten Gebieten, wobei vor allem bei selteneren Arten erfreulicherweise Daten bis 2003 eingeflossen sind.

Karten und Texte geben einen sehr guten Über­blick über das Vorkommen und die Bestandsent­

wicklung von Brutvögeln in Mecklenburg­Vorpommern. Die Gegenüberstellung der beiden Kartierungsperioden bietet viele sehr spannende Ergebnisse, z.B. das weitere Vordringen der Nach­tigall nach Nordost und der Rückzug der Raben­krähe nach West. Die Wiesenweihe war zwar in den 70er und 90er Jahren etwa gleich häufig, aber bei ganz unterschiedlichem Verbreitungsmuster. Solche Entwicklungen sind in den Arttexten gut kommen­tiert. Trotzdem sind die Möglichkeiten, die sich aus dem Vergleich der beiden Kartierungen ergeben, nicht recht genutzt worden, denn die zusammenfas­sende Darstellung in der Einleitung ist zu knapp ausgefallen. Man liest zwar dort, dass die mittlere Artenzahl pro Gitterfeld leicht zugenommen hat, aber hier wäre eine Auswertung nach Artengruppen (differenziert etwa nach Hauptlebensraumtypen oder Zugstrategien) interessant gewesen. Problema­tisch ist auch der Vergleich der Bestandsschät­zungen aus den 70er und 90er Jahren, der nur bei einzelnen Arten kritisch diskutiert wird. Denn zum einen beziehen sich die Zahlen auf verschiedene Flächen(in den 70er Jahren waren noch die inzwi­schen brandenburgischen Altkreise Perleberg , Templin und Prenzlau dabei), zum anderen sind sie in beiden Kartierperioden mit ganz unterschiedli­cher Methodik ermittelt worden. Bei häufigen Arten sind die Zahlen nur mit großer Vorsicht, wenn über­haupt, vergleichbar und spiegeln oft wohl nicht den wahren Trend wider.

Der Brutvogelatlas Mecklenburg-Vorpommern ist eine sehr schöne und spannende Arbeit. Man kann den Kollegen in unserem nördlichen Nachbarland nur gratulieren, denn in diesem Atlas steckt nicht nur die gemeinsame Arbeit von 238 Kartierern, son­dern auch die Auswertung jahrzehntelanger gedul­diger Datensammlung und nicht zuletzt die bestimmt nicht einfache Koordination der Kartierer und der zahlreichen Artbearbeiter.

Wolfgang Mädlow