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Band 14
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Otis 14(2006)

ge Abende(auch mit intensiven Fachgesprächen), Exkursionen oder Auswertungen verbanden. Mit diesem engeren Freundeskreis war er auch in seiner Rügener Zeit stets in Kontakt, wie es MÖNKE(2006) ausführlich in seinem Nachruf schilderte. So besuchte ihn J. Kage noch im November und Dezember 2005 im Krankenhaus.

Obwohl wir gleichaltrig waren, hatte er mir einiges an ornithologischen Aktivitäten voraus, als ich Ende 1969 nach Berlin kam. Besonders beeindruckt war ich von seiner umfangreichen Beringungstätigkeit und dem damit verbundenen direkten Kontakt zu den Vögeln, so dass ich mich bald zu einem Vogel­beringungslehrgang anmeldete. Im Mai 1972 gab er mir und weiteren drei Beringungsanwärtern wert­volle Anregungen bei einer Beringungsaktion am Wernsdorfer See. Er organisierte darüber hinaus im Rahmen der Fachgruppe praktische Bestimmungs­übungen an Bälgen der ornithologischen Abteilung des Naturkundemuseums. Für die Beringer verfass­te er einen Bestimmungsschlüssel, in dem die Kennzeichen von Alter und Geschlecht der häufiger gefangenen Sperlingsvögel zusammengestellt waren. Er war auf der Schreibmaschine in A5 ge­tippt worden und konnte während der Beringungs­aktionen mitgeführt werden, als für uns der Svensson noch nicht verfügbar war. Die Beringungsergebnisse bildeten zeitweise wohl die wichtigste Materialquelle für seine Veröffent­lichungen. Deshalb verwunderte es, dass er Ende 1983 plötzlich seine Beringungserlaubnis ohne nähere Begründung abgab. Erst jetzt stellte sich heraus, dass es eine individuelle Protestreaktion gegen die damals praktizierte Naturschutzpolitik war.

Stets regte er an, eigene Beobachtungen zu veröf­fentlichen. Er war einer der wenigen Ornithologen, der auch zu Mauerzeiten in westdeutschen Zeit­schriften publizierte. Auf der Naumann-Tagung 1980 in Köthen erklärte er mir, dass er und sein Bruder sich verstärkt der Untersuchung ökologi­scher Fragestellungen widmeten, da es auf diesem Gebiet noch viel zu erforschen gibt, und dass das

mehr bringen würde als reine Zusammenstellungen von Beobachtungsdaten. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten beide gerade am Brehm-Heft über die Schafstelze.

Hartmut Dittberner stellte Jahre später selbst fest, dass sein Leben Ornithologie war(MÖNKE 2006). Dazu gehörte auch das Sammeln und Auswerten von Literatur in einem Maße, wie es wohl die wenig­sten Amateurornithologen in dieser Konsequenz gemacht haben. So konnte er die Vielzahl eigener Beobachtungen oder spezieller Studien immer in einem größeren Rahmen abhandeln. Allerdings war er selten bereit, andere vorliegende Beobachtungen in seine Artikel einzuarbeiten, auch wenn die hohe Zahl von 30 Publikationen mit 17 anderen Autoren (neben seinem Bruder) einen anderen Eindruck zu vermitteln scheint. Daraufhin angesprochen erklär­te er einmal, dass das gar nicht nötig sei: Wir haben alles veröffentlicht; ihr könnt es nachlesen. So ist es dann auch geschehen. Aus der Vielzahl seiner Veröf­fentlichungen(271) fanden allein 80 bei den Artbe­arbeitungen in der aktuellen Avifauna von Branden­ burg und Berlin (ABBO 2001) Berücksichtigung. Mit seinen Publikationen hat Hartmut Dittberner einen beachtlichen Beitrag zur Kenntnis des Auftretens und der Biologie zahlreicher Vogelarten in Brandenburg geleistet.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf .

DITTBERNER, H.(2005): Jubiläum- 50 JahreFach­gruppe für Ornithologie und Vogelschutz Berlin­Lichtenberg. Vogelkdl. Ber. zw. Küste u. Binnenland 4: 63-66.

MöÖNkKe, R.(2006): Hartmut Dittberner, 6.11.1941 ­15.5.2006. Ornithol. Mitt. 58: 344-347.

PANNACH, G.(2006): Nachruf Hartmut Dittberner mit Publikationsliste. Vogelkdl. Ber. zw. Küste u. Binnenland 5: 118-129.

Winfried Otto