Heft 
Band 15
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kehlchen und deren Entwicklung erhalten möchte, ist es notwendig das gesamte potenzielle Siedlungs­gebiet des Braunkehlchens zu kartieren. Der Zu­sammenhang zwischen Alter der Rekultivierungs­flächen und deren Bewirtschaftungsform bestimmt maßgeblich die Brutplatzwahl. Im vorgestellten UG mit den drei Teilgebieten(Größen zwischen 5,7 bis 11,2 km?) hätte der alleinige Bezug auf eine KF bei jährlichen Betrachtungen durchaus zu Fehl­einschätzungen führen können. Hochrechnungen von Beständen auf das Gesamtgebiet auf der Basis von Ergebnissen nur einer KF sind auf Grund der ungleichmäßigen, ständig wechselnden Revier­verteilungen in diesem Fall wenig sinnvoll. Wenn man z.B. nur die KF Stradow in den Jahren 2004 und 2006 für eine Bewertung der Bestandentwicklung heranziehen würde, so müsste man eine empfindli­che Bestandabnahme um 60% innerhalb von zwei Jahren annehmen. Dies ist aber nicht der Fall, da im Gesamtgebiet gegenüber dem Maximalbestand aus dem Jahr 2004 im Jahr 2006 immerhin noch 80% der Reviere vorhanden waren. Die Jahre 2003 und 2004 werden zudem für das UG als Jahre mit opti­malen Brutzeitbedingungen angesehen. Viele im UG brütende Arten der Offenlandschaft erreichten höchste Revierdichten(Tab. 6). Der im Jahr 2006 um 20% geringere Bestand im Vergleich zum bisher höchsten Bestand wird für diese Lokalpopulation als im normalen Schwankungsbereich liegend inter­pretiert. Kurzfristige Bestandsschwankungen beim Braunkehlchen von 30 bis 50% durch Habitatver­änderungen treten öfter auf(SUTER in GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1999). Die Reaktion der Braun­kehlchen auf solche Veränderungen sind Umsied­lung bzw. Neuansiedlung. Die im Tagebau Welzow­Süd festgestellten erheblichen Revierverlagerungen von Jahr zu Jahr in den einzelnen KF verdeutlichen diesen dynamischen Prozess bei der Revierwahl. Sie sind Ausdruck der jährlichen Suche und Nutzung nach den optimalsten Habitatstrukturen im Siedlungsgebiet.

Dass die positive Bestandsentwicklung im Tagebau Welzow-Süd durchaus kein Einzelfall ist, zeigen lang­jährige Untersuchungen in einem ähnlich großen UG im Umfeld der Osternienburger Teiche in Sachsen­Anhalt(Untersuchungen seit 1994 auf ca. 24 km?, überwiegend Bracheflächen, Bestandsanstieg von7 Rev. auf deutlich über 20 Rev., GEORGE et al. 2004).

Aus den ermittelten Wegzugdaten ist zumindest für die Ende August/Anfang September durchzie­henden Vögel aus nördlicheren Brutgebieten derzei­tig in diesem südbrandenburgischen UG keine Ab­

nahme der Individuenzahlen festzustellen. Der recht plötzliche Anstieg der Rastzahlen ab dem Jahr 2002 bedarf einer überregionalen Bewertung.

Dank: Für die jahrelange Unterstützung bei den Feld­arbeiten danke ich ganz herzlich Herrn Werner Hansel (Spremberg ). Freundlicherweise übernahm Herr Dr. Reinhard Möckel(Spremberg ) die Durchsicht einer ersten Fassung zum Manuskript. Zu Dank verpflichtet bin ich auch Herrn David Conlin, der mich von der Last der Erstellung des Summary befreite, und Herrn Andreas Neuthe, der die Fotos bereitstellte.

Literatur

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