Heft 
Band 15
Seite
55
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Schwarz& Flade: Brutbestandsentwicklung in Großschutzgebieten

Entwicklung in den Großschutzgebieten/ Biosphärenreservaten

Die Bilanz von signifikant zunehmenden zu signifi­kant abnehmenden Arten ist in GSG insgesamt zu­nächst viel günstiger als in der ostdeutschenNor­mallandschaft. Das betrifft alle Landschaftstypen, jedoch besonders die offene/halboffene Kulturland­schaft und die Wälder(Abb. 9). Dieses entspricht in überraschender Eindeutigkeit der eingangs formu­lierten Hypothese, dass sich die intensiveren Natur­schutzmaßnahmen und-projekte in den GSG auf die Bestandsentwicklungen der Vögel positiv auswirken sollten, und dass in der Agrarlandschaft diese Unterschiede durch die zahlreichen Extensivierungs­und Vertragsnaturschutzprogramme sowie die starke Zunahme des Ökolandbaus am stärksten sein müss­ten. Die Langstreckenzieher nehmen jedoch auch in den GSG ganz überwiegend ab. Daraus könnte man zunächst schließen, dass die Wirkung von Naturschutzmaßnahmen in Schutzgebieten sehr begrenzt ist, wenn die Hauptgefährdungsfaktoren in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten liegen.

Die Ursache für das positive Abschneiden der GSG dürfte allerdings nicht nur im Naturschutzmanage­ment der Gebiete liegen. Vielmehr dürfte auch eine wesentliche Rolle spielen, dass in den GSG die hoch­wertigsten und intaktesten Landschaftsteile mit hohem Naturschutzwert geschützt wurden. Diese Landschaften sind für viele Arten ohnehin günstig und werden in hohen Dichten besiedelt. Sie werden bei Bestandsrückgängen deshalb wahrscheinlich auch erst später alsDurchschnittslandschaften von den Vögeln geräumt, d.h. die suboptimale bis pessi­maleNormallandschaft wird als erstes aufgegeben. Welche Rolle letztendlich die Flächenauswahl der GSG und welche die Managementmaßnahmen spie­len, kann kaum beurteilt werden.

Beim Vergleich der Bestandsindex-Kurven in den Biosphärenreservaten und in Ostdeutschland außerhalb von Schutzgebieten(Abb. 14-17) ist auf­fällig, dass z.B. in den BR Schorfheide-Chorin und Spreewald viele Arten der Agrarlandschaft seit 1995 kaum günstigere Bestandsentwicklungen zeigen als außerhalb, obwohl hier sehr viel in die Entwicklung einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft und die Förderung des ökologischen Landbaus inves­tiert wurde. Eine Betrachtung der für das BR Schorfheide-Chorin vorliegenden umfangreichen Siedlungsdichtewerte zeigt aber: Bei vielen typi­schen Vogelarten der Agrarlandschaft(Feldlerche, Wachtel, Schafstelze, Neuntöter, Sperbergrasmücke, Gold- und Grauammer) liegen die Dichten im BR

Index[%] 180 160 140 120 100

Beispiel 1

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Dichte Beispiel 2

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 12004

Dichte Beispiel 3 1

ran

@ Ost-Deutschland=> BR Schorfheide-Chorin

Zeit

Abb. 18a-c: Fiktive Beispiele für die Bestandsentwick­lung einer Art in einem Großschutzgebiet im Vergleich mit Ostdeutschland außerhalb von Schutzgebieten, die sehr unterschiedliche Interpretationen zulassen; Erläute­rung im Text.

Fig. 18a-c: Ficticious examples of population development of a species in a large scale reserve in comparison fo areas outside the reserves in Eastern Germany , with possible diffe­rent interpretations(see text).

insgesamt überdurchschnittlich hoch, auf Flächen des ökologischen Landbaus sogar extrem hoch (Abb. 19: zwei- bis fünffach über dem Durchschnitt; FLADE& FucHs in Vorber.), so dass eine weiterhin anhaltende Zunahme nicht zu erwarten ist. Es muss in diesem Fall also als Erfolg gewertet werden, wenn die hohen Dichten dieser Arten gehalten werden