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Band 15
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Otis 15(2007)

Tab. 1: Bilanzierung der Bestandsentwicklung von 52 häufigeren Brutvogelarten der offenen und halboffenen Kultur­landschaft in Deutschland in den drei Regionen Südwest, Nordwest und Ost nach Daten des DDA -Monitoringprogramms

häufige Brutvögel.

Table 1: Assessment of the population development of 52 common breeding bird species of open and semi-open countryside in three regions in Germany (East, Northwest, Southwest ) based on to data from the DDA common bird census.

Anzahl Arten...

mit signifikanter Zunahme 9 ohne signifikante Veränderung 21

ganz Deutschland Ost

Region Region Region Nordwest Südwest 10 12 7

25 18 20

mit signifikanter Abnahme 22 17 21 24

können. Insgesamt ist der positive Einfluss des öko­logischen Landbaus auf Dichte und Reproduktion von Feldvögeln gut belegt. Besonders günstig sind hier die Feldfutterschläge mit Klee-Gras-Gemisch (FucHs et al. 2002, GOoTTWALD& FUCHS 2003; FLADE et al. 2006). Entsprechend ist zu erwarten, dass in Landschaften mit großflächigen Anteilen des ökolo­gischen Landbaus von 15 bis 72%(Spanne der Brandenburger GSG) die Dichte dieser Arten über­durchschnittlich hoch ist und negative Bestandsent­wicklungen hier weniger stark oder verzögert in Erscheinung treten. Die vorliegenden Monitoringer­gebnisse aus den GSG(Abb. 9e+f, 13c) bestätigen insgesamt diese Annahme.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass sich die drei Biosphärenreservate in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung befanden(Abb. 18c). Die BR Schorfheide-Chorin und Spreewald wurden 1990 eingerichtet und waren zu Beginn des Brutvogelmo­nitorings bereits über fünf Jahre alt. Viele einschnei­dende Veränderungen in der ersten Phase nach der Ausweisung wurden also durch das Monitoring gar nicht erfasst. Im jungen, erst 1999 eingerichteten BR Flusslandschaft Elbe war dagegen die Entwicklung noch wesentlich dynamischer; viele Management­maßnahmen insbesondere im Grünland(u.a.Drei­felderwirtschaft im Grünland oderkleinparzellige Mahd) wurden erst frühestens Ende der 1990er Jahre wirksam. Analog zum theoretischen Beispiel 3 (Abb. 18c) war deshalb auch zu erwarten, dass die positiven Abweichungen im jungen BR Elbe stärker sein würden als in denalten BR .

In den Siedlungsbereichen waren die Unterschiede zwischen BR und Normallandschaft am schwäch­sten ausgeprägt(Abb. 9c,d). Dies ist einleuchtend, da hier von den Schutzgebietsverwaltungen nur wenig Einfluss genommen werden kann. Positive Abweichungen gab es nur bei wenigen Arten, dar­unter aber Rauchschwalbe und Haussperling, die in eher bäuerlich geprägten Dörfern mit Viehhaltung

die günstigsten Lebensbedingungen vorfinden, hier besonders in den Grünlandbetrieben entlang der Elbe . Daher ist plausibel, dass im Siedlungsbereich das BR Elbe die positivsten Entwicklungen aufweist (Abb. 15c).

In Ackerlandschaften und vor allem Grünlandge­bieten sind die günstigeren Bestandsentwicklungen besonders im BR Schorfheide-Chorin(Grauammer, Feldschwirl: beide Arten profitieren von Stilllegungen und Extensivierungen, die Grauammer auch vom Ökolandbau) und im BR Elbe(Feldlerche, Braunkehl­chen, Sumpfrohrsänger, Rohrammer: profitieren von den 0.g. besonderen Managementmaßnahmen im Grünland) auffallend und nachvollziehbar(Abb. 16). Im BR Schorfheide-Chorin konnten Arten wie Neun­töter, Sperbergrasmücke, Feldlerche und Goldammer ihre extrem hohen Dichten(Abb. 19) immerhin weit­gehend halten, d.h. ihre Bestandsentwicklungen waren bei sehr hohen Abundanzen nicht ungünstiger als in der Normallandschaft. Im BR Spreewald waren die Verhältnisse deutlich verschieden. Hier bestand die einschneidendste Veränderung im Offenland in der Vernässung von Poldern(Abb. 5), die zuvor künstlich über Pumpwerke entwässert und bewirt­schaftbar gehalten worden waren. Davon profitierten vor allem Arten, die vom DDA-Brutvogelmonitoring kaum ausreichend erfasst werden(Bekassine, Rot­schenkel, Rallen, Rohrschwirl, Rohrsänger; z.B. NoAH et al. 2003), während die typischen Feld- und Grün­landarten(z.B. Feldlerche, Braunkehlchen) durch die großflächigen Überstauungen eher verdrängt wur­den. Im Ergebnis gab es hier insgesamt keine positi­ven Trendabweichungen bei den untersuchten häufi­gen Brutvogelarten.

Bei den Waldvögeln sind die günstigeren Entwick­lungen in den BR Schorfheide-Chorin und Fluss­landschaft Elbe (Abb. 17) nur schwer interpretierbar. Ein Faktor könnte die Einrichtung von ungenutzten Totalreservaten(Kernzonen, Zone 1) sein(positive Effekte siehe z.B. WINTER et al. 2005, SCHUMACHER