Heft 
Band 15
Seite
65
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Hoffmann& Kiesel: Vogelindikator der Agrarlandschaft 65

dem Vorhandensein der Nutzungen Ackerbau, Grünland, Obstanbau und Heiden in gleicher Weise die Agrarlandschaftstypen(Abb. 2 unten, links) er­mittelt. Schließlich wurden innerhalb dieser in Ab­hängigkeit von Vorkommen(Dichte, Verteilung) der in den Agrarlandschaftstypen auftretenden anthro­pogenen und naturnahen Biotopstrukturen die sechs zuvor definierten Agrarlandschaftsmosaik­typen(Abb. 2 unten, rechts) ausgegrenzt.

Neben der nach den Hauptnutzungen erfolgten Stratifizierung wurde eine weitere auf der Grundla­ge der naturräumlichen Gliederung Deutschlands (MeyNneEN et al. 1962) vorgenommen, um auch die biogeografischen Unterschiede des Landes beach­ten zu können. Dabei ließen sich vier Naturräume voneinander differenzieren, in denen potenziell jeweils sämtliche Agrarlandschaftstypen vorkom­men können. Aus diesen Gründen ergab sich theo­retisch eine erforderliche Mindestanzahl von 112 Untersuchungsflächen für statistisch abgesicherte Ergebnisse zur Situation der Brutvogelarten.

Besonderheiten der Feldkartierungen und ermittelte Kenngrößen

Die Durchführung der Revierkartierungen erfolgte 2005 und 2006. Aufgrund der in der Agrarland­schaft im Vergleich zu Wald- und Siedlungsgebieten etwas leichter überschaubaren Landschafts- und Habitatstrukturen wurden für die Revierkartierung je Fläche fünf Begehungen, zeitlich in der zweiten Märzhälfte, der zweiten Aprilhälfte, der ersten Maihälfte, der zweiten Maihälfte und der ersten Junihälfte, durchgeführt. Die Feldbegehungen und Revierkartierungen erfolgten unter Verwendung eigens angefertigter Biotoptypenkarten der Unter­suchungsflächen, auf denen die Biotopstruktur aus der Biotoptypenkartierung Brandenburgs (LUA 2001) sowie die Struktur aus Luftbildern hinterlegt wurde. Da vorliegende Daten der Biotoptypenkar­tierung des Landes im Detail oft nicht in ausrei­chender Güte die aktuelle Biotopstruktur abbilden, wurden zu Beginn der Feldbegehungen ergänzende Biotopkartierungen durchgeführt bzw. fehlerhafte Angaben korrigiert. Ferner wurden während der Begehungen die landwirtschaftlichen Nutzungen auf den Ackerschlägen und Graslandparzellen erfasst und in der Geländekarte eingetragen. Dazu wurde ein spezieller Kartierschlüssel für die land­wirtschaftlichen Kulturen verwendet. Die im Ergeb­nis der Revierkartierungen erhaltene Revierkarte der Brutvogelarten wurde in Form von Excel -Ergeb­nistabellen durch die Kartierer aufbereitet. An­

schließend wurden die kartierten Revierdaten sowie die Biotopstruktur- und Flächennutzungsda­ten digitalisiert und in einer GIS -gestützten Daten­bank zentral abgelegt.

Auf der Grundlage der erhaltenen Felddaten wurden die Artenvielfalt sowie die Abundanz(Reviere/10 ha) der einzelnen Brutvogelarten auf jeder einzelnen Fläche, die mittlere Abundanz in den Straten sowie insgesamt über alle Probeflächen ermittelt. Mit Hilfe der Revierdaten wurden dann die lokalen Po­pulationen der 65 Untersuchungsflächen errechnet.

Schätzung der Vogelpopulationen

Die Schätzung der Vogelpopulationen für die gesamte Agrarlandschaft, hier als Metapopulatio­nen bezeichnet, erfolgte unter Berücksichtigung der ermittelten Agrarlandschaftstypen mit 2.1, der durch Ackerbau dominierten Agrarlandschaften und 2.2, der durch Grünland dominierten Agrar­landschaften nach Gleichungen 1 bis 3(HOFFMANN et al. 2007):

Gleichung 1

XReviere Vogelart x B 2.1= Schätzwert Metapopulation 2.1= P 2.1 mit B 21= Beiwert 2.1= XFlächen 2.ı/XProbeflächen 2.1 Gleichung 2 XReviere Vogelart x B 22= Schätzwert Metapopulation 22= P 22 mit B 22= Beiwert 22= XFlächen 22/XProbeflächen 22 Gleichung 3 XP 21+ XP 22= Schätzwert Metapopulation Agrarlandschaft Hauptnutzungen

Ermittlung der Indikatorvogelarten und

des Vogelindikators

Als Indikatorbrutvogelarten für die Agrarlandschaft kommen grundsätzlich Arten in Frage, deren Lebensräume sich ausschließlich bzw. überwiegend in der offenen bzw. halboffenen Landschaft befin­den, da deren Populationen in besonderem Maß von landwirtschaftlichen Nutzungen beeinflusst werden können. Eine Vorselektion möglicher Indikator­arten mit Hauptlebensraum in der offenen und halboffenen Landschaft erfolgte über Literaturquel­len, u.a. ZENKER(1982), FLADE(1994), KRETSCHMER et al.(1995), ABBO(2001), BAUER et al.(2005).

Auf der Grundlage ermittelter Revierdaten wur­den dann mit Hilfe des Chi2-Tests Indikatorarten, deren Vorkommen für die gesamte Agrarlandschaft als repräsentativ gelten können, selektiert. Als Aus­wahlkriterium dienten die Merkmale Vorkommens­häufigkeit und relative Gleichverteilung der Vor­kommen in der Agrarlandschaft mit p> 0,05.