Heft 
Band 15
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Kleine Mitteilungen

Brutweibchen wurde an diesem Tag noch bei der Fütterung beobachtet. Der Jungvogel wurde am 9. Juni beringt und ist im Zeitraum 14.-16. Juni aus­geflogen.

Bei der nächsten Kontrolle der Niströhre Nr. 4 am 3. Juli wurde ein auf sieben Eiern brütendes Weib­chen festgestellt- scheinbar ganz klar die Zweitbrut des gleichen Brutpaares wie bei der Erstbrut. Da die Altvögel aber erst nach dem Schlupf der Jungvögel gefangen werden, war ihre eindeutige Identität bis dato nicht sicher.

Für eine Überraschung sorgte dann jedoch der Wiederfang von Wiedehopf-Weibchen NA 108140 am 10. Juli in Niströhre Nr. 14 auf dem TÜP Jüter­bog-West, 85 km westlich des Erstbrutortes gelegen, als sicherer Brutvogel. Das zuvor festgestellte Gelege bestand aus fünf Eiern. Der Legebeginn der Zweit­brut lag um den 15. Juni. Es schlüpften vier Küken, die am 22. Juli beringt wurden und alle um den 26. Juli ausflogen. Das Männchen der Zweitbrut war unberingt, also mit dem Männchen der Erstbrut nicht identisch.

Die Beobachtungen und Kontrollfänge an Röhre Nr. 4 in der Lieberoser Heide ergaben nun, dass der Erstbrutpartner seine Zweitbrut mit einem neuen ebenfalls unberingten Weibchen durchführte. Dieses Weibchen wurde am 15. Juli gekennzeichnet (NA 112976). Aus dem 7er Gelege schlüpften sechs Jungvögel, die alle um den 10. August ausflogen.

Tab. 1: Phänologie von Erst- und Zweitbrut des Wiede­hopf-Weibchens Hiddensee NA 108140(z.T. rückdatierte Daten, Brutdauer 15 Tage, Nestlingszeit 23-25 Tage).

Table 1: Phenology of first and second brood of female Hoopoe Hiddensee NA 108140(data partly calculated back­wards, breeding time 25 days, nestling time 23-25 days).

Erstbrut Zweitbrut Legebeginn 3. Mai 15. Juni Schlupfdatum 22. Mai 1. Juli

Ausfliegedatum 14.-16. Juni 26. Juli

Diskussion

Das Verhalten des Wiedehopf-Weibchens ist aus verschiedener Sicht ungewöhnlich. Einerseits muss es bereits vor dem Ausfliegen des einzigen Jung­vogels der Erstbrut abgewandert sein. Mögliche typische Gründe dafür wie Brut- oder Partnerver­lust scheiden jedoch aus, da die Erstbrut erfolgreich verlief und der Erstbrutpartner auch während der Zweitbrutphase(mit einer neuen Partnerin) bestä­tigt werden konnte.

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Die Brutzeitwanderung von etwa 85km zwischen Erst- und Zweitbrut ist weiterhin bemerkenswert, stellt diese Entfernung für den Wiedehopf doch bis­her eine Ausnahme dar. Über das Ausmaß von Umsiedlungen innerhalb der Brutsaison und zwi­schen erster und zweiter Brut ist bei vielen Vogel­arten bisher wenig bekannt, setzt es doch die Markierung und Kontrolle lokaler Brutbestände an mehreren räumlich verteilten Orten voraus. Nach­gewiesen sind Fernumsiedlungen beispielsweise bei der Beutelmeise(Remiz pendulinus) bis maximal über 200 km(FRANZ et al. 1987), wo es teilweise zur Verlagerung ganzer Brutbestände zwischen erster und zweiter Brut kommen kann(Franz 1988), und beim Koloniebrüter Uferschwalbe wurden sogar Distanzen von 460 und 630 km festgestellt(LEYS 1970).

Neben der Fernumsiedlung fand weiterhin eine Neuverpaarung statt. Diese ungewöhnliche Brut­strategie des Weibchens(sukzessive Polyandrie) gegenüber dem sonst üblichen monogamen und ortstreuen Verhalten der Paare bei der Erst- und Zweitbrut hatte keine Nachteile für den Reproduk­tionserfolg während der Zweitbrut.

Möglicherweise liegt das Verhalten des Brut­weibchens im geringen Bruterfolg während der Erstbrut begründet, in dem es letztendlich erfolg­reich versuchte, durch Fernumsiedlung und Neuverpaarung den zum Arterhalt ausreichenden bzw. höheren Reproduktionserfolg zu erzielen.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf .

BAUER, H.-G, P. Boye, W. Knıer P. SÜDBECK& K. WITT (2002): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. Ber. Vogelschutz 39: 13-60.

Franz, D., N. THEIß& D. GRAF(1987): Weibchen der Beutelmeise Remiz pendulinus brütet in einer Saison zweimal erfolgreich an zwei mehr als 200 km vonein­ander entfernten Brutplätzen. J. Ornithol. 128: 241-242, Franz, D.(1988): Wanderungen der Beutelmeise während der Brutperiode- Ausdehnung, Häufigkeit und ökologische Bedeutung. Vogelwelt 109: 188-206. Levs, H. N.(1970): Ringonderzoek bij Oeverzwalu­wen in Nederland . Lev. Nat. 73: 66-71. OEHLSCHLAEGER, S.(2001): Zur Habitatwahl, Nah­rungsökologie und Brutbiologie des Wiedehopfes Upupa epops Linne 1758 auf den ehemaligen Trup­penübungsplätzen bei Jüterbog , Brandenburg . Dissertation, Univ. Potsdam .