Heft 
Band 15
Seite
101
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Otis 15(2007): 101-102

Ornithologische Dissertationen und Diplomarbeiten aus Brandenburg

Molekulargenetische Untersuchungen zum Paarungs­system und Fortpflanzungserfolg beim Trauerschnäpper

(Ficedula hypoleuca)

Diplomarbeit im Studiengang Biologie am Lehrstuhl Evolutionsbiologie/Spezielle Zoologie

der Universität Potsdam , 2006

Betreuer: Prof. Dr. Ralph Tiedemann, Prof. Dr. Dieter Wallschläger , Dr. Martin Plath

Arndt Wellbrock

Arndt Wellbrock, Amerigo-Vespucci-Straße 11, 26389 Wilhelmshaven ; E-Mail:

Arndt.Wellbrock@gmx.de

Vaterschaften außerhalb des Paarbundes(extra­pair paternity; EPP) sind ein weit verbreitetes Phä­nomen unter sozial monogamen Singvögeln. Durchschnittlich werden mehr als 11% der Nach­kommen außerhalb des Paarbundes gezeugt, und in fast 19% der Bruten findet sich mindestens ein Fremdjunges. Viele verschiedene Hypothesen zu Funktionen von Fremdvaterschaften wurden in der Vergangenheit aufgestellt: Diese reichen u.a. von der Absicherung gegen geringe Fruchtbarkeit oder Un­fruchtbarkeit des Partners über die Erhöhung der Anpassungsfähigkeit der Nachkommen durch grö­ßere genetische Vielfalt oder genetische Kompatibi­lität bis hin zur Steigerung dergenetischen Qualität der Nachkommen. Oft ermöglichen dabei sekundäre Geschlechtsmerkmale(Ornamente) der Männchen, wie zum Beispiel eine auffällige Gefie­derfärbung, den Weibchen, ihre Sexualpartner indi­rekt hinsichtlich ihrer genetischen Eigenschaften zu vergleichen. Um jedoch die Funktion eines Sei­tensprunges bestimmen zu können, ist neben dem Vergleich von betrügenden und betrogenen Männ­chen vor allem entscheidend, inwieweit sich im sel­ben Nest Nachkommen, die innerhalb des Paar­bundes gezeugt wurden(within-pair young; WPY), von ihren Halbgeschwistern, die außerhalb des Paarbundes(extra-pair young; EPY) gezeugt wur­den, unterscheiden. Bisher gibt es nur wenige Studien, die sich gleichzeitig mit diesen zwei genannten Vergleichen befassen. Die hier vorgestell­te Diplomarbeit liefert Hinweise zu beiden Aspekten am Beispiel der Trauerschnäpperpopulation des Parks Sanssouci in Potsdam .

Dort wurden im Rahmen desTrauerschnäpper­projektes von Mitte April bis Mitte Juli 2005 brut­und verhaltensbiologische Beobachtungen an 15

Bruten aufgenommen. Aus den Vorjahren(2002 bis 2004) konnten Daten und Proben von insgesamt 32 weiteren Bruten in die Auswertung einbezogen wer­den. Zur individuellen Farbberingung und Bestim­mung von Gewicht, Flügel-, Teilfeder- und Tarsus­länge wurden die Altvögel ausschließlich an den Nistkästen gefangen, die Weibchen morgens in der Bebrütungsphase vor dem Ausfliegen oder- wie auch alle Männchen- während der Fütterungsphase mit Hilfe eines am Kasten angebrachten Schiebers aus Plexiglas. Frühestens mit sechs Tagen wurden auch die Nestlinge beringt, vermessen und gewogen. Zum Erstellen des genetischen Fingerabdrucks wurde den Vögeln maximal 60 pl Blut aus der Flügelvene abge­nommen. Blutproben aus den Jahren 2003 und 2004, sowie Federproben von einem Teil der Bruten aus 2002 waren bereits vorhanden. Mit Hilfe molekular­genetischer Methoden(Mikrosatellitenanalyse) konnte so der individuelle Genotyp von insgesamt 38 Weibchen, 36 Männchen und 230 Nestlinge aus 47 Bruten erfolgreich bestimmt werden. Dieser wurde genutzt, um zum einen die Häufigkeit von Nachkommen außerhalb des Paarbundes und zum anderen die Identität von fremdgehenden Männchen zu erhalten. Des Weiteren wurde anhand von digitali­sierten Fotos der Männchen die Ausprägung sekun­därer Geschlechtsmerkmale wie Stirnfleckgröße (Höhe, Breite und Fläche im Verhältnis zum Augen­abstand), Stirnfleckkontrast zum umgebenden Kopf­gefieder und der Anteil der Schwarzfärbung(sieben­stufige Skala nach Drost) beurteilt. Aufnahmen von 32 verschiedenen Männchen aus den Jahren 2002 bis 2005 standen dafür zur Verfügung. Als brutbiologi­sche Kenngrößen wurden Lege- und Schlupfbeginn mit Hilfe des Alters des ältesten Nestlings und der Gelegegröße errechnet.