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Band 15 Sonderheft
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Vorwort

Könnten sich unsere Folgegenerationen schon heute an der Energiediskussion beteiligen, würden sie eindringlich den weiteren Ausbau und die umfas­sende Nutzung alternativer Energien fordern. Sie würden uns aber auch nahe legen, den Naturhaus­halt und die Landschaft intelligent zu bewahren.

Am Beispiel der Windkraftnutzung wird deutlich, wie kompliziert dieser Spagat ist. Die Entwicklung dieser Form der Energiegewinnung hat in den letz­ten 20 Jahren enorm an Innovation und Bedeutung gewonnen. War für die Erzeugung von 2,5 MW in den 1980er Jahren noch ein ganzer Windpark nötig, vermag diese Leistung gegenwärtig bereits eine An­lage zu erbringen. Dennoch eilten dem zunehmen­den. Bedarf an Windkraftanlagen stets die natur­schutzfachlichen Erfassungen, Analysen und Er­kenntnisse zu den Auswirkungen auf Vögel und Fle­dermäuse infolge der Veränderung von Standort­faktoren oder Migrationskorridoren hinterher.

Die vorhabensbezogenen Erhebungen im Rahmen von Genehmigungsverfahren können die Komplexi­tät und Vielschichtigkeit der ökofaunistischen Zu­sammenhänge kaum liefern. Gerade die Standort­planung für Windkraftanlagen erfordert ein regio­nalplanerisches und konzeptionelles Vorgehen mit weitsichtig lenkender Wirkung. Nur über derartige Vorgaben können Eignungs-, Restriktions- oder Tabubereiche definiert, die räumliche Ausdehnung von bzw. die Abstände zwischen den Windparks festgelegt sowie tierökologische Erfordernisse ganz­heitlich berücksichtigt werden. Für die Windkraft­betreiber würde damit mehr Transparenz und Pla­nungssicherheit und schließlich auch die Straffung von Genehmigungsverfahren erreicht.

Schrittweise wurden insoweit im Land Branden­ burg Regionalplanungen und tierökologische Ab­Standskriterien(seit 2003) als landesweite Rege­lungsbasis entwickelt. Dennoch können derartige Vorgaben nur so gut sein, wie belastbare Grund­lagen zur Verfügung stehen und verwendet werden können. Diese bedürfen der mühevollen und mehr­jährigen Feldarbeit und entspringen nicht am Schreibtisch.

Die vorgelegte Studie beschäftigt sich mit der avi­

faunistischen Problemstellung im Binnenland. Wie kam es dazu?

Bei der Inbetriebnahme des im Jahre 2000 mit 38 Anlagen und 63 MW leistungsfähigsten Windparks in Europa fernab der Meeresküste im Süden des Landes Brandenburg (bei Senftenberg , 100 km süd­lich von Berlin ) wurde zwischen Vertretern der Raumordnung des Landes und dem Vorhabens­träger des Windparks(Ventotec GmbH/Leer ) ver­einbart, dass eine mehrjährige Felduntersuchung auf die finanzielle Unterstützung des Windkraft­betreibers zählen kann.

Der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Oberspreewald-Lausitz kam dabei die Aufgabe der Koordination zu. Auf der Basis eines Mehrparteien­vertrages gelang es, über formelle, vertragliche Voraussetzungen und der Einrichtung eines Ver­wahrkontos beim Landkreis eine unabhängige Studie auf den Weg zu bringen. Das uneigennützige Auftreten der Ventotec GmbH zeigt, dass Windkraft­betreiber durchaus als konstruktive Partner ver­standen werden wollen und können. Dieser Ein­stellung ist es maßgebend zu danken, dass die Studie überhaupt möglich wurde und weitere Grunddaten erhoben werden konnten. Ein Beispiel für Kooperation statt Konfrontation und zur Nach­ahmung durchaus empfohlen.

Für die Studienbearbeitung gelang es, fachlich kompetente Vertreter des Naturschutzbundes Deutschland e.V. zu gewinnen und dafür die zwei im Landkreis tätigen Regionalverbände Calau und Senftenberg zusammenzuführen. Die Studie ent­stand schließlich durch das Mitwirken von insge­samt 26 Spezialisten in dreijähriger Felderfassung. In weit über 3.000 Stunden wurden besonders orni­thologische Daten in elf unterschiedlichen Wind­parks im Süden Brandenburg zusammengetragen.

Die Studie beginnt mit der Vorstellung der einzel­nen Untersuchungsgebiete und den dort erzielten Ergebnissen. Dem schließt sich die Auswertung mit einer fachlichen Gegenüberstellungen zu den bisher gültigen tierökologischen Abstandskriterien an. Dazu kommen wichtige Anregungen für die künfti­ge Standortlenkung, zum verbleibenden Untersu­