Heft 
Band 16
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besiedelter Messtischblattquadranten zwischen 1978-82 und 1994-98 von 76,2 auf 57,5% abge­nommen. Immerhin war der Bestand mit ge­schätzten 2.000-3.000 BP in den 90er Jahren noch recht hoch(EıcHsTADT et al. 2006). In Sachsen lag der Bestand Mitte der 90er Jahre bei 500-800 BP, er hatte gegenüber dem Zeitraum 1978-82 landes­weit um 20-30% abgenommen bei regional sehr unterschiedlicher Entwicklung(Sterrens et al. 1998). In Thüringen setzte nach einem Bestands­hoch in den 1920er und 30er Jahren ein Rückgang ein, der ab den 60er Jahren durch die Besiedlung von Neubaugebieten unterbrochen wurde. Spätes­tens seit den 90er Jahren ging der Bestand stark zurück und lag 1999 bei etwa 110 Revieren(Grimm 2000). Auch aus Polen wird eine aktuelle Abnahme sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen gemeldet(TomıAL0J& STAWARCZYK 2003).

Noch wesentlich drastischer verlief der Bestands­rückgang in einigen Regionen des westlichen und südlichen Mitteleuropas . In Schleswig-Holstein nahm der Bestand von etwa 450 BP um 1960 auf nur noch 5-10 BP um 2000 ab(Bernort et al. 2002). Niedersachsen beherbergte in den 60er und 70er Jahren noch schätzungsweise 10.000­15.000 BP(ZAnc& Süpseck 2000), 2005 waren es unter 80(KRÜGER& OLTMANNS 2007). In Nordrhein­ Westfalen ist die Haubenlerche nach starkem Rückgang seit Mitte des 20. Jahrhunderts aktuell wohl ausgestorben(Wink et al. 2005). In Hessen wurde der Bestand Anfang der 90er Jahre auf 200­300 Paare, 10 Jahre später nur noch auf 30-50 Paare geschätzt(BErck& Lucan in HGON 1995, HGON& VSW 2006). In Bayern hat der Bestand zwischen 1975 und 1999 um 50% abgenommen(SCHLAPP in BezzeL et al. 2005), doch ist Bayern aktuell das einzige Bundesland, für das eine positive Bestands­entwicklung angegeben wird(SüpsEck et al. 2007). In den Niederlanden gab es in den 50er und 60er Jahren schätzungsweise 5.000-10.000 BP und 1997 nur noch unter 100(BıLsma et al. 2001). In der Schweiz ist die Haubenlerche bereits in den 80er Jahren als Brutvogel ausgestorben(HEGELBACH et al. 2003).

Lebensraum Die Haubenlerche besiedelt offene, trockene und nährstoffarme Standorte. ScHALow(1919) schrieb:

Otis 16(2008)

In den Überresten ausgedehnter Sanddünen, wie sich solche an den Randungen kleiner Landstädte, oft auch inmitten derselben... finden, wird vielfach eine große Anzahl dicht nebeneinander brütender Paare angetroffen. Derartige offene Lebensräume, durch intensive Beweidung entstanden, finden sich heute so gut wie nicht mehr.

Haubenlerchen sind auf Flächen angewiesen, die durch menschliche Aktivitäten entstanden sind, neu entstehen und offen gehalten werden. Dies sind landwirtschaftliche Produktionsanlagen, Gewer­begebiete und ähnliche Brachflächen und Flächen zwischen Wohnblocks. Letztere verloren in Berlin etwa 20 Jahre nach dem Bau der Wohngebiete wieder ihre Bedeutung als Lebensraum für die Haubenlerche: Ödlandcharakter mit offenen Bo­denstellen wurde zunehmend durch Grünflächen und geschlossene Vegetationsdecke abgelöst(Wırr 2000, OrTo 2007).

Im ländlich geprägten Nordwestmecklenburg siedelte 1995-97 etwa die Hälfte der knapp 60 Reviere in landwirtschaftlichen Betrieben, die restlichen verteilten sich auf Gewerbeflächen und Wohnblocks (HErrurtH 2000). Die Brutplatzverteilung ordnet sich damit etwa in das Spektrum brandenburgischer Flächen ein(Tab. 5). Dagegen sind in Niedersachsen nach starkem Bestandsrückgang landwirtschaftlich geprägte Standorte fast gänzlich aufgegeben und die Restvorkommen konzentrieren sich in Städten (ZAnG& SünpBECK 2000).

Rückgangsursachen, Gefährdung und Schutz

Die wechselvolle Geschichte des Auftretens der Haubenlerche in Mitteleuropa ist immer wieder mit klimatischen Änderungen in Zusammenhang gebracht worden(z.B. SCHIFTER in GLUTZ VON BLOTZ­HEIM& BAUER 1985, ZANG& SüpBEck 2000). Der

überregionale dramatische Bestandsrückgang der Haubenlerche in den letzten Jahrzehnten ist jedoch nicht mit Klimaänderungen zu erklären, zumal die Haubenlerche von der eingetretenen Erwärmung eher profitieren müsste. Vielmehr hat der für Haubenlerchen geeignete Lebensraum stark abgenommen. Halboffene, extensiv genutzte Flächen sind durch Nutzungsintensivierung und die allgemeine Eutrophierung weitgehend aus der Landschaft verschwunden. Die Intensivierung der Landwirtschaft(Aufgabe der Dreifelderwirtschaft,