Otis 16(2008)
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Abb. 9: Erfolgreiche Kiebitzbruten sind im Havelland eine Ausnahme. Dabei ist die Schlupfrate auf Ackerflächen
deutlich höher, als auf extensiv genutztem Grünland.
Fig. 9: Successful Lapwing broods are an exception in the Havelland region. The hatching rate is markedly higher on arable land than on extensively used meadows.
Die völlig unzureichenden Nachwuchsraten bei den Limikolen und Großtrappen sind„Kollateralschäden“ der Immunisierung gegen die Tollwut, die so nicht hinzunehmen sind. Die Forderung nach einer deutlich geringeren Prädatorendichte in den Brutgebieten der akut bestandsgefährdeten Bodenbrüter bleibt daher bestehen.
Verschiedene Versuche zur Lösung dieses sehr komplexen Problems haben bisher nur Teilerfolge erbracht. Dazu gehören das Errichten von Zäunen, ein verändertes Gebietsmanagement und das Dezimieren von Prädatoren durch die Jagd(LANGGEMACH& BELLEBAUM 2005).
Bei den Großtrappen haben die 10-20 ha umfassenden Schutzzäune gute Nachwuchsraten und einen deutlichen Bestandszuwachs erbracht. Sie sollten aber nur eine vorübergehende Lösung sein und nicht davon abhalten, andere Wege zur Senkung der Prädationsrate zu erproben, denn die unnatürlich hohe Konzentration von Bruthennen, Gelegen und Jungtieren innerhalb der Schutzzäune birgt neue Risiken, wie Gewöhnung von Kolkrabe,
Seeadler und Habicht an das reiche Beuteangebot auf engem Raum, Verluste durch Übergriffe von Bruthennen auf Küken anderer Hennen und erhöhte Infektionsgefahr(Staatliche Vogelschutzwarte ).
Eine Veränderung des Managements in den Schutzgebieten zur Minderung der Prädatorendichte erscheint sinnvoll, ist aber nur auf den ersten Blick eine allgemein brauchbare Lösung. Die zur Senkung der Prädatorendichte häufig empfohlene Wiedervernässung im Grünland erscheint in der Region Havelland-Fläming wenig erfolgversprechend, denn die Zunahme der Raubsäuger in den 1990er Jahren verlief in diesen Schutzgebieten parallel zu einer deutlich verstärkten Vernässung, (z.B. in der Großen Grabenniederung auf 600 ha, im NSG Havelländisches Luch auf 250-350 ha, in den Belziger Landschaftswiesen auf 800-1.000 ha). Ein noch stärkerer Wassereinstau zur Minimierung der Säugerdichte würde sicher Fuchs und Dachs treffen, weniger Waschbär und Mink, aber gleichzeitig würden sich die Brutflächen der Großtrappen im Grünland weiter verringern.