Heft 
Band 16
Seite
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Litzbarski& Litzbarski: Bruterfolg des Kiebitz 85

Verantwortlich dafür sind die deutliche höheren Ge­legeverluste im Grünland(58% Prädation) im Ver­gleich zu Äckern mit nur 33%. Auch bei diesen Da­ten gilt, dass die meisten Verluste mit unbekannter Ursache als Prädation anzusehen sind(Tab. 2, 4). Unter Berücksichtigung dieses Sachverhaltes ergibt sich ein Verhältnis von>75% Gelegeprädation im Grünland zu etwa 40% auf den Äckern.

Eine wesentliche Ursache für diesen deutlichen Unterschied ist wahrscheinlich in der Verteilung futtersuchender Prädatoren im Untersuchungs­gebiet zu suchen. Insgesamt ist das NSG Havel­ländisches Luch ein optimaler Lebensraum für Prädatoren. Das Nahrungsangebot, vor allem die Kleinsäuger-, Amphibien- und Wirbellosenbestän­de werden durch das NSG-Management, z.B. Erhöh­ung der Strukturvielfalt, großflächige Senkung der Nutzungsintensität im Grünland, Schaffung von Stilllegungs- und Vernässungsflächen nachhaltig ge­fördert(JASCHKE 1998, Köster& Bruns 2003, WATZKE & Mensch 1998). Gleichzeitig gibt es Bereiche, wie die herkömmlich bewirtschafteten Ackerflächen, die nur ein geringes Nahrungsangebot für Prädatoren aufweisen(Meınic 1995). Diese werden eher gemie­den, während das extensiv genutzte Grünland mit seinen optimalen Nahrungsbeständen die Raubsäu­ger, Greif- und Rabenvögel verstärkt anzieht. Hö­here Prädationsraten bei Kiebitzgelegen auf extensiv genutzten Flächen im Vergleich zu solchen mit in­tensiverer Bearbeitung nennen auch EıkHorst(2005), Koorker& Buckow(1997) und Köster& Bruns(2003).

Schlussfolgerungen

Die vorliegenden Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungsgebieten Deutschlands zeigen, dass eine bestandserhaltende Nachwuchsrate bei den Limikolen und Großtrappen vor allem eine deutliche Senkung der Verluste durch Prädation erfordert. Gelege der Bodenbrüter sind für die Prädatoren wahrscheinlich nur einZubrot, für das Überleben der in der Regel vom Aussterben bedrohten Bodenbrüter sind die hohen Gelege­und Kükenverluste jedoch von existenzieller Bedeutung.

Die für die hohe Prädation vor allem verant­Wortlichen Raubsäuger haben sich in den 1990er Jahren stark vermehrt. Ursachen dafür sind ein

Prädation am Tage Schlupf

Landwirt-\.

schaft,

Prädation nachts

Abb. 7: Schlupfrate und Ursachen für Gelegeverluste beim Kiebitz im Havelland nach Untersuchungen mit Thermologgern(n= 78, 2001/02, 2005/06).

Fig. 7: Hatching success and causes of loss of Lapwing clutches in the Havelland studied with thermo loggers (n= 78, 2001/02, 2005/06).

100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10%

0% Grünland(n=19) Acker(n=48)

EM Schlupf DC Landwirtschaft EM Prädation EI unbekannt

Abb. 8: Schlupfrate und Ursachen der Gelegeverluste beim Kiebitz im Havelland getrennt nach Neststandorten im Grün- und Ackerland(2005/06: Untersuchungen mit und ohne Thermologger, n= 67). Fig. 8: Hatching success and causes of loss of Lapwing clutches in the Havelland on nest sites on meadows and arable land respectively(2005/06: studies with and with­

out thermo loggers, n= 67).

optimales Nahrungsangebot, Veränderungen in der Jagdausübung, die Einführung der Immunisierung der Raubsäuger gegen Tollwut sowie die massive Ausbreitung der Neozoen Marderhund, Waschbär und Mink, die durch die Immunisierung gegen Tollwut gefördert wurde(MINISTERIUM FÜR LÄNDLICHE ENTWICKLUNG, UMWELT- UND VERBRAUCHERSCHUTZ

2008).