Heft 
Band 16
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Litzbarski& Litzbarski: Bruterfolg des Kiebitz 87 NEED

Auch eine Minderung des natürlichen Nahrungs­angebotes zur Senkung der Prädatorendichte auf den Brutflächen der geschützten Arten(LAnc­GEMACH& BELLEBAUM 2005) durch eine Verringe­rung nahrungsreicher Landschaftselemente ist nur eingeschränkt sinnvoll. Denn das würde be­deuten, wir opfern die in den letzten beiden Jahr­zehnten finanziell teuer erkaufte floristische und faunistische Artenvielfalt, um die Dichte der Raubsäuger zu senken. Diese Bedenken schließen nicht aus, dass lokal derartige Experimente zum Flächenmanagement bei guter fachlicher Begleitung aufschlussreiche Ergebnisse erbringen können.

Um die Prädatorendichte in den Brutgebieten der Limikolen und Großtrappen so deutlich zu senken, dass deren Nachwuchsrate merklich ansteigt, sind Änderungen in der Jagdpraxis dringenderforderlich. Trotz der fachlichen, rechtlichen und ethischen Bedenken sind wirkungsvolle Schritte in diese Richtung unbedingt durch das MLUV einzuleiten. Bei den fachlichen Bedenken sollte man auf Erfolge in Ungarn (FAraGö et al. 2001) zurückgreifen. Den rechtlichen und ethischen Bedenken ist durch trans­parente, naturschutz- und jagdrechtlich korrekte Verfahrensweisen zu begegnen.

Wenigstens für die relevanten Schutzgebiete sind Ausnahmenregelungen für die Jagd zu er­lassen, etwa nach$31 BbgJagdG(09. Oktober 2003). Bei Beachtung naturschutzrechtlicher und ethischer Aspekte sind unter Kontrolle der Obersten Jagdbehörde und der Staatlichen Vogel­schutzwarte in der Praxis unkompliziert hand­habbare Sonderreglungen für die Bejagung von Raubsäugern und spezialisierter Kolkraben wäh­rend der Fortpflanzungszeit unerlässlich. In den Schutzgebieten mit Großtrappen und hohem Limi­kolenbestand ist endlich der Einsatz erfahrener Berufsjäger zu erproben, die die örtlichen Jagd­Pächter in der Bejagung von Raubsäugern unter­stützen. Der bei der Reduzierung der Fuchsbestände SO wirksame Einsatz von Fallen und eine effektive Baujagd ließen sich auf diese Weise in den Schutz­gebieten und ihrem Umland fördern. Leider Wurden in diesen NSG gerade neue Pachtverträge langfristig abgeschlossen, ohne dass entsprechende Vereinbarungen eingearbeitet werden konnten.

Selbstverständlich sind bei Überlegungen zur effektiven Senkung der Prädatorendichte Mög­

lichkeiten zur Minderung ihrer Nachwuchsraten durch chemische Fortpflanzungshemmung mit einzubeziehen(LANGGEMACH& BELLEBAUM 2005).

Ohne ein wirksames Maßnahmenpaket zur effektiven Minderung der Gelege- und Jungvogel­verluste durch Prädation haben Großtrappen und Limikolen mittelfristig keine Überlebenschance. Wesentliche Ziele, die mit der Investition drei­stelliger Millionenbeträge in landwirtschaftlich geprägte Naturschutzgebiete angestrebt wurden, werden dann leider unerreichbar bleiben.

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